Schroders: 14 Tage nach der Trump-Wahl: Die Stimmung an den Märkten dreht sich

Anhand von fünf Kursverläufen zeigen wir, wie sich die Marktstimmung nach Trumps Wahl gedämpft hat – doch wie lang wird die aktuelle Situation anhalten?

24.11.2016 | 10:26 Uhr

Anleihen unter Druck, ein stärkerer US-Dollar, Verwerfungen in den Schwellenländern und höhere Inflationserwartungen: Ist für all dies der Wahlsieg von Donald Trump verantwortlich? Unsere fünf Grafiken sind Schlaglichter, wie die Märkte in den Tagen nach der Wahl reagiert haben.

US-Staatsanleihen

Was passiert?

Die Zinsen sind direkt nach der Wahl deutlich angestiegen. Allgemein erwartet man, dass Trumps politische Entscheidungen zu höherer Inflation führen würden. Sollten die Erwartungen eintreten, dürfen Investoren Anleihen verkaufen: Schließlich schmälert die Inflation die ohnedies niedrigen Erträge von Festzinspapieren. Fällt der Kurs einer Anleihe, steigen die Zinsen im Gegenzug. Genau dies ließ sich zuletzt beobachten.

Der Trump-Effekt auf US-Staatsanleihen

Was ist der Hintergrund?

Trump hat angekündigt, massiv in Infrastruktur investieren zu wollen und damit Arbeitsplätze zu schaffen. Dies wiederum macht Lohnsteigerungen und damit höhere Konsumausgaben wahrscheinlicher, was einen gewissen Inflationsdruck erzeugt (denn die Preise steigen, wenn höhere Nachfrage auf ein gleichbleibendes Angebot trifft).

Schwellenländer

Was passiert?

Aktien der Schwellenländer verhalten sich ähnlich wie nach dem „Taper Tantrum“ 2013, als die Aktienkurse der Schwellenländer massiv gefallen sind, nachdem die US-Notenbank höhere Leitzinsen angekündigt hatte. Die herben Kursverluste der vergangenen Tage scheinen auf ein „Trump Tantrum“ hinzudeuten.

Der Trump-Effekt auf Schwellenländeraktien

Was ist der Hintergrund?

Schwellenländer hängen erheblich von ausländischen Krediten ab – viele Staats- und Unternehmensanleihen lauten auf US-Dollar. Wenn nun die Zinsen steigen, werden die Rückzahlungen teurer: Dies drückt auf das Wachstum der Volkswirtschaften und schmälert die Gewinne der Unternehmen.Möglicherweise könnte eine feindseligere Handelspolitik Trumps die Investitionen in Schwellenländern unattraktiver machen. Das erheblich größere Problem ist jedoch, dass die Pläne Trumps aktuell noch im Dunkeln liegen.

Eisenerz

Was passiert?

Eisenerz ist aktuell so teuer wie schon seit zwei Jahren nicht mehr.

Der Trump-Effekt auf Eisenerz

Was ist der Hintergrund?

Das angekündigte Infrastrukturprogramm wird die Nachfrage nach Grundstoffen erheblich steigen lassen. Und es gab bereits eine Preisrallye, da einerseits das Angebot überschaubar ist, andererseits China erheblich in Infrastruktur investiert. Der Preisanstieg könnte allerdings auch überzogen gewesen sein – und so folgte auf die Preisspitze ein massiver Verfall.

US-Dollar

Was passiert?

Der US-Dollar wertet massiv auf – was besonders die Exportwirtschaft und ausländische Touristen zu spüren bekommen. Aber nicht ausschließlich, denn auch für den Rest der Welt bleibt – wie bereits bei der Inflation skizziert – die Dollarstärke nicht folgenlos. Ebenfalls wird man in Europa höhere Preise für Benzin zu erwarten haben, da die Ölpreise traditionell in Dollar festgelegt werden. Die Grafik zeigt den enormen Preisanstieg des US-Dollar direkt im Anschluss an die Wahl.

Der Trump-Effekt auf den US-Dollar


Was ist der Hintergrund?

Höhere Inflationserwartungen geben der US-Notenbank mehr Ansatzpunkte, um die Leitzinsen zu erhöhen. Denn Leitzinsen verhalten sich zu Währungen ähnlich wie Dividenden zu Aktien: Je höher die Dividende, desto verlockender sieht eine Aktie für einkommensorientierte Anleger aus.

Gold

Was passiert?Trotz einer deutlichen Aufwärtsbewegung im Vorfeld der Wahl hat der Goldpreis im Anschluss extrem nachgegeben.

Der Trump-Effekt auf Gold

Was ist der Hintergrund?

Gold ist eine klassische Anlage für alle, die sich gegen Inflation und wirtschaftliche Unsicherheiten absichern wollen. Das beschränkte Angebot macht Gold zur bevorzugten Wertanlage in schwierigen Zeiten: in den Jahren der Ölkrise in den Siebzigern stieg der Preis für Gold genauso wie in der Finanzkrise ab 2008.

Mit den Unsicherheiten lassen sich die schwankenden Preise direkt nach der Wahl erklären, denn mittlerweile scheinen Anleger eher eine abwartende Haltung einzunehmen. Da der Goldpreis ebenfalls in US-Dollar festgelegt ist, macht ein steigender Dollarkurs Gold teurer. Dies drückt leicht auf die Nachfrage – und bei ansonsten gleichbleibenden Rahmenbedingungen sinkt der Preis. Was man allerdings auch nicht außer Acht lassen sollte, sind höhere Leitzinsen: Sie wirken in aller Regel negativ auf Gold, weil sich mit dem Edelmetall keine regelmäßigen Erträge erwirtschaften lassen.

Einschätzung zu Gold von Geoff Blanning (Head of Commodities):

Gold ist mehr als der sprichwörtliche sichere Hafen, denn die Vergangenheit lehrt, wie stark Gold auch als Symbol für Wohlstand steht. Nach dem Wahlsieg von Trump ging zwar der Goldpreis zurück, doch die langfristigen Aussichten halte ich für mehr als solide. Abwarten kann sich kurzfristig bewähren, doch Gold ist mittel- und langfristig eine mehr als bedenkenswerte Option. Alles sieht nach höherer Inflation aus und Trump könnte der Grund sein, dass tatsächlich die Preise steigen. Denn ist die Inflation hoch, können Rohstoffe wie Gold eine vielversprechende Möglichkeit sein, sich abzusichern.

Schroders hat in diesem Dokument eigene Ansichten geäußert. Diese können sich ändern.

Der Artikel erschien am 23.11 auf Schroders.com

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