Schroders: Die Renditeprognosen fallen niedriger aus

Da die Renditen künftig vermutlich geringer ausfallen als früher, müssen die Anleger möglicherweise ihre Erwartungen herunterschrauben oder risikobereiter werden.

11.04.2018 | 10:40 Uhr

Bei der von Schroders 2017 durchgeführten Global Investor Study kam einmal mehr heraus, dass die Investoren hohe Renditen erwarten. Über ein Drittel der Befragten rechnete in den nächsten fünf Jahren mit einer Rendite von 5–9 % pro Jahr, und 31 % erwarteten zwischen 10 und 19 %.

Die Ziele ertragsorientierter Anleger sind ähnlich hoch: Laut unserer Studie von 2016 erwarteten 41 % der Anleger Erträge von mindestens 8 % pro Jahr.

Angesichts der Tatsache, dass die Zinsen zehn Jahre nach der globalen Finanzkrise immer noch niedrig sind, mag es überraschen, dass die Erwartungen der Investoren nicht gesunken sind. Wenn überhaupt, dann ist das Gegenteil eingetreten: Unsere Studie ergab, dass die Millennials von allen Altersgruppen die optimistischsten Renditeerwartungen haben.

Allerdings ist es eine typisch menschliche Eigenschaft, von den Erfahrungen der Vergangenheit auf die Zukunft zu schließen. Das heißt: Wir gehen davon aus, dass die Zukunft der jüngsten Vergangenheit sehr ähnelt. Und in Bezug auf Kapitalanlagen war die jüngste Vergangenheit von hohen Renditen geprägt.

Hohe Renditen liegen noch nicht weit zurück

Die Abbildung unten zeigt die annualisierten realen Renditen (d. h. um die Inflation bereinigt) für Aktien und Anleihen, wie sie sich für die Baby-Boomer-Generation (die zwischen 1946 und 1964 Geborenen) und die Generation X (1964–1980) darstellen.

Der Hinweis auf die realen Renditen ist hier angesichts der hohen Inflation in diesem Zeitraum – insbesondere Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre – äußerst wichtig. An den Grafiken lässt sich ablesen, dass die Aktienrenditen in sämtlichen Regionen recht hoch und die Anleiherenditen seit 1980 besonders stark ausfielen. 

Die historischen Renditen waren hoch
Annualisierte reale Renditen von Aktien und Anleihen (%)

(Quelle: Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton: Triumph of the Optimists, Princeton University Press, 2002, sowie spätere Forschung.)

Die künftige Entwicklung kann ganz anders aussehen

Die meisten Prognosen legen indes nahe, dass die Renditen in Zukunft weit niedriger ausfallen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens ist von einer weiterhin niedrigen, wenn auch gegenüber den zuletzt extrem niedrigen Niveaus steigenden Inflation auszugehen. Bei einer niedrigen Inflation verlangen die Anleiheinvestoren einen geringeren Renditeaufschlag, um den inflationsbedingten Kaufkraftverlust zu kompensieren.

Zweitens impliziert eine niedrige Inflation auch niedrige Zinsen. Wenngleich die Zinsen gegenüber dem Krisenniveau steigen, wird allgemein damit gerechnet, dass sie relativ niedrig bleiben, da die Weltwirtschaft voraussichtlich langsamer wachsen wird als in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Das ist ebenfalls auf zahlreiche Faktoren zurückzuführen, unter anderem auf die nachlassende Expansion in einigen Schwellenländern und demographische Veränderungen wie das langsamere Wachstum der Bevölkerung im erwerbstätigen Alter.

Aufgrund dieser und anderer Faktoren ist künftig von niedrigeren Renditen auszugehen.

Auf 7- bzw. 30-jährige Sicht sind niedrigere Renditen zu erwarten

In der folgenden Grafik werden die hohen historischen Renditen den aktuellsten langfristigen Renditeprognosen der Schroders Economics Group gegenübergestellt. Diese deuten darauf hin, dass die Aktienmarktrenditen von zuletzt über 6 % voraussichtlich weder in den USA noch in Großbritannien oder Europa erreicht werden. Bei Anleihen bietet sich ein noch drastischeres Bild: Hier sind in Großbritannien und Europa in den nächsten sieben Jahren negative reale Renditen zu erwarten. 

Die Renditeprognosen fallen niedriger aus
Annualisierte reale Renditen von Aktien und Anleihen (%)'

(Quelle: 1Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton: Triumph of the Optimists, Princeton University Press, 2002, sowie spätere Forschung, 2Thomson Reuters Datastream, Schroders Economics Group, Januar 2018. Langfristige Renditeannahmen.)

Was in der Abbildung nicht zu sehen ist: Die Schroders Economics Group prognostiziert für asiatische Aktien über einen Horizont von 30 Jahren eine überdurchschnittliche Wertentwicklung gegenüber den meisten Aktienmärkten der Industrieländer. Dies ist auf die Unterschiede beim Produktivitätswachstum zurückzuführen. Selbst hier werden allerdings reale Renditen von 5,4 % für die Pazifikregion (ohne Japan) und 5,9 % für die Schwellenländer vorhergesagt.

Höhere Renditen sind noch möglich, aber mit höheren Risiken verbunden

Was heißt das für Anleger? Da das Zinsniveau allem Anschein nach niedrig bleiben wird, werden Bargeldersparnisse durch die Inflation aufgezehrt. Anleger auf der Suche nach höheren Renditen müssen möglicherweise mehr Geld zurücklegen und/oder das Spektrum der Anlageklassen erweitern.

Dies bringt andere Risiken mit sich. Wer in Aktien mit höherer Dividende investiert, sollte beispielsweise darauf achten, welcher Kurs für diese Aktien zu zahlen ist. Auch Unternehmensanleihen sind eine Möglichkeit, aber Emittenten höherverzinslicher Anleihen bergen oft auch ein höheres Ausfallrisiko.

Ertragsorientierte Anleger müssen womöglich über einen längeren Zeitrahmen investieren und das Währungsrisiko berücksichtigen, wenn sie sich für eine Anlage außerhalb ihrer Heimatregion entscheiden.

Daher sollten Investoren, die höhere Renditen und Erträge erzielen möchten, möglicherweise die Hilfe eines Vermögensverwalters in Anspruch nehmen, um ihre Ziele zu erreichen und gleichzeitig diese Risiken zu reduzieren.

Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar. Der Beitrag wurde am 10.04.18 auch auf schroders.com veröffentlicht.

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