Schroders: Ein Jahr Präsident Trump

In den zwölf Monaten, seit Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde, haben die Aktienmärkte Rekordstände erreicht. Wir untersuchen, wie und warum die Märkte reagiert haben.

21.11.2017 | 12:31 Uhr

Präsident Trump schreibt sich selbst den Anstieg des Aktienmarktes zu, seit er die US-Wahl vor zwölf Monaten gewonnen hat.

Das sind keine Fake News. Die Nachfrage nach Aktien ist hoch, weil sich die Anleger von der Trump-Administration Steuersenkungen für Unternehmen erhoffen, die deren Profitabilität stärken sollten.

Seit der Wahl am 8. November 2016 haben US-Aktien um 22,1 % zugelegt (Stand: 8. November 2017). Der S&P 500 markierte in den 12 Monaten nach der Wahl ein Allzeithoch von 2.581,07 Punkten am 27. Oktober 2017.

Aber nicht nur US-Aktien befinden sich im Aufwind. Gemessen am MSCI World Index sind Aktien weltweit um 21,2% in den zurückliegenden zwölf Monaten gestiegen und notieren ebenfalls auf Allzeithöchstständen.

Hierbei ist anzumerken, dass sich die Märkte inmitten einer bereits seit neun Jahren andauernden Hausse befinden. Der S&P 500 hat seit seinem Tiefstand im März 2009 ganze 281 % gewonnen, was einem durchschnittlichen Jahresanstieg von rund 18 % entspricht.

Aktien haben sich von der globalen Finanzkrise erholt und profitieren weiterhin von einer lockeren Geldpolitik der Notenbanken sowie niedrigen Zinsen.

Die Märkte zogen unmittelbar nach der Wahl am stärksten an, da die Anleger an den „Trump-Handel“ glaubten – die Hoffnung auf Steuersenkungen und auf eine Politik, die Investitionen (z. B. in die Infrastruktur) ankurbeln sowie Inflationsdruck erzeugen würde, der Aktien attraktiver erscheinen lässt.

Trumps wirtschaftsfreundliche Pläne umfassten:

  • Niedrige Unternehmenssteuern
  • Eine befristete Repatriierungssteuerbefreiung – Steuererleichterung für zurückgeführte Auslandsgewinne
  • Massive Infrastrukturinvestitionen
  • Eine Deregulierung der Finanzwirtschaft

Wie der US-Aktienmarkt in den vergangenen zwölf Monaten zugelegt hat

Quelle: Schroders. Die Daten von Bloomberg beziehen sich auf den S&P 500 im Zeitraum vom 8. November 2016 bis 31. Oktober 2017. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.

Aufgrund dieser Rallye und der Tatsache, dass die Unternehmensgewinne nicht schnell genug stiegen, um mit ihr Schritt zu halten, wurden die Aktien teuer.

Die nachstehende Tabelle zeigt die gängigsten Möglichkeiten der Aktienbewertung.

  • Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) vergleicht Aktienkurse mit Gewinnen, wobei ein niedrigeres KGV auf ein besseres Wertpotenzial hindeutet.
  • Das konjunkturbereinigte KGV (CAPE) funktioniert ähnlich, wird jedoch über einen Zeitraum von zehn Jahren „verdurchschnittlicht“, um konjunkturelle Verzerrungen auszugleichen.
  • Die Dividendenrendite, die durchschnittliche Ausschüttung, die von den Unternehmen im S&P 500 gezahlt wird, im Verhältnis zum Aktienkurs, bietet ebenfalls Anhaltspunkte für die Bewertung.

Wie sich die US-Aktienbewertungen seit der Wahl entwickelt haben

(Quelle: Schroders. Die Daten von Thomson Reuters Datastream beziehen sich auf den S&P 500 Index. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.)

Wie ist es Anleihen ergangen?

Die Kurse von US-Staatsanleihen sind in den vergangenen zwölf Monaten deutlich gesunken.

Der Grund ist derselbe wie der für die gute Entwicklung von Aktien – wegen der erwarteten inflationstreibenden Ausgabenpolitik der Trump-Regierung.

Inflation ist schlecht für Anleihen, da sie den fixen Zinssatz, der heute gezahlt wird, weniger attraktiv macht, sobald andere Anlagen potenziell höhere Erträge abwerfen.

Wie die nachstehende Abbildung zeigt, stehen die Kurse und Renditen von Anleihen in einer inversen Beziehung zueinander. Während demnach die Anleihekurse gesunken sind (dunkelblaue Linie in der Grafik) – konkret um 0,55 % in den zurückliegenden zwölf Monaten bei zehnjährigen Treasuries – ist die Rendite (hellblaue Linie) von 1,85 % auf 2,37 % gestiegen.

Ein weiterer Einflussfaktor waren die steigenden Zinsen. Die US-Notenbank Fed hat die Zinsen von 0,5 % auf 1,25 % angehoben, wobei die Märkte weitere Erhöhungen erwarten. Auch dies setzt die Anleihekurse unter Abwärtsdruck und treibt die Renditen entsprechend nach oben.

Wie sich die Kurse und Renditen von US-Staatsanleihen seit der Wahl entwickelt haben

(Quelle: Schroders. Die Daten von Bloomberg zeigen die Entwicklung der Renditen (Achse rechts) und der Kurse (Achse links) zehnjähriger US-Treasuries für den Zeitraum vom 8. November 2016 bis 1. November 2017. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.)

Wie haben sich die einzelnen Marktsektoren entwickelt?

Trump hat Schwierigkeiten, seine Wahlversprechen durch den Kongress zu bringen und in Gesetzesform zu gießen – was die jüngste Rallye bei Aktien in Frage stellt.

Titel im Finanzsektor, wie etwa Banken und Versicherer, würden von der geplanten Aufweichung der Finanzmarktregulierung am meisten profitieren. Sie haben in den vergangenen zwölf Monaten um 35,5 % zugelegt.

Der Industriesektor, der unter anderem Bauunternehmen umfasst, steht 24,1 % im Plus und der Grundstoffsektor mit Bergbautiteln, die Rohmaterialien für den Einsatz im Baugewerbe produzieren, verzeichnete einen Anstieg von 26,4 %.

Wie sich die US-Aktienmarkt-Sektoren seit der der Wahl entwickelt haben

(Quelle: Schroders. Die Daten von Bloomberg zeigen die Wertentwicklung der S&P 500-Sektoren für den Zeitraum vom 8. November 2016 bis 31. Oktober 2017. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.)

Dazu Keith Wade, Chefökonom von Schroders:

„Die nachlassenden politischen Risiken in Europa haben den Märkten neben einer „Goldlöckchen“-Kombination aus robustem Wachstum und niedriger Inflation in diesem Jahr zu einer erfreulichen Entwicklung verholfen.

„In den USA hat auch das Versprechen niedrigerer Steuern und einer Deregulierung eine Rolle gespielt, obwohl die Sorge besteht, dass Steuersenkungen jetzt Öl ins Feuer gießen und so eine Überhitzung der US-Wirtschaft bewirken könnten.“

Bitte beachten Sie, dass die Wertentwicklung in der Vergangenheit nicht als Maßstab für zukünftige Ergebnisse zu betrachten ist und sich möglicherweise nicht wiederholen lässt. Der Wert der Anlagen und der damit erzielten Erträge kann sowohl steigen als auch fallen. Unter Umständen erhalten die Anleger den ursprünglich investierten Betrag nicht in vollem Umfang zurück. Wechselkursschwankungen können dazu führen, dass der Wert von Anlagen im Ausland steigt oder fällt. 

Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar. Der Beitrag wurde am 21.11.17 auch auf schroders.com veröffentlicht.

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