Schroders: Ein kurzer Abriss der Geschichte des veranwortungsvollen Investierens

Wir werfen einen Blick auf die Geschichte des verantwortungsvollen Investierens und erklären, warum es im neuen Jahrtausend an Schwung gewinnt.

28.11.2016 | 14:33 Uhr

Verantwortungsvolles Investieren geht zurück bis auf das Investieren selbst. Im 18. Jahrhundert legten Quäker, Methodisten und weitere religiöse Gruppen klare Leitlinien für ihre Anhänger fest über die Arten von Unternehmen, in die sie investieren sollten.

An den modernen Märkten wurde verantwortungvolles Investieren in den 1960er Jahren verstärkt formalisiert, etwa zu der Zeit, als die Investmentfondsbranche weite Verbreitung fand. Fragen rund um verantwortungsvolles Investieren spiegelten die sozialen Probleme der Zeit wider, wie z.B. die Entstehung der Bürgerrechtsbewegung und änderten sich durch den Wandel gesellschaftlicher Ansprüche.

Da die Fondsverwaltungsbranche wuchs, erkannten Aktivisten die Möglichkeit, dass Aktionäre das unternehmerische Handeln beeinflussen konnten. Zwischen den 1970er und 1990er Jahren wurde beispielsweise Druck auf Fondsmanager erzeugt, Anlagen in Unternehmen zu vermeiden, die in Südafrika tätig waren. Dies ist unter anderem einer der Gründe, der dazu beitrug, die Apartheid zu beenden.

In den 1980er Jahren und später rückten vor dem Hintergrund der Katastrophen von Bhopal sowie Exxon Valdez Umweltfragen verstärkt in den Mittelpunkt.
Die globale Finanzkrise von 2008/09 zeigte nochmals die enge Verflechtung zwischen Gesellschaften, Volkswirtschaften und Finanzmärkten. Sie verdeutlichte, dass Wettbewerbsdruck nicht immer zu idealen Ergebnissen für das Gemeinwohl führt.

Die Finanzkrise hätte die Welt beinahe in die Knie gezwungen, hob aber erneut die Rolle der Anleger als langfristige Eigentümer von Unternehmen im Sinne einer guten Kontrolle und Verwaltung hervor.



Erhöhte Regulierung sowie stärkerer Druck seitens der Millenium-Generation, jene Altersgruppe, die von den Folgen der Finanzkrise am stärksten betroffen ist, haben für eine verstärkte Einbindung von Unternehmen in die Gesellschaft gesorgt, in der sie tätig sind und sie stärker in die Pflicht gegenüber allen Interessengruppen genommen.
Die Tabelle zeigt den starken Anstieg der Berichterstattung über nachhaltiges Investieren in den vergangenen Jahren (die graue Linie), das Wachstum von verantwortungsbewusstemInvestmentvermögen (die blaue Linie) und die Anzahl der Unterzeichner der Grundsätze fürverantwortungsbewusstes Investieren (Principles for Responsible Investment (PRI)) (die schwarzeLinie), welche von den Vereinten Nationen unterstützt werden.

Das durch die PRI erfasste Vermögen belief sich im April 2015 auf über 59 Billionen US-Dollar, dies entspricht einer Steigerung um 29 % gegenüber dem Vorjahr. Schroders war 2007 einer der ersten Unterzeichner.

Was versteht man unter verantwortungsvollen Anlegern?

Für verschiedene Menschen hat dieser Begriff eine Vielzahl von möglichen Bedeutungen, doch allemünden in der Anerkennung der Zusammenhänge zwischen den Unternehmen, in die sieinvestieren, und wie diese mit der Umwelt und der Gesellschaft, in der sie tätig sind, interagieren.

Diese Zusammenhänge bedeuten, dass die künftigen Gewinne von Unternehmen durch Änderungenin der Gesellschaft beeinflusst werden, in der sie tätig sind. Das Verständnis darüber, wie sich dieser Wandel vollzieht und welche Unternehmen davon profitieren, ist ein wichtiger Faktor bei langfristigen Anlageentscheidungen.
Das bedeutet nicht, dass ein Anleger um jeden Preis ethische Aspekte über solideFinanzentscheidungen stellt. Es handelt sich dabei ganz einfach um gute Anlagepraxis.

Aktive Eigentümerschaft

Als Eigentümer können Anleger Unternehmen dazu bringen, Maßnahmen bei Problemen in Verbindung mit der Steuerung von Risiken und zur Erzielung besserer Ergebnisse zu ergreifen.

Dies kann dazu führen, dass Unternehmen vermieden werden, die Tätigkeiten nachgehen, mit denen Anleger nicht einverstanden sind, oder Anleger üben Druck auf Führungsteams aus, damit sie bestimmte Tätigkeiten einstellen.

Der Schwerpunkt liegt auf der Ermittlung von Unternehmen, die langfristig die Weichen für ein nachhaltiges Wachstum gestellt haben, um gute Renditen für Anleger und andere Interessengruppen zu erzielen.

Definition von Nachhaltigkeit

Begriffe wie verantwortungsvolles und nachhaltiges Investieren, ESG-Investitionen (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) und Impact Investing werden häufig irreführend synonym verwendet.

Einerseits sondern ethische „Filter“ Unternehmen aus, die kontroversen Aktivitäten nachgehen.

Andererseits bedeutet ESG die Durchführung von Analysen in Kernbereichen von Entscheidungsprozessen eines Unternehmens – Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – und wirkt auf bessere Praktiken hin.

In Umweltfragen kann dies die CO2-Bilanz eines Unternehmens (die Höhe der Emissionen in dessen Betrieben), den Leistungsausweis und Maßnahmen bei Umweltverschmutzung bzw. für den Umweltschutz betreffen. Bei sozialen Angelegenheiten kann dies die Bewertung von gemeinnützigen Tätigkeiten oder Maßnahmen zum Gesundheitsschutz und zur Sicherheit am Arbeitsplatz betreffen. Im Bereich der Unternehmensführung kann dies die Frage betreffen, ob die Vorschriften und Verfahren, mit denen ein Unternehmen verwaltet wird, nachhaltig sind.

Gut geführte Unternehmen, die bei all diesen Kriterien gut abschneiden, sollten einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil haben und langfristig bessere Investitionen tätigen.

Der Beitrag erschien am 28.11 auf Schroders.com

Die komplette Studie als pdf-Dokument 

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