Schroders: Elektroautos auf der Überholspur

Immer mehr Länder kündigen das Ende des Verkaufs von Benzin- und Dieselautos an. Die Industrie stellt sich daher im großen Stil auf Elektrofahrzeuge um.

20.09.2017 | 12:42 Uhr

Ende Juli gab die britische Regierung ihre Absicht bekannt, den Verkauf neuer Benzin- und Dieselfahrzeuge in Großbritannien ab 2040 zu verbieten (1). Nach den Niederlanden, Norwegen, Indien und Frankreich ist Großbritannien das fünfte Land, das nur noch den Verkauf von Elektroautos zulassen will.

China ist auf diesem Gebiet allerdings weltweit führend, obwohl das Land noch kein Programm zur Vollelektrifizierung des Verkehrs verabschiedet hat. Im Jahr 2016 wurden in China 350.000 Elektrofahrzeuge zugelassen, mehr als doppelt so viele wie in den USA.  Das Land hat 150.000 Ladestationen, zu denen dieses Jahr weitere 100.000 hinzukommen werden. China wird dann zehnmal so viele Ladestationen haben wie die USA. 

Mit dem Rückzug der USA aus ihren gesamtstaatlichen Klimazusagen könnten sich für China Chancen ergeben, die US-Unternehmen künftig vielleicht eher ungenutzt lassen. Der chinesische Fünfjahresplan veranschaulicht die ehrgeizigen Ziele des Landes: Es will bis 2020 ein landesweites Netz von Ladestationen für fünf Millionen Elektrofahrzeuge aufbauen. Erst kürzlich bekräftigte China seine Entschlossenheit zur Dekarbonisierung, nachdem die USA aus dem Pariser Abkommen ausgetreten waren.

Einzelne US-Staaten scheinen in dieser Herausforderung auch Chancen zu sehen. Im Juni schloss Kalifornien mit China eine Allianz zur Entwicklung emissionsfreier Fahrzeugtechnologien. Die im Rahmen dieser Vereinbarung gegründete Arbeitsgruppe geht auf eine 2014 entstandene Partnerschaft zwischen dem UC Davis Institute of Transportation Studies und dem China Automotive Technology and Research Center zurück.

Elektromobilität ist nicht auf die USA und China beschränkt, auch wenn diese Märkte den Weltmarkt dominieren. Die nachstehende Abbildung zeigt den Bestand an Elektrofahrzeugen in wichtigen Ländern sowie die nationalen Wachstumsziele bis 2020.  Insgesamt implizieren diese Ziele ein jährliches Verkaufswachstum von 86 Prozent bis 2020, geringfügig weniger als das jährliche Wachstum von 100 % in den vergangenen fünf Jahren.

Der Gebrauch von Elektrofahrzeugen dürfte weiter stark zunehmen; historische Bestände und nationale Ziele für 2020

Quelle: Britische Medien, McKinsey, IEA (2), Schroders

Die angestrebten Wachstumsraten sind zwar spektakulär, profitieren aber von der zunehmenden Wirtschaftlichkeit von Elektrofahrzeugen. Dank attraktiver Zuschüsse können sie in vielen Ländern bereits mit Benzin- und Dieselautos konkurrieren. Die nicht subventionierten Unterhaltskosten (die Gesamtkosten für die Verbraucher über die Lebenszeit des Fahrzeugs) dürften in den nächsten Jahren unter den entsprechenden Wert für herkömmliche Autos sinken, sofern dies nicht bereits der Fall ist. 

Mehrkosten / Minderkosten von Elektrofahrzeugen gegenüber Benzinfahrzeugen

 

Quelle: IEA, Schroders

Der rasche Wandel in der Branche ist den Autoherstellern nicht entgangen. Die wachsende Zahl der Länder, die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor ausmustern wollen, hält Verbraucher davon ab, eine demnächst obsolete Technologie zu kaufen.

Viele große Hersteller haben sich daher ehrgeizige Ziele gesetzt. Volvo hat angekündigt, die Produktion von Benzin- und Dieselautos ganz einzustellen. Die größeren Wettbewerber BMW, GM, Daimler, Ford, Honda, Renault und Volkswagen haben allesamt Ziele formuliert, die eine effektive Ausrichtung ihrer Produktentwicklungspläne und Produkteinführungen auf elektrische Antriebstechnologien erfordern.

Die Autoindustrie dürfte sich in den nächsten zehn Jahren grundlegend verändern, wenn Ressourcen von herkömmlichen Benzin- und Dieseltechnologien auf elektrische Alternativen verlagert werden.


1) https://www.ft.com/content/7e61d3ae-718e-11e7-93ff-99f383b09ff9

2) https://www.iea.org/publications/freepublications/publication/GlobalEVOutlook2017.pdf

 

Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar.

 

Der Beitrag wurde am 19.09.17 auch auf schroders.com veröffentlicht.


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