Schroders-Fondsmanager: Einkommensorientiert investieren

Fondsmanager James Sym gibt einen Überblick über seinen Anlageansatz, der die verschiedenen Phasen des Konjunkturzyklus sowie die sich jeweils bietenden Chancen auf Aktienerträge berücksichtigt.

05.11.2015 | 14:40 Uhr

 

Teile und herrsche

Wir investieren nach einem auf den Konjunkturzyklus abgestimmten Anlageansatz. In der Praxis bedeutet das, dass wir Aktien abhängig von ihrer Korrelation mit dem Konjunkturzyklus in sieben Stilgruppen unterteilen. Diese Stilgruppen umfassen verschiedene Marktsegmente: Segmente mit einer positiven Korrelation mit dem Konjunkturzyklus (zyklische Rohstoffe, zyklische Konsumgüter und zyklische Industriegüter), Wachstums- und Finanzwerte sowie Bereiche mit negativer Korrelation, also defensive Wachstums- und Substanzwerte.

Die verschiedenen Marktsegmente entwickeln sich unterschiedlich, je nachdem, in welcher der vier Phasen des Konjunkturzyklus wir uns gerade befinden:

  • Aufschwung
  • Expansion
  • Abschwung
  • Rezession

Wir versuchen, unsere Mittel so anzulegen, dass sie in jeder Phase des Konjunkturzyklus im richtigen Verhältnis der passenden Gruppe zugeordnet sind.
Da wir einkommensorientierte Anleger sind, gibt es bei unserem Anlageansatz noch einen zweiten Punkt zu beachten. So unterteilen wir den Aktienmarkt zusätzlich in vier verschiedene Dividendengruppen: zyklische Dividenden, stabile Dividenden, hohe Dividenden und Wachstumsdividenden. Dank dieser verschiedenen Dividendenstile können wir beurteilen, ob der Fonds in Bezug auf unsere Ertragsquellen richtig positioniert ist.

Mithilfe von Fundamentalanalysen ermitteln wir die einzelnen Titel, in die wir investieren. Dabei ist ihre Performance der maßgebliche Impulsgeber für unsere Erträge. Die Gruppierung der Titel nach Zyklusphase und Dividende erleichtert uns die Entscheidung, welche Marktsegmente in den jeweiligen Zyklusphasen berücksichtigt werden sollten.

Ertragschancen im Zyklusverlauf

Es wird oft fälschlicherweise angenommen, dass einkommensorientierte Anleger automatisch den Großteil ihres Kapitals in die Unternehmen mit den höchsten Dividenden investieren. Bei uns ist das eindeutig nicht der Fall. Wir versuchen, unsere Erträge über den gesamten Zyklus hinweg zu erzielen und investieren dazu in Unternehmen, die sowohl Kapitalwachstum als auch Erträge bieten.

Zu Beginn des Konjunkturzyklus, also in der Aufschwungphase, investieren wir vorwiegend in Aktien, die in unsere Stilgruppe der zyklischen Dividenden fallen. Das sind Aktien von Unternehmen, die sehr stark auf den Konjunkturzyklus reagieren und deren Gewinn sowie Aktienkurs – und damit auch Dividenden – mit besseren gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen steigen.

Möglicherweise zahlen sie zum Zeitpunkt unserer Anlage nur geringe oder gar keine Dividenden, aber wir gehen bei unserer Anlage davon aus, dass die Dividendenzahlungen im Laufe der Zeit zunehmen.

Erträge im Verlauf des Konjunkturzyklus

 

Quelle: Schroders; nur zur Veranschaulichung


Zu Beginn der Expansionsphase behalten wir unsere Anlagen in diese Unternehmen bei. Allerdings investieren wir nun auch in Wachstumswerte, die sich normalerweise gut entwickeln, wenn der Aufschwung an Dynamik gewinnt. Sobald der Konjunkturzyklus seinen Höhepunkt erreicht hat und die Abschwungphase beginnt, reduzieren wir unsere Engagements in zyklischen Dividendenwerten, denn das schwächere wirtschaftliche Umfeld bereitet diesen Titeln Probleme. An den Wachstumswerten halten wir dabei zum Teil fest, allerdings bauen wir auch Positionen in stabilen Dividendenwerten auf, die von den Veränderungen des Wirtschaftsumfelds weniger stark betroffen sind.
In der letzten Zyklusphase, der Rezession, wenden wir uns schließlich Aktien mit hohen Dividenden sowie stabilen Dividendenwerten zu. Diese Firmen bezeichnen wir insgesamt als defensiv, denn sie korrelieren negativ mit dem Konjunkturzyklus. Beispiele sind etwa Nahrungsmittelhersteller oder Pharmaunternehmen. Viele dieser Unternehmen bieten kaum Aussicht auf Kapitalwachstum, aber in einer Rezession konzentrieren wir uns weniger auf Kapitalgewinne, sondern versuchen eher, unsere bisherigen Gewinne zu erhalten. Da diese Unternehmen hohe Dividendenrenditen und stabile Aktienkurse bieten, machen sie am Ende eines Konjunkturzyklus in der Regel den Großteil unseres Portfolios aus.

Zykliker bieten im aktuellen Umfeld Chancen

Während jeder Konjunkturzyklus normalerweise einem einheitlichen Muster folgt, gibt es stets gewisse Unterschiede. So zeichnet sich der aktuelle Zyklus etwa dadurch aus, dass Europa sehr lange gebraucht hat, um sich aus der Krise zu befreien (der Lehman-Krise und anschließend der Krise der Eurozone). Das bedeutet, dass die Gewinne derzeit auf einem extrem niedrigen Niveau liegen, die Aussichten auf eine Erholung und damit auf höhere Dividenden aber sehr gut sind.

MSCI Eurozone und MSCI USA: Gewinn je Aktie auf 12-Monats-Sicht

MSCI Eurozone und MSCI USA: Gewinn je Aktie auf 12-Monats-Sicht

Quelle: JP Morgan, Bloomberg; Stand: September 2015


Da sich das Wirtschaftsumfeld in Europa allmählich verbessert, ist jetzt unserer Meinung nach die Zeit gekommen, um in zyklische, konjunkturempfindliche Titel zu investieren. Diese Titel sind in der Regel günstig bewertet und bieten in Bezug auf eine Steigerung der Gewinne oft erhebliches Potenzial. So überzeugt uns derzeit das spanische Medienunternehmen Atresmedia. Die Dividende von Atresmedia ist zwar aktuell niedrig, da die Gewinne des Unternehmens nach der schwachen Wirtschaftsentwicklung in Spanien in den letzten Jahren unter Druck stehen. Allerdings erholt sich die spanische Wirtschaft zurzeit, sodass Werbekunden ihre Ausgaben erhöhen werden. Für die Aktionäre von Atresmedia dürfte dies Kursgewinne, höhere Unternehmensgewinne und eine höhere Dividende bedeuten.

Die abgebildeten Sektoren und Wertpapiere dienen nur zu Illustrationszwecken und sind nicht als Kauf-/Verkaufsempfehlung zu verstehen. Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stammen von James Sym und stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar.

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