Schroders: Hilfeschrei? Millennials und persönliche Anlageberatung

Auch wenn sie ihre eigenen Investitionskenntnisse überschätzen: Investoren dieser Generation sind bereit, sich zu informieren, um sich spätere Finanzprobleme zu ersparen.

13.09.2016 | 13:39 Uhr

Eine neue weltweite Untersuchung zeigt: Jüngere Anleger sind am stärksten geneigt, sich bei Finanzberatern Hilfe zu holen.

„Millennials“, d. h. Personen zwischen 18 und 35 Jahren, gaben an, sie seien durchaus bereit, sich persönlich professionell beraten zu lassen: So würden sich 46 % der Anleger dieser Generation nach ihren Aussagen durch ein Gespräch mit einem Finanzberater gern besser über ihre möglichen Investitionen informieren. In der Gruppe der Anleger über 36 Jahre waren dies nur 41 %.

Die Ergebnisse sind Teil einer groß angelegten Studie mit 20.000 Investoren aus 28 Ländern, von denen jeder mindestens einen Betrag im Wert von 10.000 Euro investiert hat. Sie zeigen, dass ein starker Wunsch besteht, mehr Investitionskenntnisse zu erlangen.

Die Schroders Global Investor Study ergab, dass rund neun von zehn Investoren ihre Investitionskenntnisse verbessern möchten. Die Ergebnisse kommen angesichts der globalen politischen Unsicherheit zu einem kritischen Zeitpunkt für die Weltmärkte und die potenziellen Renditen der Zukunft.

Die Untersuchung legte auch Unterschiede zwischen den Regionen an den Tag. So brachten asiatische Investoren diesbezüglich eine größere Wissbegierde zum Ausdruck als die Anleger in Europa. Nach Ländern waren die Niederländer in Europa am wenigsten und die Italiener am meisten lernbereit.

Die Schroders Global Investor Study 2016 zeigte: 

89 % der Anleger weltweit möchten mehr lernen, um ihre Investitionen besser zu verstehen94 % der Millennials weltweit würden gern ihr Investmentwissen verbessernEin Gespräch mit einem Finanzberater vor einer Anlageentscheidung ist bei Investoren immer noch beliebtDer Lernwunsch unter Anlegern sollte den Politikern ein beruhigendes Gefühl geben. Denn wenn Anleger sich vor einer endgültigen Entscheidung zunächst bei einem unabhängigen Berater informieren, könnten sie vermeiden, in eine finanzielle Falle zu geraten.

Das ist auch deshalb besonders wichtig, weil die Studie noch zu einem anderen Schluss kam: Viele Anleger überschätzen ihr eigenes Investitionstalent und haben unrealistische Erwartungen in Bezug auf ihre Finanzziele. Mit dieser Kombination könnten sie in Zukunft finanziell eine böse Überraschung erleben.
Weitere Ergebnisse der Untersuchung 2016:

Nur 13 % der Anleger weltweit gaben zu, unterdurchschnittliche Investmentkenntnisse zu besitzen63 % konnte keine korrekte Aussage über die Tätigkeit eines Investment- oder Fondsmanagers machenInvestoren erwarten im Durchschnitt eine jährliche Rendite von 9,1 % auf ihre Geldanlage

Warum Hilfestellung immer wichtiger wird

Die Finanzkrise 2008 hat die Investmentwelt auf den Kopf gestellt. Zuvor hatten Anleger fast 20 Jahre lang beispiellose Wachstumszahlen und Anlagerenditen genossen.
Jetzt leben wir in einer Welt, die geprägt ist von Niedrigzins, schwachem Wachstum und Renditen, die folglich unter den bisher gewohnten Raten liegen. Es ist eine Welt, in der der Politik die Möglichkeiten zur Ankurbelung der Konjunktur ausgehen, Anleger sich aber im Vertrauen auf ihr eigenes Investmenttalent immer noch fast zweistellige Renditen von ihren Geldanlagen versprechen.

Investoren müssen ihre Anlagekenntnisse verbessern. Aus diesem Grund muss die Vermögensverwaltungsbranche offener werden und mehr unternehmen, um Anlegern den Lernwunsch zu erfüllen.

Weltweit ist der Prozentsatz der Investoren, die mehr über ihre Investitionen wissen möchten, hoch:

Anlageberater müssen sich engagieren

Trotz eines gesunden Wunsches nach eigener Weiterbildung – 42 % würden über unabhängige finanzielle Websites eigene Nachforschungen anstellen – würde die Hälfte (50 %) der Investoren vor einer endgültigen Anlageentscheidung immer noch mit einem Finanzberater sprechen.

Was angesichts der rasant fortschreitenden Technologieentwicklung in der Finanzwelt vielleicht überrascht: Millennials (Personen zwischen 18 und 35) scheinen am meisten zu einer professionellen Beratung bereit zu sein. So würden sich 46 % der Anleger dieser Generation nach ihren Aussagen durch ein Gespräch mit einem Finanzberater gern besser über ihre möglichen Investitionen informieren. In der Gruppe der Anleger über 36 Jahre waren dies nur 41 %.

Auch wenn es dann um die tatsächliche Anlageentscheidung geht, wäre die Wahrscheinlichkeit eines vorherigen Gesprächs mit einem Finanzberater bei den Millennials höher: Über die Hälfte (51 %) von ihnen hätte gern einen menschlichen Ansprechpartner, während es in der Altersgruppe ab 36 nur 49 % sind.

Trotz aller technischen Fortschritte und neuerdings der „Robo-Berater“, d. h. Websites, auf denen vor dem Angebot von Investmentlösungen Fragen zu den Risiken und Anlagezielen gestellt werden: Die meisten Investoren ziehen es immer noch vor, vor ihrer endgültigen Anlageentscheidung mit einem unabhängigen Finanzberater zu sprechen.

Die Hälfte der Anleger möchte vor einer Anlageentscheidung immer noch gern mit einem Finanzberater sprechen


Sheila Nicoll, Head of Public Policy bei Schroders, sagte:

„Es besteht bei Anlegern ganz klar der Bedarf, sich zunächst zu vergewissern, ehe man eine Anlageentscheidung trifft. Das unterstreicht den Bedarf an Vermögensverwaltern und Finanzberatern. Die Anlagewelt kann einem Furcht einflößen. Umso mehr, da sie durch die wachsende globale politische Unsicherheit noch komplizierter geworden ist. Es ist daher entscheidend, dass die Sachkundigen ihr Wissen weitergeben an die, die wissen müssen und wollen.“

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Dieser Beitrag erschien zuerst am 12.9 auf schroders.com.

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