Schroders: Indisches Wachstum steigt – Reformbedarf bleibt

Die Wirtschaft in Indien hat zwar im dritten Quartal zugelegt. Um allerdings nachhaltiges Wachstum zu erzielen, muss die Gesetzgebung vorangehen.

04.01.2016 | 10:57 Uhr

Steigendes Wachstum

Gemessen sowohl an der Bruttowertschöpfung (BWS) als auch am Bruttoinlandsprodukt (BIP) verzeichnete Indien für das dritte Quartal einen Wachstumsanstieg von 7,4 %.¹

Zwar zeigt dies nicht das absolute Niveau, gleichwohl wohin sich das Wachstum entwickelt: Dies scheint mit Daten höherer Periodizität übereinzustimmen. Für uns ist das ein Grund, uns weniger um die Qualität der Daten zu sorgen.

Auf Ausgabenebene beflügelte eine gute Leistung bei den Nettoexporten das BIP-Wachstum – selbst wenn dies in einer Zeit schwacher Exporte vom Einbruch bei den Importen herrührte.

Darüber hinaus ergibt sich aus der Aufschlüsselung eine Zunahme bei den Investitionen, die gegenüber dem Vorjahr von 4,9 % auf 6,8 % gestiegen sind. Für uns ein Signal, dass geschäftliche Erleichterungen sowie staatliche Investitionen eine gewisse Wirkung zeigen.

Die Staatsausgaben stiegen gegenüber dem Vorjahr um 5,2 %, während sie im zweiten Quartal noch bei schwachen 1,2 % gelegen hatten. Lediglich der Konsum scheint im dritten Quartal nachgelassen zu haben. Er sank von 7,4 % im Vorjahr auf 6,8 %.

Ohne Reformen kein Wachstumsschub

Die Beiträge der Industrie zur BWS zeigen: Nur die Sektoren Finanzdienstleistungen, Immobilien und der öffentliche Bereich sind gewachsen.

Die lockerere Geldpolitik könnte die Wertentwicklung des Finanzsektors gestützt haben und auch die Immobilienpreise nach oben treiben. Außerdem verweisen die Zahlen im öffentlichen Sektor auf die Rolle staatlicher Investitionen bei diesem Wachstumsprozess.

Ein Grund zur Sorge ist allerdings, dass alle anderen Sektoren im Quartal an Schwung verloren haben. Auf Basis der Daten, die uns bisher für den Oktober vorliegen vermuten wir: Man scheint sich im letzten Quartal des Jahres wieder auf den Konsum als Wachstumsmotor zu verlassen.

Reformen gehen nicht vorwärts, was weiterhin auf die Investitionslaune der Unternehmen drückt. Gleichzeitig sehen sich öffentliche Banken mit einem Qualitätsverlust bei den Vermögenswerten konfrontiert – und sind daher nicht in der Lage, Kredite für weitere Infrastrukturprojekte bereitzustellen.

Zurzeit können Konsumenten noch Darlehen bekommen, um das Wachstum zu fördern. Letztendlich müssen erst Erfolge auf gesetzlicher Ebene her: Nur so lassen sich Investitionen im Privatsektor ankurbeln, die Produktivität steigern und ein nachhaltiger Wachstumsanstieg fördern.

1 Nach einer Umstellung im früheren Verlauf des Jahres misst Indien sein Wachstum jetzt bevorzugt anhand der Bruttowertschöpfung (BWS) und nicht mehr so sehr am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Der Unterschied: Das BIP enthält die Position Nettobesteuerung (Steuer abzüglich Subventionen), die BWS jedoch nicht.

Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stammen von Craig Botham, Volkswirt Schwellenländer und stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar.

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