Schroders: „Japans Wachstum weiter auf Kurs“

Rückläufiger Konsum und steigende Inflation – damit hatten Investoren nach der Mehrwertsteuererhöhung in Japan Anfang April gerechnet. Doch nun ist der Rückgang mit 13,7 Prozent bei gleichzeitigem Anstieg der Inflation auf 3,2 Prozent schlechter ausgefallen, als allgemein erwartet.

05.06.2014 | 11:04 Uhr

Laut Nathan Gibbs, Fondsmanager für japanische Aktien beim britischen Vermögensverwalter Schroders, besteht allerdings kein Grund zur Sorge: „Obwohl die Zahlen leicht schlechter ausgefallen sind, als erwartet, sind sie doch keine große Überraschung nach der Anhebung der Verbrauchersteuer von fünf auf acht Prozent am 1. April – vor allem, nachdem wir im März einen regelrechten Ausverkauf erlebt haben.“ Die Japaner seien vor der Mehrwertsteuererhöhung noch einmal in einen regelrechten Kaufrausch verfallen und hatten so dafür gesorgt, dass die Verkaufszahlen im März wie zuletzt 1997 in die Höhe schnellten.

Ebenso wenig sei die Inflationsrate von 3,2 Prozent eine Überraschung, meint Gibbs, obwohl sie damit einen neuen Höchststand seit 23 Jahren erreicht habe. Sie sei schlicht ein Resultat der Steuererhöhung sowie von Anreizen der japanischen Notenbank Bank of Japan (BoJ) und wurde ebenfalls vom Markt bereits antizipiert. „Um die mittelfristigen Aussichten für Japan zu beurteilen, sind die Daten der kommenden Monate viel interessanter“, glaubt Gibbs. Und hier erwartet der Fondsmanager eine deutliche Erholung der Verkaufszahlen für die zweite Jahreshälfte. Denn auch andere Daten würden diese These stützen: „Unternehmen ordern neues Inventar, was in der Regel auf einen Investitionsanstieg hindeutet. Im März sind die Bestellungen so schnell gestiegen, wie seit 1996 nicht mehr. Und da die Unternehmen ihre Ausgaben steigern, gehen wir davon aus, dass dieser Trend weiter anhält“, erläutert der Japan-Experte von Schroders. 

Einen weiteren Indikator, den Gibbs fest im Blick hat, sind die Löhne. Hier müsse Japan für Wachstum sorgen, um sicherzustellen, dass die realen Einkommen nicht fallen. Es gebe bereits erste Anzeichen für Wachstum, doch würde der Effekt bisher kleiner und vor allem langsamer ausfallen, als erhofft. „Dennoch scheint die Bank of Japan sehr zuversichtlich, was die wirtschaftliche Situation des Landes angeht und sieht deshalb auch keine Notwendigkeit für weitere Lockerungsmaßnahmen in naher Zukunft“, analysiert Gibbs. Anleger sollten auch weiterhin Premierminister Abes dritten Pfeil seiner Abenomics weiter im Blick behalten. Denn hier entscheidet sich, ob seine strukturellen Reformen das Wachstum langfristig ankurbeln können. „Insgesamt sind wir jedoch recht positiv gestimmt“, sagt Gibbs. „Die aktuelle Berichtssaison wurde deutlich über den Erwartungen beendet und weist somit in eine positive Richtung für das kommende Fiskaljahr.“

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