Schroders: Mit Geoengineering gegen den Klimawandel

Der Earth Overshoot Day ist der Tag, an dem die Menschheit mehr natürliche Ressourcen verbraucht hat, als an Bio-Kapazität regeneriert werden kann. Die Weltwirtschaft lebt über ihre Verhältnisse. Eine Lösung könnte Geoengineering sein.

20.09.2018 | 13:20 Uhr

Seit Jahrzehnten berechnet das Global Footprint Network1 (GFN) den Tag, an dem die globale Nachfrage nach natürlichen Ressourcen die Biokapazität des Planeten übersteigt. Dieses Jahr fand der Earth Overshoot Day2 ereits am 1. August statt, so früh wie noch nie zuvor (siehe Abbildung 1). Aus der Berechnung des GFN folgt, dass wir die natürlichen Ressourcen, die für ein Jahr reichen sollten, in etwas mehr als sechs Monaten verbraucht haben.

Und sie ist nicht die einzige dieser Art. Von welcher Seite man es auch betrachtet, es entsteht das Bild einer Weltwirtschaft, die über ihre Verhältnisse lebt. Am deutlichsten wird dies jedoch in Bezug auf den Klimawandel. Wir nähern uns rasch dem Punkt, an dem ein geordneter Übergang zu einer kohlenstoffarmen Weltwirtschaft rein rechnerisch nicht mehr möglich ist. Allerdings könnten einige der scheinbar abwegigen oder visionären Ideen den Übergang vom „Wahnsinn zum Mainstream” schaffen3.

Es geschieht immer früher 

Quelle: Global Footprint Network, National Footprint Accounts 2018.

Die meisten dieser Optionen fallen unter den Oberbegriff „Geoengineering“. Der Begriff beschreibt großangelegte Eingriffe in Umweltprozesse, mit denen das Klima beeinflusst werden soll. Die Reduktion von CO2-Emissionen ist immer noch der effizienteste Weg zur Einschränkung des Klimawandels. Dennoch müssen wir uns aufgrund der eskalierenden Treibhausgaskonzentration eher auf eine Änderung der Atmosphäre konzentrieren als darauf, ihre Schädigung zu bremsen. Im Großen und Ganzen können die Technologien in zwei Gruppen unterteilt werden4: die Eindämmung der Sonneneinstrahlung und das Entfernen von CO2 aus der Atmosphäre. Ersteres bezieht sich auf jegliche Art von Reduzierung der Solarstrahlung, die den Erdboden erreicht. Letzteres beinhaltet alle Technologien und natürlichen Objekte (Bäume, Steine, Erde), die zur Bindung von Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre beitragen.

Die bestehenden Lösungen sind vielfältig. Sie reichen von der Anpflanzung von Bäumen und der Entwicklung von Technologien zur Absaugung von CO2 aus der Luft bis hin zum Einsatz von Schiffen, die durch große Rohre Aerosolpartikel in die Stratosphäre schießen. Auch der Einsatz von Spiegeln im Weltall wird in Betracht gezogen, um das Sonnenlicht zu reflektieren. Auch wenn die letzte Lösung auf den ersten Blick unglaubwürdig erscheint, könnte sie früher oder später dennoch Realität werden, wenn drastische und schnelle Maßnahmen zur Bekämpfung der Erderwärmung notwendig werden. Erste Beispiele für klein angelegtes Geoengineering können in Städten wie Los Angeles beobachtet werden. Dort werden Straßen weiß gestrichen5, um das Sonnenlicht zu reflektieren und die städtische Erwärmung zu reduzieren. Weitere unkonventionelle Beispiele für Klimaschutzmaßnahmen sind:

  • Eine Meeresdüngung mit Eisen6: Ein umstrittener US-amerikanischer Geschäftsmann ließ im Zuge eines Geoengineering-Programms rund 100 Tonnen Eisensulfat in den Pazifischen Ozean kippen
  • Der Einsatz von Spiegeln im Weltall7, um die Erderwärmung zu stoppen: Lowell Wood vom Lawrence Livermore National Laboratory schlug vor, einen gigantischen Spiegel im Weltall zu installieren8
  • Aus Müll gebaute Häuser der Zukunft9: Der Müll des vergangenen Jahres könnte zum Musterhaus des nächsten Jahres werden
  • Solarflugzeuge10: Die Solar Impulse 2, die in Abu Dhabi landete, ist das erste solarbetriebene Flugzeug, das die Welt umrundete.

Diese Ansätze mögen ungewöhnlich erscheinen, aber die aktuellen Entwicklungen deuten darauf hin, dass radikale Maßnahmen erforderlich sein könnten, um die globale Erwärmung zu reduzieren. Selbst wenn nicht jede Maßnahme die erhofften Auswirkungen hat, steigen die Erfolgsaussichten mit jeder neuen Möglichkeit – auch wenn sie noch so ungewöhnlich ist.

Um mehr über die Erkenntnisse von Schroders über den Klimawandel zu lesen, besuchen Sie unsere Seite ​zentrale Seite zum Thema Nachhaltigkeit oder das Climate Progress Dashboard​ (in englischer Sprache).


1 https://www.footprintnetwork.org/our-work/earth-overshoot-day/

2 https://www.footprintnetwork.org/our-work/earth-overshoot-day/

3 https://www.overshootday.org/newsroom/past-earth-overshoot-days/

4 http://www.climatecentral.org/news/geoengineering-solutions-not-ready-18649

5 http://uk.businessinsider.com/los-angeles-is-spending-40000-per-mile-to-paint-streets-white-2018-3

6 https://www.theguardian.com/environment/2012/oct/15/pacific-iron-fertilisation-geoengineering

7 https://www.livescience.com/22202-space-mirrors-global-warming.html

8 https://www.space.com/12989-nasa-james-webb-space-telescope-mirrors.html

9 https://www.livescience.com/7250-houses-future-trash.html

10 https://www.theguardian.com/environment/2016/jul/26/solar-impulse-plane-makes-history-completing-round-the-world-trip


Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar. Der Beitrag wurde am 18.09.18 auch auf schroders.com veröffentlicht.


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