Schroders: Monatlicher Marktausblick: Januar 2017

Politische Verwerfungen und die Notwendigkeit anhaltender Maßnahmen der Zentralbanken bestimmten die Nachrichten des Jahres 2016. Was haben wir daraus gelernt? Und was können wir für 2017 erwarten? Das volkswirtschaftliche Team von Schroders mit einem Ausblick.

18.01.2017 | 11:13 Uhr

Zusammenfassung:

  • 2016 war ein recht gutes Jahr für die Märkte.Allerdings steht 2016 im Rückblick genauso auch für Brexit, Trump und Renzi. Einerseits aufgrund der überraschenden Natur mancher Ergebnisse, andererseits wegen des tief greifenden Wandels der internationalen Beziehungen, der sich in den nächsten Jahren abzeichnen dürfte.
  • Insgesamt wird die erwartete Divergenz in der Geldpolitik und auch 2017 ein Thema sein.
  • Anleger haben sich auf Trump oder den „Reflationshandel“ eingelassen und damit ihrer Hoffnung auf ein stärkeres Wachstum, eine steigende Inflation und höhere Zinsen Ausdruck verliehen. Wir berücksichtigen in unserer Prognose einen fiskalischen Impuls, der jedoch nicht vor 2018 zu spüren sein wird.
  • Politische Risiken, insbesondere in Frankreich oder Italien, könnten 2017 den Euro bedrohen.

Die Underdogs schlagen zurück

Das Jahr 2016 begann mit Unruhen auf den Finanzmärkten: Risikoanlagenm erlebten einen Ausverkauf, der Ölpreis fiel auf einen Tiefstand von 28 US-Dollar pro Barrel und Anleger fürchteten die potenziell scharfe Abwertung der chinesischen Währung. Die überraschende Entscheidung Großbritanniens für einen EU-Austritt und der folgende Rücktritt von Premierminister David Cameron sorgten für den ersten großen Schock im Sommer. In den Schwellenländern wurde Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff des Amtes enthoben, woraufhin die Kurse brasilianischer Risikoanlagen in die Höhe schnellten.

Der zweite große Schock des Jahres war die Ablehnung des Friedensvertrags zwischen der Regierung in Kolumbien und den FARC-Rebellen, der dann doch noch angenommen wurde. Überrascht reagierten die Märkte ebenfalls auf die rigide Brexit-Haltung der neuen Premierministerin Theresa May.

Im Winter wurde Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt, der italienische Premierminister Renzi verlor seinen Posten und die Europäische Zentralbank verlängerte ihre expansive Geldpolitik bis 2017. Die OPEC kürzte Ende November die Ölförderung und die US-Notenbank Fed erhöhte im Dezember die Leitzinsen.

Performance-Vergleich verschiedener Anlageklassen

In den wesentlichen Anlageklassen konnten die globalen Hochzinsanleihen die beste Wertentwicklung verzeichnen (+14 %), nachdem sie sich von einem hohen Zahlungsausfallrisiko im Energiesektor erholen konnten. Dahinter folgten Rohstoffe und globale Aktien. Unterdessen hatte Gold einen sehr guten Jahresauftakt und konnte in der ersten Jahreshälfte um nahezu 28 % zulegen. In der zweiten Jahreshälfte 2016 schloss das Edelmetall allerdings mit einem mageren Plus von nur 7,3 %. Am schlechtesten schnitten erwartungsgemäß die globalen Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating (+3,3 %) ab sowie 10-jährige US-Treasuries, die als einzige Anlageklasse keine positive absolute Rendite erzielten.

Vergleich der Aktienmarktperformance

Der S&P 500 war der am besten abschneidende Aktienindex in US-Dollar. Dagegen entwickelte sich der FTSE All Share Index in Lokalwährung am besten. Diese Entwicklung war hauptsächlich der starken Abwertung des britischen Pfunds zu verdanken, die die Gewinnerwartungen der Exporteure nach der Brexit-Abstimmung steigen ließ. Nach der Währungsbereinigung fiel der britische Index ins Minus ab (-1,2 %). Darüber hinaus belasteten die politischen Entwicklungen in Europa die regionalen Indizes. Die Aktien aus Schwellenländern, insbesondere Lateinamerika und Osteuropa, behaupteten sich hingegen trotz de Trump-Sieg gut.

Die Entwicklung am Währungsmarkt

Für mehrere Währungen war 2016 ein Jahr mit zwei Gesichtern. Der US-Dollar war zu Jahresbeginn auf handelsgewichteter Basis schwach und legte dann zum Jahresende um 1,7 % zu. Der Yen erfuhr eine starke Aufwertung, als die japanische Notenbank die Leitzinsen in den Minusbereich senkte; er schwächte sich mit dem aggressiveren Ton der Fed und dem geänderten geldpolitischen Kurs Japans im späteren Jahresverlauf jedoch wieder ab. Zwischenzeitlich musste die EZB zusehen, wie ihre Währung der Ausweitung ihrer lockeren Geldpolitik aufwertete. Der stärkere Euro-Anstieg resultierte größtenteils aus der engeren Handelsbeziehung mit Großbritannien.

Während sich die US-Präsidentschaftswahlen auf den mexikanischen Peso auswirkten, führten die Dollar-Stärke und höhere Renditen in anderen Schwellenländern mit höheren kurzfristigen Kreditschulden in Fremdwährung dazu, dass ihre Währungen sich ebenfalls nur unterdurchschnittlich entwickeln konnten. Der chinesische Renminbi erwies sich als robust, abnehmende Devisenreserven zeigen jedoch, dass die Behörden ihre Währung stützen.

Die Entwicklung an den Anleihenmärkten

Im Gegensatz zu US-Treasuries, die nur eine schwache Wertentwicklung verbuchten, lieferten andere Staatsanleihen zur Freude ihrer Anleger positive Renditen. Britische Gilts schnitten mit einem Zuwachs von +7,6 % am besten ab. Auf anderen europäischen Märkten konnte infolge der laufenden geldpolitischen Expansion ebenfalls eine Wertsteigerung erzielt werden: Bundesanleihen rentierten bei 5,4 % und französische Staatsanleihen erzielten eine Rendite von 4,2 %. Die Staatsanleihen der Schwellenländer erzielten trotz des , das 2016 größtenteils, eine gute Performance. Ebenfalls kam den Schwellenländern, vor allem in Lateinamerika, die fallende Inflation zugute.

Was lernen wir aus dem Jahr 2016?

  • Wenn Leicester City englischer Fußballmeister werden kann, ist alles möglich.
  • Meinungsumfragen und Konjunkturprognosen liegen oft falsch.
  • Die globale Politik ändert sich, zudem ist das Establishment ist in ernsthaften Schwierigkeiten.
  • Die Macht der Notenbanken nimmt ab.
  • Strukturelle Änderungen sind notwendig und lohnen sich.
  • Die Schwellenländer sind nach wie vor auf die Zufuhr ausländischer Liquidität angewiesen.
  • Wachstum bleibt Chinas oberste Priorität.

Der Trump-Handel: Was wird anders?

Entgegen den Vorhersagen über den Zusammenbruch der Aktienmärkte bescherte der Wahlsieg Donald Trumps den Risikoanlagen einen außergewöhnlichen Kursanstieg, wobei die Industrieländer eine besonders gute Wertentwicklung erlebten. Die Anleihenrenditen sind gestiegen, die Renditekurven verlaufen steiler und die zyklischen Sektoren haben sich erholt – all das sind Anzeichen für höhere Wachstumserwartungen. In den Schwellenländern ist es jedoch zu Einbrüchen gekommen, da sie in Trumps neuer Welt als Verlierer gelten und somit Kapital von ihnen abgezogen wurde.

Wie könnte der Reflationshandel zum Stillstand kommen?

Die Folgen der Fiskalpolitik des neuen US-Präsidenten werden nicht vor Ende des neuen Jahres und 2018 zu spüren sein. So sind vor ihrer irkung noch riskante Gewässer zu . Zur Erinnerung: Unsere Basisprognose geht von einem Haushaltspaket in Höhe von 280 Milliarden (1,5 % des Bruttoinlandsproduktes) aus, woraus sich nach unserer Einschätzung ein Wachstumsimpuls für das Bruttoinlandsprodukt 2018 ergeben dürfte.

Trump könnte aber auch auf Widerstand von Republikanern stoßen, die einer Steuerreform gegenüber einer Steuerkürzung den Vorzug geben. Und es erhebt sich die Frage, wie sich die angekündigten Infrastrukturausgaben auf das Realwachstum auswirken. Diese und andere Faktoren machen uns skeptisch, dass sich die angekündigten Maßnahmen tatsächlich so substantiell wie momentan erwartet auf die US-Wirtschaft auswirken werden. Dies käme ganz gelegen, denn nach unserem Dafürhalten hat die US-Wirtschaft einen Kapazitätsengpass, und bei zu viel Impulsen könnte sich das Risiko der Überhitzung ergeben (weitere Informationen hierzu finden Sie in unserer Prognose vom letzten Monat). Ein geringerer fiskalischer Impuls würde eine niedrigere Inflation, behutsamere Zinsschritte der Fed und wahrscheinlich einen schwächeren US-Dollar bedeuten. Dies würde die Schwellenländer wiederum etwas entlasten. Dennoch scheinen die Märkte derzeit Kongress deutliche Wachstumsimpulse zu rechnen. Dieser Optimismus wird im neuen Jahr wohl infrage gestellt: Stellen Sie sich also auf eine Neueinschätzung des Trump-Handels ein.

Brexit, Trump … Le Pen … Grillo?

Obwohl 2016 vielerlei Überraschungen bot und die Entscheidungen und der Trump-Regierung für die Märkte 2017 von kritischer Bedeutung sein werden, spielt auch die Politik weiterhin eine wichtige Rolle. So steht das Jahr 2017 ganz im Zeichen Parlamentswahlen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Daraus ergibt sich durchaus Potenzial für des Euro. Unser Ausblick für die europäische Wirtschaft bringt ein stetiges Wachstum zum Ausdruck. Er trägt jedoch etwaigen nicht Rechnung. Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass die Europäische Zentralbank ihr Anleihekaufprogramm bis Ende des Jahres und sogar bis weit ins Jahr 2018 aufrechterhalten wird. Das größte politische Risiko könnte sich daher aus einem schwächeren Euro ergeben.

Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stammen vom volkswirtschaftlichen Team von Schroders und stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar.

Der Artikel erschien am 17.01 auf Schroders.com 

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