Schroders: Monatlicher Marktausblick Mai 2017

Donald Trump hat mit der Tradition gebrochen und begonnen, einen schwächeren US-Dollar zu fordern. Wie hängt die Währung jedoch mit dem Wirtschaftswachstum und den Zinssätzen zusammen? Und welche Folgen hätte eine mögliche Abschwächung des Dollars?

18.05.2017 | 09:00 Uhr

Zusammenfassung:

Da einiges darauf hindeutet, dass der US-Dollar die US-Konjunktur belastet, glauben wir, dass der Weg für eine schwächere Währung frei ist. Präsident Donald Trump und die Schwellenländer würden eine Abwertung des US-Dollars begrüßen. Für die Europäische Zentralbank EZB und die japanische Notenbank könnte eine solche Entwicklung jedoch problematisch sein. Die überraschende Ankündigung der vorgezogenen Parlamentswahlen am 8. Juni durch Premierministerin Theresa May wurde von den Anlegern begrüßt. Die britische Wirtschaft steht vor einer Verlangsamung, weshalb die Neuwahl für die Regierung umso wichtiger ist.

Der südafrikanische Präsident Jacob Zuma scheint entschlossen, nicht von seinen Fehlern in der Vergangenheit zu lernen, und hat einen weiteren angesehenen Finanzminister entlassen. Die damit einhergehende politische Aufregung dürfte das Wachstum in einer Wirtschaft belasten, die ohnehin Mühe hat, in Schwung zu kommen.

Hat der US-Dollar die Richtung gewechselt?

Donald Trump hat mit der Tradition gebrochen und begonnen, einen schwächeren US-Dollar zu fordern. Bisher war es üblich, dass der Präsident stets für eine starke Währung eintrat. Die Fähigkeit des Präsidenten, den US-Dollar zu beeinflussen, ist zwar begrenzt. Es gibt jedoch gute Argumente für eine Umkehr der Dollar-Stärke. Seit der kräftigen Aufwertung der Währung belastet der Handelssektor das Wirtschaftswachstum.

Ausblick: Mögliche Abschwächung des US-Dollar

Der US-Dollar erhielt Auftrieb durch die geldpolitische Straffung in den USA, während andere Zentralbanken weiterhin eine expansive Geldpolitik verfolgten. Die Beziehung zwischen Zinssätzen und Währungen ist jedoch nicht so einfach. Währungen bewegen sich zumeist vor den Zinssätzen, da die Anleger ihre erwarteten Renditen anpassen. Wenn sich die Zinssätze zum Nachteil einer Währung verändern, muss ihr Wert bis zu dem Punkt fallen, an dem sie ein ausreichendes Aufwertungspotenzial bietet, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Das ist die Grundlage für das sogenannte „Überschießen“. Dabei bewegt sich eine Währung vor Zinsänderungen ganz erheblich, um sich nach dem Eintreten des Zinsschritts wieder zu stabilisieren oder aufzuwerten.

Das deckt sich mit früheren Straffungszyklen der US-Notenbank Fed, in denen der US-Dollar nicht gemeinsam mit den höheren US-Zinsen stieg, sondern ein uneinheitlicheres Bild bot. Unsere Analyse von acht früheren Zyklen ergibt, dass der Dollar in der Regel etwas nachgibt oder seitwärts tendiert, nachdem die Fed mit den Zinserhöhungen beginnt. Eine ähnliche Entwicklung scheint derzeit stattzufinden: Der US-Dollar schnellte kräftig in die Höhe, bevor die US-Notenbank mit der Straffung der Geldpolitik begann, fällt aber jetzt zurück, nachdem er über seinen langfristigen Wert hinausgeschossen ist. Währungsprognosen sind bekanntermaßen schwierig. Es könnte aber durchaus sein, dass sich der Wunsch des Präsidenten erfüllt und wir künftig einen schwächeren US-Dollar erleben, wenn die überschießende Bewegung korrigiert.

Einige Folgen

Mit dem Ende der Dollar-Stärke würde ein deflationärer Faktor für die US-Wirtschaft wegfallen. Die Importpreise würden schneller steigen und die Inflation verstärken. In Europa und Japan könnten die deflationären Kräfte dagegen stärker werden, was der EZB und der japanischen Notenbank Probleme bereiten könnte. Anleger in diesen Ländern müssten im Falle einer signifikanten Veränderung des US-Dollar auch die Bewegungen des Euro und des japanischen Yen im Auge behalten, da diese Währungen eine negative Korrelation zu ihren jeweiligen Aktienmärkten aufweisen. Für die Schwellenländer wäre ein Ende der Dollar-Stärke eine Erleichterung. Dies würde die Befürchtung lindern, dass die Effekte der strafferen Geldpolitik in den USA über US-Dollar-Kredite auf die Schwellenländer übertragen würden.

Großbritannien: Vorgezogene Neuwahl schürt Hoffnung auf einen weicheren Brexit

Die Briten werden schon wieder zu den Wahlurnen gebeten: Premierministerin Theresa May hat für den 8. Juni Parlamentswahlen angesetzt. Sie erklärte, sie müsse eine Wahl abhalten, um ihre Hand bei den Brexit-Verhandlungen zu stärken und das bestmögliche Ergebnis für Großbritannien herauszuholen. Die Anleger nahmen die Ankündigung positiv auf und trieben das britische Pfund auf den höchsten Stand gegenüber dem US-Dollar seit September 2016.

Sorge dich um deine Freunde, nicht um deine Feinde

Theresa May beklagt sich, dass „andere Parteien und Mitglieder des Oberhauses versucht haben, den Prozess zu behindern“. Es könnte aber durchaus sein, dass die Opposition gegen ihre Pläne von ihrer eigenen Partei ausgeht. Mit einer Mehrheit von nur 17 Sitzen im Unterhaus befindet sich die Premierministerin in einer schwierigen Position. Ein Brexit-Plan, der zu weich ist oder einige der abgegebenen Versprechen verwässert, würde dazu führen, dass die eher unerbittlich eingestellten Mitglieder ihrer Regierung gegen das endgültige Abkommen stimmen. Wenn die Vereinbarung mit Europa dagegen zu „hart“ erscheint, könnte der europafreundlichere Flügel ihrer Partei mit den Oppositionsparteien abstimmen und das Abkommen blockieren.

Deshalb braucht May eine größere Mehrheit, die zudem von neuen, jungen und ehrgeizigen Parlamentariern unterstützt wird, die sich nicht gegen ihre Pläne stellen. Man sollte nicht vergessen, dass die einzige andere weibliche Premierministerin Großbritanniens nicht durch eine Wahlniederlage abgesetzt wurde, sondern durch ihre eigene Partei.

Das Eisen schmieden, solange es heiß ist

Stammlesern dieser Publikation wird unsere Ansicht bekannt sein, dass die britische Wirtschaft abbremsen dürfte, sobald die Privathaushalte den Anstieg der Inflation zu spüren bekommen. Tatsächlich erkennen wir jetzt Anzeichen dafür, dass der Haushaltssektor beginnt, den Gürtel enger zu schnallen. Angesichts der voraussichtlichen Verlangsamung des Wachstums ist es durchaus sinnvoll, dass Theresa May eher früher als später Wahlen ansetzt. Solange das Verbrauchervertrauen und das Geschäftsklima robust sind, hat sie bessere Chancen, ihren Vorsprung in den Meinungsumfragen in einen klaren Wahlsieg zu verwandeln. Einige sagen sogar voraus, dass sie die größte Mehrheit seit dem Zweiten Weltkrieg erobern könnte.

Déjà vu in Südafrika

Die Entlassung des angesehenen südafrikanischen Finanzministers durch Präsident Jacob Zuma könnte ein böser Fehler gewesen sein.Probleme zu Hause... und im Ausland.

Im Inland waren die Reaktionen auf die Entlassung von Pravin Gordhan sehr negativ. Die Oppositionsparteien fordern jetzt ein Misstrauensvotum gegen den Präsidenten. Die Reaktionen im Ausland waren für Präsident Zuma ebenfalls sehr unangenehm. S&P und Fitch stuften das Bonitätsrating für südafrikanische Fremdwährungsanleihen auf Sub-Investment-Grade herab und erzwangen damit ihren Ausschluss aus den maßgeblichen Anleiheindizes. Lokalwährungsanleihen werden im Augenblick von S&P und Moody’s noch mit Investment Grade eingestuft, eine nötige Voraussetzung für die Aufnahme in den World Government Bond Index (WGBI).

Wirtschaftliche Auswirkungen

Selbst wenn sich die Politik kaum verändert, dürften die aktuellen politischen Turbulenzen negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Erstrundeneffekte könnten sich aus der Währungsabschwächung, der Herabstufung des Kreditratings und der erhöhten Unsicherheit ergeben. Vor allem letztere wird das Wachstum im Privatsektor dämpfen, während der vom neuen Finanzminister versprochene radikale wirtschaftliche Wandel bei den Unternehmen die Alarmglocken läuten lassen und die Investitionsbereitschaft dämpfen dürfte. Sowohl Verbraucher als auch Unternehmen müssen mit weiteren Belastungen in Form von höheren Zinssätzen rechnen.

Bisher war die Reaktion auf die jüngsten Ereignisse recht verhalten. Die Märkte hatten südafrikanische Fremdwährungsanleihen schon seit der Entlassung von Finanzminister Nhlanhla Nene Ende 2015 auf Ramschniveau bewertet. Das nächste Risiko könnte sich aus einer Herabstufung der Lokalwährungsanleihen ergeben, die sich im Augenblick noch sicher im Investment-Grade-Bereich bewegen.

Die fiskalischen Aussichten sind das größte Risiko

Insgesamt dürften die gesamtwirtschaftlichen Folgen verhalten ausfallen, vor allem weil ein Teil des Schadens bereits vorher angerichtet wurde. Die Erwartungen wurden bereits während der vergangenen eineinhalb Jahre allmählich zurückgenommen. Zinssenkungen sind aber nicht zwangsläufig vom Tisch, da die jüngste Abwertung des Rand nur begrenzt inflationäre Auswirkungen haben dürfte, folgt sie doch auf eine lange Phase der Stärke gegenüber dem US-Dollar. Die Zentralbank geht auch davon aus, dass die freundliche weltweite Kulisse Bestand hat. Falls das Wachstum der Weltwirtschaft im zweiten Halbjahr nachlässt, könnte einen Haltung zugunsten einer loseren Geldpolitik entstehen. Abgesehen davon sind die fiskalischen Aussichten das größte Risiko. Sie hängen vor allem vom Vorgehen des neuen Finanzministers ab. Die Steuereinnahmen dürften jedoch sinken, wenn sich das Wachstum verlangsamt, und ein Ausschluss aus dem WGBI wäre schmerzhaft.

Der Artikel erschien am 17.05.2017 bei Schroders.com.

Diesen Beitrag teilen: