Schroders: Nachhaltiges Investieren: Aufräumen mit fünf Irrtümern

Nachhaltiges Investieren erfreut sich zunehmender Beliebtheit, aber viele falsche Vorstellungen bleiben dennoch bestehen.

28.11.2016 | 14:37 Uhr

Irrtum 1: Nachhaltiges Investieren bedeutet lediglich, dass man „Sin Stocks“ („Sündenaktien“) meidet

Der Ausdruck „Sin Stocks“ entstand, um Firmen herum, die in bestimmten Branchen aktiv sind, die als unethisch gelten, z.B. die Tabak, Alkohol oder Glücksspiel Industrie.
Solche Fonds schließen diese Aktien aus oder unterziehen sie einer strengen Prüfung. Jeder Anleger hat jedoch eigene Ansichten darüber, was ethisch ist und was nicht, wie die Ergebnisse der Schroders Global Investor Study demonstrieren, die heute veröffentlicht wurde. Die detaillierten Ergebnisse der Studie finden Sie hier.
Anstatt bestimmte Aktien lediglich einer strengen Prüfung zu unterziehen, geht es beim nachhaltigen Investieren um die genaue Bewertung einer Reihe von Fragen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, die unter der Abkürzung ESG (Environment, Social and Governance) bekannt sind. Dies kann die Analyse des Leistungsausweises im Umgang mit der Umweltverschmutzung von Fabriken eines Unternehmens beinhalten oder die Frage, wie sozial verantwortlich es in den lokalen Gemeinschaften ist, in denen es tätig ist. Bei Fragen der Unternehmensführung geht es darum zu beurteilen, wie gut die Interessen von Aktionären, Kunden und Mitarbeitern verwaltet werden.

Einfach ausgedrückt, sollten gut verwaltete Unternehmen, die auf die Nachhaltigkeit der Umgebung achten, in der sie tätig sind, eine bessere langfristige Zukunft haben. Beim nachhaltigen Investieren geht es darum, mit Blick auf die Steigerung von Renditen ESG-Faktoren in Anlageentscheidungen zu integrieren.

Irrtum 2: Wenn Sie nachhaltig investieren, leidet die Rendite

Ist nachhaltiges Investieren nicht mit Kosten verbunden? Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass das Gegenteil der Fall ist.

Untersuchungen von Friede, Busch & Bassen (2015) und Morgan Stanley – um nur zwei zu nennen – fanden heraus, dass Unternehmen, die ESG-orientiert handeln, im Durchschnitt eine höhere finanzielle Performance erzielten.

Eine Studie von Empirical Research, die seit November 2014 60 ESG-Faktoren für US-Aktien bewertet und überwacht, fand heraus, dass Unternehmen mit besseren ESG-Wertungen besser abschnitten als solche mit niedrigeren.

Durch die Analyse von ESG-Themen erlangen Anleger ein besseres Verständnis nicht von dem, was Unternehmen tun, sondern wie sie es tun. ESG-Analysen stellen Unternehmen in einen größeren globalen Zusammenhang und tragen damit zur Identifizierung jener bei, die die belastbarsten Modelle haben. Anleger können sich für Anlagen entscheiden, die auf moralischen Überzeugungen und persönlichen Werten basieren. Doch dies wäre ethisches und weniger nachhaltiges Investieren.

Irrtum 3: Es geht dabei vor allem um Umweltinvestitionen

Es wäre einfach anzunehmen, dass das „E“ (für Umwelt) in ESG die beiden anderen Buchstaben dominiert. Die meisten thematischen Anlagefonds konzentrieren sich auf umweltrelevante Themen, angefangen von Wasserknappheit bis hin zu neuen Umwelttechnologien. Umweltthemen besitzen vor allem vor dem Hintergrund der Pariser Klimawandelkonferenz (COP 21) im vergangenen Jahr bei den Anlegern einen sehr hohen Stellenwert. Die Themen Soziales und Unternehmensführung gewinnen mehr und mehr an Bedeutung.

Die zunehmende Ungleichheit sowie angeschlagene Regierungen haben zur Einführung von existenzsichernden Löhnen in einer Reihe von Regionen geführt und in der Folge zu Kostendruck. Änderungen des Verbrauchergeschmacks sowie neue Vorschriften haben zur Einführung von Zuckersteuern und zu einem anhaltenden Rückgang im Konsum von zuckerhaltigen Getränken geführt. Die Vergütungen von Vorstandsvorsitzenden und Verwaltungsräten sind nahezu täglich in den Schlagzeilen.

Erfolgreiche ESG-Anlageverfahren werfen einen ganzheitlichen Blick auf die sich ändernde Welt, in der sich Unternehmen bewähren müssen, und bewerten die Wertentwicklung ihrer Investitionen mithilfe einer Reihe von Faktoren. Sie greifen, wo die Wertentwicklung ins Stocken gerät und zwingen Unternehmen, ihre Performance in Verbindung mit ESG-Faktoren generell zu verbessern und die Notwendigkeit kontinuierlicher Verbesserungen in diesen Bereichen zu akzeptieren.

Irrtum 4: Es funktioniert nur in den Industrieländern

Der Großteil der ESG-Daten, über die wir verfügen, wird von Großunternehmen, die in Industrieländern tätig sind, offen gelegt. Das bedeutet nicht, dass ESG-Faktoren nicht auch Druck bei den Schwellenländern erzeugen.

Ein Bericht von UBS aus dem Jahr 2013, der sich mit dem Corporate Governance Index des Weltwirtschaftsforums und Bewertungen von Schwellenländeraktien befasste, kam zu dem Schluss, dass Unternehmen, die im Bereich Unternehmensführung gut abschneiden, höher bewertet werden und eine niedrigere Volatilität besitzen.

Die Bewertung, wie Unternehmen mit Interessengruppen sowie ökologischen und gesellschaftlichen Veränderungen umgehen, ist relevant und zwar unabhängig vom Markt. Bei Schwellenländern sind gegebenenfalls aufwändigere Analysen erforderlich.



Irrtum 5: Es funktioniert nur bei Aktien

Wir neigen dazu, vorwiegend an Aktien zu denken, das ist aber noch nicht alles. Bei Anleihen beispielsweise tragen ESG-Analysen zur Identifizierung von Risiken in Verbindung mit der Fähigkeit und der Bereitschaft zur Schuldenrückzahlung eines Kreditnehmers bei.

Einfach ausgedrückt, dürfte ein gut geführtes Unternehmen in geringerem Maße der Gefahr ausgesetzt sein, in ein wertvernichtendes Desaster zu stolpern, und besser für die Rückzahlung von Verbindlichkeiten an die Anleger aufgestellt sein, die ihm Geld leihen.

Fazit

Investitionen funktionieren nicht im luftleeren Raum. Weltweit agierende Branchen stehen vor gesellschaftlichen, ökonomischen, umweltrelevanten sowie industriellen Veränderungen von größerem Ausmaß, die sich schneller vollziehen als jemals zuvor.

Die Kluft zwischen den Werten von Unternehmen auf der richtigen oder falschen Seite dieser Trends, kann daher immer größer werden. Durch Investitionen in nachhaltige Unternehmen können Anleger ihre Chancen auf Erfolg vergrößern.

Der Beitrag erschien am 28.11 auf Schroders.com

Diesen Beitrag teilen: