Schroders: Philippinen - Der Duterte-Effekt und seine Folgen

Bei einem Besuch auf den Philippinen trafen wir uns mit verschiedenen Unternehmen. Unser Ziel: Wir wollten uns ein Bild davon machen, wie sich das als Liebling der asiatischen Wachstumsstory geltende Land nach der Wahl seines Präsidenten mit dem Spitznamen „Duterte Harry“ behauptet.

09.12.2016 | 12:05 Uhr

Der November ist in der Regel ein sehr hektischer Monat für uns: Unternehmensmeetings nach den Ergebnissen für das dritte Quartal stehen an, die Weihnachtstage nahen und mit ihnen die anschließende Periode der Jahresabschlüsse. Entsprechend haben wir den Philippinen einen frühzeitigen Besuch abgestattet (nach der jüngsten Anti-USA-Tirade und nachdem Präsident Rodrigo Duterte mit seiner Reise nach China auf Kuschelkurs mit dem Land ging).

Der Zweck unserer Reise war es, vor Ort zu prüfen, ob wir bevorzugte Titel identifizieren können, wenn der Markt aus Sorge über „Duterte Harry“ ernsthaft ins Schwanken geriete.

Es zeigte sich jedoch ein verhaltenes Bild. Wir verließen das Land mit dem Gefühl, dass auf den Philippinen die gleichen Trends wie auch im Rest der Region vorherrschen – trotz der hohen Hoffnungen, die viele asiatische Strategen für das Land hegten. Die Konsumgüterfirmen, mit denen wir uns trafen, verwiesen – wie viele andere in der Region – auf Probleme mit zunehmender Konkurrenz und einer unter den Erwartungen liegenden Nachfrage, da sich der Trickle-down-Effekt des relativ starken Wirtschaftswachstums immer noch nur stellenweise bemerkbar macht.

Ein typisches Beispiel dafür war der gut geführte Snack- und Instantkaffee-Hersteller Universal Robina (URC). Das Wachstum hat sich verlangsamt, die Vorteile der Margenerweiterung durch die niedrigeren Rohstoffpreise haben sich erschöpft und dem Unternehmen macht jetzt der zunehmende Wettbewerb sowohl im oberen als auch im unteren Segment zu schaffen.

In einem Versuch, dies zu kompensieren, haben URC und mehrere ähnliche Unternehmen in Asien jetzt Akquisitionen im Ausland getätigt. Dabei tappten sie auch in die potenzielle Falle, von Private-Equity-Eigentümern Unternehmen zu kaufen, die für den Verkauf „aufgehübscht“ wurden („vom Esel zum Rennpferd gemacht“ ist in einigen Fällen vielleicht der bessere Vergleich; Warnung für Fondsmanager: Vorsicht beim Einkauf bei Private-Equity-Eigentümern!).

Unruhiges Fahrwasser voraus

URC ist, wie gesagt, ein gutes Unternehmen. Aber auch dort bestätigte man uns die Probleme, mit denen unserer Ansicht nach alle Konsumgüterfirmen in Asien zu kämpfen haben, z. B. schwaches nominales Wachstum, Deflation und Wettbewerb. Auch ist uns klar, dass die Millennials nicht unbedingt dieselben Marken kaufen wollen wie ihre Eltern: Die Generation Y ist tatsächlich anders und spricht auf traditionelle Werbung und Marken definitiv nicht an.

Das Problem der globalen Unternehmen, diese Generation zu erreichen, ist auch in Asien unübersehbar. Die hohen Bewertungen, die den meisten asiatischen Konsumgütertiteln zugewiesen werden – auf der Basis, dass sie bis in alle Ewigkeit ein „sicheres“ Gewinnwachstum von 10 bis 15 % jährlich erzielen –, sind unserer Ansicht nach unangebracht.

Konventionelle Unternehmen

Interessanter und vielleicht überraschend waren die philippinischen Immobilientitel. Trotz der großen Hoffnungen und der himmelhohen Popularität, die Duterte im eigenen Land genießt, ist der Wohnimmobilienmarkt gekippt und das Vertrauen in den Immobilienmarkt insgesamt ins Wanken geraten.

Diese Preise sinken derzeit und die Auftragsüberhänge nehmen zu, da Überangebot und Investitionsnachfrage (sprich Spekulation) nachlassen. Alle Immobilienunternehmen haben Starts nach hinten verschoben und sprechen davon, Kaufanreize zu schaffen. Dieses Bild deckt sich mit dem, das wir in allen anderen Märkten der Region ASEAN, in Taiwan und in Korea gesehen haben.

Insgesamt war die Reise zu den Philippinen verhalten. Normalerweise würden wir Politik nur als Hintergrundkulisse sehen. Doch Präsident Duterte versetzt die Geschäftswelt ganz klar in Unsicherheit. So war auch die Rede davon, dass BPO-Projekte (Business Process Outsourcing) aktuell auf Eis gelegt werden und insbesondere US-Firmen neuen Investitionen gegenüber vorsichtig sind. Es ist noch zu früh für endgültige Schlussfolgerungen in Bezug auf Duterte. Wir möchten daran erinnern, dass Demokratie in diesen aufstrebenden Ländern, wo korrupte Rechtssysteme und faule Politik ein Problem sind, anders funktioniert.

Es gibt auch gute, kompetente Leute in der neuen philippinischen Regierung, daher schauen wir uns die weitere Entwicklung mit Interesse an. Der Aktienmarkt aber muss angesichts der hohen Bewertungen und des vorsichtigen Tonfalls, der unsere Treffen bestimmte, zunächst einmal deutliche Kursverluste bei den meisten Titeln verzeichnen, ehe er wieder interessant wird.

Dieser Artikel erschien am 9.12.2016 bei Schroders.com.

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