Schroders: Treibhausgas-Emittenten mit starker Bereitschaft zum Klimaschutz

Das Team von Schroders für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) wirft einen genauen Blick auf die aktuellen Zielwerte für Treibhausgasemissionen, die die teilnehmenden Staaten vor der UN-Klimakonferenz im Dezember eingereicht haben.

03.11.2015 | 10:16 Uhr

Klimaverhandlungen

Mit näher rückendem Termin der UN-Klimakonferenz in Paris (COP 21) und der Frist zur Einreichung der national geplanten Treibhausgasminderungsbeiträge (Intended Nationally Determined Contributions, INDCs) durch die Vertragsstaaten gab es eine Reihe von Meldungen zum Thema Reduzierung von Treibhausgasen. Nicht weniger als 68 Länder legten im September ihre INDCs vor. Die bis zum 5. Oktober eingereichten Zusagen decken rund 90 % der globalen Emissionen ab.

Ehrgeizige Ziele der am wenigsten entwickelten Länder (LDCs)

Die zuletzt zahlreich eingegangenen INDCs und das hohe Engagement auf Seiten der am wenigsten entwickelten Länder (LDCs) zeigen eine starke Bereitschaft dieser Regierungen, zu einem Klimaschutzabkommen zu gelangen, um den Klimawandel und seine wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen in den Griff zu bekommen. So haben sich einige der LDCs zu ehrgeizigen Zielen verpflichtet. Zur Finanzierung dieser Ziele benötigen sie allerdings auch die entsprechenden Mittel, sodass das Thema der Finanzierung des Klimaschutzes bei den Verhandlungen in Paris im Dezember voraussichtlich eine zentrale Rolle spielen wird.

Einige große Treibhausgas-Emittenten mit starker Bereitschaft zum Klimaschutz

Sehr begrüßt wurde die brasilianische Zusage, da Brasilien das erste Entwicklungsland ist, das sich zu einem absoluten, für die gesamte Wirtschaft geltenden Emissionsziel verpflichtet – im Gegensatz zu einer Verringerung gegenüber „Business as usual“ (also dem erwarteten Wert, der sich bei einer weiteren ungebremsten Entwicklung der globalen Treibhausgasemissionen ergeben würde), wie andere Entwicklungsländer dies bisher getan haben. Brasilien hat sich verpflichtet, seine Treibhausgasemissionen bis 2025 auf 37 % unter das Niveau von 2005 zu senken (während etwa Südkorea bis 2030 eine Reduzierung um 37 % gegenüber „Business as usual“ anstrebt). Zwar haben einige Umwelt-Organisationen dieses Ziel kritisiert, da Brasilien seine Emissionen damit in den nächsten zehn Jahren effektiv erhöhen könnte (seine Emissionen lagen im Jahr 2012 bereits 41 % unter dem Niveau von 2005), allerdings ist ein absolutes Ziel eines großen Entwicklungslandes ein positives Signal, das die Bereitschaft zum Klimaschutz unterstreicht. Dies zeigt, dass es der brasilianischen Regierung mit der Reduzierung ihrer Emissionen ernst ist, und das, obwohl Entwicklungsländer generell mehr Flexibilität benötigen, da ihre Entwicklung möglicherweise von emissionsintensiven Prozessen wie z. B. der industriellen Produktion abhängt.

Eine weitere positive Meldung in diesem Monat war die erneute Bestätigung der gemeinsamen Erklärung der USA und China zum Klimawandel aus dem letzten Jahr. Anlässlich der Climate Week, die vom 21. bis 28. September in New York stattfand, gab der chinesische Staatspräsident neue Beschränkungen für kohlenstoffintensive Aktivitäten bekannt und sagte 3,1 Mrd. US-Dollar für den „South-South Climate Cooperation Fund“ zu, um Entwicklungsländer im Kampf gegen den Klimawandel zu unterstützen. Zudem wurde für das Jahr 2017 die Einführung des chinesischen Emissionshandelssystem angekündigt. Damit will China sein Ziel erreichen, welches es letztes Jahr zusammen mit den USA formuliert hat: So sollen die Emissionen um das Jahr 2030 herum ihren Höhepunkt erreichen.

Die mit Spannung erwarteten nationalen Klimaschutzpläne Indiens wurden vier Stunden vor Ablauf der Frist am 1. Oktober eingereicht. Darin verpflichtet sich das Land, seine Emissionsintensität bis 2030 um 35 % zu reduzieren. Zudem hat die indische Regierung versprochen, den Sektor der sauberen Industrie auszubauen und sich auf die Bodenrekultivierung durch Aufforstung zu konzentrieren.

Enttäuschendes Engagement einiger größerer Länder

Weniger erfreulich waren dagegen die enttäuschenden Klimaschutzpläne einiger anderer größeren Länder. Indonesien hat sich bis 2030 zu einer bedingungslosen Reduzierung der Emissionen um 29 % gegenüber „Business as usual“ verpflichtet bzw. zu einer 41-prozentigen Reduzierung im Falle internationaler Hilfen von 6 Mrd. US-Dollar. Derweil will Südafrika sicherstellen, dass seine Emissionen zwischen 2020 und 2025 ihren Höchstwert erreichen und nach einer Stabilisierungsphase von rund zehn Jahren schließlich allmählich zurückgehen. Die Regierung hat als Zielspanne für ihre Emissionen den Zeitraum von 2025 bis 2030 vorgegeben. Diese geplanten Klimaschutzbeiträge sind enttäuschend, da weder die indonesische noch die südafrikanische Regierung detailliert genug darstellten, wie sie ihre Ziele erreichen wollen.

Rekordtemperaturen

Das Met Office, der meteorologische Dienst Großbritanniens, hat einen neuen Bericht veröffentlicht, dem zufolge die Temperaturen 2015 und 2016 weltweit einen neuen Rekord aufstellen werden. Ursache dafür ist die Umkehrung natürlicher Klimazyklen im Atlantischen und Pazifischen Ozean, wodurch die vom Menschen verursachte globale Erderwärmung noch verstärkt wird. Unterdessen hat das Eis der Arktis im September seine geringste jährliche Ausdehnung erreicht, was erneut Befürchtungen hinsichtlich eines möglichen Abtauens des ewigen Eises aufkommen lässt. Eine wissenschaftliche Studie, die in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, hat die Folgen eines Abtauens des ewigen Eises in der Arktis (und der entsprechenden Freisetzung von Kohlendioxid und Methangas) analysiert. Demnach könnten der Weltwirtschaft dadurch bis Ende des nächsten Jahrhunderts zusätzliche Schäden in Höhe von 43 Bio. US-Dollar entstehen.

Energiesysteme in Gefahr

Der Weltenergierat (WEC) warnt in einem neuen Bericht davor, dass die globalen Energieversorgungseinrichtungen (darunter Kraftwerke und Verteilungsnetze) durch Folgeereignisse des Klimawandels wie Überschwemmungen, schwere Stürme und den steigenden Meeresspiegel bedroht werden. Diese Ereignisse könnten katastrophale Auswirkungen auf die globale Infrastruktur haben. Mit dem Bericht will der WEC unterstreichen, wie wichtig es ist, sich auf den Klimawandel einzustellen. Zudem soll erreicht werden, dass das Thema auf der UN-Klimakonferenz im Dezember behandelt wird. Durch die Anpassung der Energieinfrastruktur an die Folgen des Klimawandels dürfte sich der Betrag von 48 bis 53 Bio. US-Dollar, der bereits heute für Investitionen in die globale Energieinfrastruktur bis 2035 veranschlagt wird, noch deutlich weiter erhöhen[1].

[1]Internationale Energieagentur (IEA), 2014: World Energy Investment Outlook. Im Falle einer Erwärmung der Erdtemperatur um 2°C müssten die Investitionen in kohlenstoffarme Technologien sowie in Energieeffizienz verdoppelt werden.
 
Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stammen vom ESG Team und stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar.

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