Schroders: US-Aktien: Ausblick 2017

Unser Ausblick für US-Aktien ist optimistisch. Dafür spricht das stabile Wirtschaftswachstum, das durch die anhaltend starke Konsumfreude der Verbraucher gestützt wird. Diese dürfte auch künftig nicht nachlassen.

09.01.2017 | 10:44 Uhr

Unserer Einschätzung nach wird die künftige Ausgabenbereitschaft der Verbraucher hoch ausfallen: Das Beschäftigungswachstum ist solide, die Löhne beginnen allmählich zu steigen, die finanzielle Situation der Verbraucher hat sich verbessert und Wohnimmobilien verzeichnen einen Wertzuwachs.

In unserem Basisszenario, das politische Anreizmaßnahmen von Donald Trump unberücksichtigt lässt, gehen wir weiterhin von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von rund 2 % aus.

Während wir ein moderates Wirtschaftswachstum in den USA prognostizieren, beurteilen wir die Sektoren, die Wachstum zu angemessenen Bewertungen bieten, nach wie vor positiv.

Unser Ausblick für US-Aktien im Jahr 2017 ist optimistisch. Dafür spricht das stabile Wirtschaftswachstum in den USA, das durch den anhaltend starken Konsumsektor gestützt wird. Dieser macht immerhin zwei Drittel der amerikanischen Wirtschaftsleistung aus. Unsere Einschätzung basiert auf dem soliden Beschäftigungswachstum, den allmählich steigenden Löhnen, der verbesserten finanziellen Situation der Verbraucher und der Wertsteigerung bei Wohnimmobilien. Aufgrund dieser Faktoren erwarten wir, dass die Ausgabebereitschaft der Verbraucher auch künftig hoch ausfallen wird.

Zudem scheint es für die Industrie bergauf zu gehen – den Bereich der US-Wirtschaft, der 2016 Anlass zu gewisser Sorge gab. Besonders hervorzuheben ist auch die Entwicklung der Gewinne von US-Unternehmen: Nachdem diese sechs Quartale in Folge durch den starken US-Dollar und die Schwäche im Energiesektor belastet worden waren, kehrten sie im dritten Quartal in den positiven Bereich zurück: Und das sowohl bei den Umsätzen wie auch beim Gewinn je Aktie.1 Darüber hinaus stieg das Bruttoinlandsprodukt der USA von 1,1 % im zweiten Quartal auf 2,9 % im dritten.

Durch die potenziellen fiskalpolitischen Anreizmaßnahmen von US-Präsident Trump könnte es zu einem zusätzlichen Konjunkturaufschwung kommen. Einige Prognosen erkennen ein zusätzliches jährliches BIP-Wachstum von 0,5 bis 0,6 %: Dies auf Steuersenkungen und eine freigiebigere Ausgabenpolitik zurückgehen.

Allerdings übernimmt Donald Trump erst am 20. Januar die Amtsgeschäfte; auch gibt es noch einige Fragezeichen bei den Einzelheiten seiner politischen Planung. Zudem könnte er auf Umsetzungsschwierigkeiten und auf Auseinandersetzungen mit der Führung des Kongresses treffen, die schuldenfinanzierten Staatsausgaben traditionell kritisch gegenübersteht. Hinzu kommt, dass die von Trump im Wahlkampf angekündigte Handelspolitik und seine Zollpläne die Wirkung seiner Fiskalpolitik schmälern könnten.

In unserem Basisszenario, das politische Anreizmaßnahmen von Donald Trump nicht berücksichtigt, gehen wir weiterhin von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von rund 2 % aus. Wir verwenden dieses als Ausgangsbasis und schätzen so das Umsatzwachstum das Unternehmen ein (wobei wir einen Multiplikator von 1,5 zugrunde legen). Da wir außerdem von verbesserten Unternehmensmargen um 1–2 % und einem zusätzlichen Aufwärtspotenzial von 1–2 % durch Aktienrückkäufe ausgehen, halten wir ein Gewinnwachstum von 6–8 % für erreichbar.

Attraktive Bewertungen in bestimmten Sektoren

Bei den Bewertungen ergibt sich folgendes Bild: Das Forward-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)2 des S&P 500 liegt am oberen Ende seiner historischen fünf- bis zehnjährigen Spanne. Noch attraktiver ist die Bewertung unseres Erachtens aber auf Basis der Gewinnrendite, die bei 5,8 % liegt. Diese ist im heutigen Marktumfeld deutlich besser als die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen (2,55 %) und anderer festverzinslicher Alternativen. Neben den guten Gesamtbewertungen des S&P gibt es unserer Einschätzung nach einzelne Sektoren mit sehr überzeugenden Bewertungen, wie z. B. Technologie und Gesundheitswesen, in denen das Wachstum mit KGVs von unter 15,0 nicht angemessen widergespiegelt wird.

Wir möchten darauf hinweisen, dass ein Großteil des Bewertungsanstiegs in den vergangenen Jahren auf die sogenannten Bond Proxies3 entfiel, die von Mittelzuflüssen durch die quantitative Lockerung profitierten. Daher könnte ein Anstieg in Bereichen wie Technologie, Gesundheit und Konsumgüter, in denen die Bewertungen auf der Stelle getreten sind, unser prognostiziertes Gewinnwachstum stärken und zu höheren annualisierten Erträgen im US-Large-Cap-Segment führen.

Unser Ausblick ist mit gewissen Risiken verbunden. Das erste Risiko hängt mit der Frage zusammen, warum das Lohnwachstum und das BIP in den USA angesichts des guten Beschäftigungszuwachses nicht stärker anziehen. Die derzeitige Trendumkehr bei den Löhnen und der Verbraucherpreisinflation spricht dafür, dass die Überkapazitäten am Arbeitsmarkt abgebaut wurden. Das spiegelt sich in der U6-Arbeitslosenquote4 wider, die derzeit bei unter 10 % liegt.

Der jüngste BIP-Anstieg auf 2,9 % im dritten Quartal bestätigt unsere Annahme, dass das BIP in den vergangenen drei oder vier Quartalen durch den starken US-Dollar einer vorübergehenden Belastung ausgesetzt war. Dies schwächte den 34%igen Umsatzanteil des S&P, der auf das Ausland entfällt, sowie die Gewinne, die unter dem Einbruch der Ölpreise litten. Die durch diese beiden Faktoren entstehende Belastung für das BIP wird auf 5 bzw. 7 % geschätzt.

Geldpolitischer Richtungswechsel der Fed nicht notwendigerweise negativ

Die zweite Gefahr für unseren Wachstumsausblick ist das Inflationsrisiko und ein möglicher geldpolitischer Richtungswechsel der US-Notenbank Fed. Hierbei gilt zu berücksichtigen, dass die Anleger bis vor Kurzem noch fürchteten, es gäbe nicht genügend Inflation. Wir halten den jüngsten Inflationsanstieg für moderat: Die Verbraucherpreisinflation beträgt lediglich 2,2 %, während sie in der Vergangenheit in Phasen mit einer vergleichbaren Arbeitslosenquote von 5 % bei ca. 3–4 % lag.
Wie sich zudem an den geldpolitischen Entscheidungen von 1994, 1999 und 2004 zeigt, ist die Marktentwicklung im Anschluss an einen geldpolitischen Kurswechsel der Fed nicht notwendigerweise negativ. Zwar lässt sich von der Wertentwicklung der Vergangenheit nicht auf die Zukunft schließen, doch in allen drei Fällen tendierten die Märkte zwölf Monate nach dem Schritt der Fed um durchschnittlich 6 % höher. Letztlich wäre eine Fed-Straffung unseres Erachtens ein Zeichen für ein besseres US-Wirtschaftswachstum. Wir glauben, dass die im Zusammenhang mit Inflation gefürchtete Kostensteigerung (Arbeitskosten etc. ) durch die Aussichten auf höhere Umsätze dank des besseren Lohnprofils der Verbraucher ausgeglichen wird. Der dritte Risikofaktor ist die Unsicherheit in Bezug einen US-Präsidenten Donald Trump. Aufgrund seiner fehlenden Regierungserfahrung steht er für Unsicherheit – und Unsicherheit ist normalerweise Gift für die Märkte. Da die Republikaner sich zudem sowohl im Repräsentantenhaus als auch im Senat die Mehrheit sichern konnten, sind grundlegende Veränderungen wahrscheinlicher.

Allerdings genießen viele der Prioritäten auf Trumps Agenda überparteiliche Zustimmung, wie z. B. die fiskalpolitischen Anreize in Form von Steuersenkungen und Infrastrukturausgaben. Dort, wo Trump bestehende Verhältnisse ändern will, gilt zu beachten, dass der republikanische US-Kongress unabhängig ist. So haben sich die Kongressmitglieder in der Vergangenheit bereits häufig gegen den Präsidenten gestellt und sind schuldenfinanzierten Ausgaben nicht besonders wohlgesonnen. Während er möglicherweise Obamas Gesetze zur Krankenversicherung und bestehende Handelsvereinbarungen außer Kraft setzen will, hat Trump sich zu anderen Wahlkampfthemen weniger eindeutig geäußert. Diesen muss Priorität eingeräumt werden und es wird Zeit in Anspruch nehmen, bis sie vom Repräsentantenhaus und vom Senat abgesegnet und tatsächlich umgesetzt werden.

Wachstum zu angemessenen Bewertungen

Für die USA insgesamt prognostizieren wir ein moderates Wirtschaftswachstum. Allerdings beurteilen wir wie immer solche Sektoren, die Wachstum zu angemessenen Bewertungen bieten, weiterhin positiv: Das Wachstum dürfte höhere Gewinne garantieren. Zu diesen positiven Sektoren gehören Technologie und Konsumgüter, wo wir ein hohes Potenzial für Gewinnsteigerungen im Vergleich zum Konsens an der Wall-Street erkennen.

Zudem bevorzugen wir zyklische5 Titel wie Finanz- und Industriewerte angesichts der Trendwende bei den US-Inflationsaussichten, die bereits vor den potenziellen Konjunkturimpulsen von Donald Trump einsetzte, sowie aufgrund der besseren Aussichten für das globale BIP und den Rohstoffsektor im Anschluss an die umfassenden weltweiten quantitativen Lockerungsprogramme.

1. Der jeder Aktie zugeschriebene Gewinn eines Unternehmens, der berechnet wird, indem der Gewinn nach Steuern durch die Anzahl der Aktien dividiert wird

2. Kennzahl zur Bewertung von Unternehmensaktien. Sie wird berechnet, indem der aktuelle Aktienkurs durch den Gewinn je Aktie dividiert wird. Im Falle des Forward-KGV wird der prognostizierte Gewinn je Aktie herangezogen.

3. Defensive Aktien, die dieselben Renditemerkmale aufweisen wie Anleihen

4. Eine weiter gefasste Kennzahl für die Arbeitslosigkeit, die auch Unterbeschäftigung berücksichtigt. Sie umfasst die Gesamtzahl der Arbeitslosen sowie alle Nicht-Arbeitsuchenden, die jedoch in den letzten zwölf Monaten Beschäftigung gesucht haben, sowie alle Arbeitnehmer, die unfreiwillig eine Teilzeitbeschäftigung ausüben.

5. Aktien, deren Kurse direkt vom Konjunkturzyklus abhängen.

Der Artikel erschien am 5.1.2017 auf Schroders.com 

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