Schroders: Wird die Weltwirtschaft japanisch?

Am Beispiel der USA, Europas und Chinas nehmen wir die Anfälligkeit von Volkswirtschaften für die „japanische Krankheit“ unter die Lupe. Und wir betrachten, wie sich sinkende Preisniveaus vermeiden lassen.

20.05.2016 | 10:55 Uhr

Seit 25 Jahren verzeichnet Japan niedriges Wachstum, geringe oder negative Steigerung der Güterpreise und niedrige Anleiherenditen. Insgesamt aber kommen wir zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit, sich ebenfalls an dieser „japanischen Krankheit“ anzustecken, in China und Europa am höchsten ist. Die USA haben anscheinend so viele Unterschiede gegenüber Japan, dass Deflation nicht zum Normalzustand werden dürfte. Unten finden Sie einen Link zur ausführlichen Studie (auf Englisch).

Was muss passieren?

Wenn Deflation droht, doch noch nicht sicher ist: Was muss passieren, um sie zu vermeiden?

USA: Wahrscheinlich nicht viel. Der Arbeitsmarkt ist flexibel und die Banken sind funktionsfähig. Sollte die Bedrohung zunehmen, kann die Regierung den Einsatz finanzpolitischer Maßnahmen wie Schuldenerlass (z. B. bei Studienkrediten) erwägen.

Eurozone: Deutschland hat eine solide Haushaltslage und einen Investitionsrückstand in der öffentlichen Infrastruktur. Haushaltspolitische Zwänge behindern die Bemühungen Italiens, bereinigte Bilanzen und mehr Eigenkapital bei den Banken zu erreichen. Sollte die Haushaltspolitik die Nachfrage beeinträchtigen und strukturelle Reformen aufhalten, ist sie zu streng. Für Europa stellt sich die Frage, ob die Politik und der institutionelle Rahmen der Eurozone eine Umkehr erlauben und eine expansive Geldpolitik annehmen.

China: In mancherlei Hinsicht wirkt China wie Japan in den 1970ern – es hat gerade einen Investitionsboom hinter sich, ist aber noch weit von einer Blase und Krise entfernt. In anderer Hinsicht scheint es, als ob das Land mit Blick auf Konjunkturrückgang und Inflation der japanischen Krankheit erliegt. China hat in einigen Industriebereichen eine Überkapazität, die den deflationären Druck fördert. Das Land muss diese Überkapazität angehen. Angesichts des deflationären Drucks benötigt man wahrscheinlich auch eine lockerere Geldpolitik. Das ist schwierig umzusetzen, ohne gleichzeitig auch eine Schwächung der Währung auszulösen, was wiederum politisch schwierig ist.

Die grundlegende Schlussfolgerung daraus: Es gibt sicherlich einiges, was man tun kann, um den deflationären Druck zu mildern. Doch vieles davon würde als relativ radikal angesehen werden und erfordert erhebliche politische Anstrengungen – sowohl in China als auch in Deutschland.

Die komplette Studie als PDF-Dokument.

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