Schrödingers Weltwirtschaft

Widersprüchliche Signale der Konjunkturdaten. Chancen auf eine Konjunkturerholung im zweiten Halbjahr.

10.06.2013 | 08:41 Uhr

Für China und die USA werden jeden Monat Einkaufsmanagerindizes aus jeweils zwei unterschiedlichen Quellen veröffentlicht, und in beiden Ländern zeigten die Indizes im Mai unterschiedliche Entwicklungen. Während der offizielle chinesische Einkaufsmanagerindex von 50,6 im April auf 50,8 im Mai stieg, sank der HSBC-Einkaufsmanagerindex von 50,4 auf 49,2. Beim offiziellen Einkaufsmanagerindex werden 4.000 Großunternehmen befragt; an der Umfrage für den HSBC-Einkaufsmanagerindex nehmen nur 400 eher kleinere und mittlere Unternehmen teil. Die Großunternehmen in China scheinen derzeit eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage zu erleben, während die kleineren und mittleren Unternehmen wohl eher mit Problemen zu kämpfen haben. Auch in den USA zeigten die Einkaufsmanagerindizes im Mai divergente Entwicklungen: Der ISM-Index ging von 50,7 im April deutlich auf nur noch 49 im Mai zurück, während der Einkaufsmanagerindex von Markit von 52,1 im April auf 52,3 im Mai stieg. In den USA lässt sich die Diskrepanz allerdings nicht wie im Falle Chinas erklären und gibt daher Rätsel auf. Die chinesische Industrieproduktion (Sonntag) sowie die USI-ndustrieproduktion (Freitag) im Mai dürften vor diesem Hintergrund Aufschluss darüber geben, welcher der jeweils beiden Konjunkturindikatoren zuverlässiger die derzeitige Konjunkturdynamik abbildet.

Insgesamt ist es jedoch enttäuschend, wie stark das Wachstum in vielen Schwellenländern seit Jahresanfang nachgelassen hat. Die expansivere Wirtschaftspolitik seit Sommer vergangenen Jahres konnte die Wirtschaft der Schwellenländer bisher nicht stimulieren. Es überrascht deshalb nicht, dass schon seit einigen Monaten die Leitzinsen in vielen Schwellenländern mit Ausnahme von Brasilien gesenkt werden. Der über alle Schwellenländer aggregierte Leitzins ist von seinem Hoch im Frühjahr 2012 bei 6,25 % auf zuletzt nur noch 5,25 % gefallen und damit so niedrig wie zuletzt Mitte 2010.

Der Rückgang der Energiepreise in den vergangenen Wochen wirkt auf die Konsumenten in den Industrienationen wie eine Steuersenkung. Entsprechend bestehen gute Chancen auf eine Erholung der Konsumausgaben und der Einzelhandelsumsätze. In den USA dürften die Einzelhandelsumsätze (Donnerstag) im Mai um 0,5 % gestiegen sein.

Der vollständige Wochenausblick im pdf-Dokument

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