Sorgen über die US-Wirtschaft im Fokus der Anleger

Die Gretchenfrage lautet: Stabil niedriges Wachstum oder Abschwung? USA: Wichtige neue Konjunkturdaten dürften.

13.07.2012 | 14:50 Uhr

Rezessionsängste erst einmal dämpfen

In den USA ist die Debatte über die Konjunkturlage wieder aufgeflammt. Es mehren sich die Stimmen der Pessimisten, die die US-Wirtschaft nach zuletzt eher enttäuschenden Daten am Rande einer Rezession sehen. Bei einem Wirtschaftswachstum von nur 1,9 % im ersten Quartal und von voraussichtlich auch nur 1,5 % im zweiten Quartal ist der Zustand der US-Wirtschaft sicherlich als labil einzustufen – zumal die Arbeitslosenquote weiter bei über 8 % verharrt und es keine Anzeichen für einen nachhaltigen Rückgang gibt. Vor allem die Einsparungen der Bundesstaaten, Städte und Gemeinden sind weiterhin ein großer Belastungsfaktor für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt. Darüber hinaus verlangsamte sich zuletzt das Wachstum der Industrie und der Exporte aufgrund der Staatsschuldenkrise in Europa und den Abschwungstendenzen in China. Ein Lichtblick ist derzeit der Immobilienmarkt mit erfreulichen Anzeichen für einen Aufschwung. In der Vergangenheit war der Immobilienmarkt frühzyklisch und leitete in der Regel Konjunkturaufschwünge ein. Die aktuellen Einflussfaktoren heben sich derzeit mehr oder weniger gegenseitig auf und lassen die US-Wirtschaft auf niedrigem Niveau stabil wachsen.

So sollte eine Erholung bei den Einzelhandelsumsätzen (Montag), bei der Industrieproduktion (Dienstag) und bei den Baubeginnen (Mittwoch) in der kommenden Woche die Rezessionsängste erst einmal dämpfen. Auch bei den Unternehmensumfragen wie dem Empire-Index (Montag), dem Wohnungsbauindex NAHB (Dienstag) und dem Philadelphia-Index (Donnerstag) rechnen wir mit einigermaßen stabilen Werten. Insgesamt sehen wir derzeit nur eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass die US-Wirtschaft im dritten Quartal schrumpfen wird. Auch die Zusammenfassung der Kommentare der regionalen US-Zentralbanken im Beige Book (Dienstag) dürfte das aktuell stabil niedrige Wirtschaftswachstum untermauern.

Nichtsdestotrotz ist das Wirtschaftswachstum zu niedrig, um die Arbeitslosigkeit nachhaltig zu reduzieren. Dies hat die Diskussion um weitere geldpolitische Schritte der Fed zuletzt wieder angefacht – umso mehr, als die Inflationsrisiken (Dienstag) infolge der zurückgehenden Energiepreise zuletzt deutlich gesunken sind. Die Finanzmarktakteure werden daher gespannt auf den Bericht von US-Notenbankpräsident Ben Bernanke zur Geldpolitik vor dem US-Kongress (Dienstag) warten.

Eurozone: Konjunkturerwartungen mit Bodenbildung

Die Eurozone steckt in einer Rezession, die immer wieder durch neue Einschnitte der Staaten verstärkt wird. In dieser Woche gab beispielsweise Spanien neu geplante Einsparungen von 65 Mrd. EUR bekannt. Zusätzlich beeinträchtigt wird die Entwicklung der europäischen Konjunktur durch den Stress im Finanz- und Bankensystem, was die so wichtige Kreditvergabe an die Realwirtschaft behindert. Verschlimmert wird die Lage noch durch die Ratingagenturen, die mit ihren Herauf- und Herabstufungen der Bonität von Staaten prozyklisch wirken und damit Auf- bzw. Abwärtstrends verstärken.

Vor diesem Hintergrund wäre es sicherlich nicht verwunderlich, wenn der ZEW-Index (Dienstag) von -16,9 im Juni auf -20 im Juli gefallen ist. Gleichwohl könnte sich im Juli ein Boden bei den Konjunkturerwartungen herausgebildet haben, weil der schwache Euro-Wech¬selkurs und die gesunkenen Energiepreise die Wirtschaft der Eurozone stark stimulieren dürften.

Japan: Bank von Japan enttäuscht die Erwartungen der Finanzmarktakteure

Die japanische Notenbank enttäuschte in dieser Woche wie schon so oft die Erwartungen der Marktteilnehmer: Die Zentralbanker beschlossen keine weiteren Lockerungen der Geldpolitik, sondern lediglich kleinere Änderungen beim Wertpapierkaufprogramm: Da sich die Nachfrage der Banken nach Festzinskrediten zuletzt sehr abgeschwächt hatte, wurde dieses Programm um 5 Bio. JPY gekappt. Im Gegenzug wurden die Käufe von Schatzwechseln im selben Umfang ausgeweitet, sodass die Geldmenge per saldo gleich blieb. Mittlerweile hat es wohl System, dass die japanische Notenbank regelmäßig die Erwartungen der Marktteilnehmer enttäuscht – wie anders ließe sich erklären, dass der japanische Yen anscheinend nach Sitzungen der japanischen Notenbank in den meisten Fällen an Wert gewinnt. So zeigen Untersuchungen, dass es einen systematischen Zusammenhang gibt zwischen Notenbanksitzungen und den Reaktionen des Yen-Wechselkurses darauf. Da der politische Druck auf die japanische Zentralbank jedoch enorm hoch ist und sich nach der letzten Sitzung noch verstärkt haben dürfte, rechnen wir damit, dass die Notenbanker auf ihrer nächsten Sitzung die Geldpolitik lockern werden.

Diesen Beitrag teilen: