Sorgen um Europa bringen die Erholung der Weltwirtschaft nicht zum Erliegen

Die Lage der Weltwirtschaft bessert sich – von Japan und den übrigen asiatischen Ländern bis hin zu den USA. In Europa schwächelt die Konjunktur zwar erwartungsgemäß weiterhin.

21.03.2013 | 10:21 Uhr

Die Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte werden sich jedoch in Grenzen halten. 2013 wird deshalb weitgehend das „Jahr der Genesung“ werden. Diese Auffassung vertritt Franz Wenzel, Investmentstratege bei AXA Investment Managers, in seinem jüngsten Marktausblick.

Rückkehr der politischen Unsicherheit im Euroraum eine unangenehme Tatsache

„Die Wahlen in Italien haben gezeigt, dass die Probleme im Euroraum nicht verschwunden sind. Auch in Spanien bewegt sich die Regierung auf sehr dünnem Eis“, so Wenzel. Das Risiko einer Rückkehr der politischen Unsicherheit sei eine unangenehme Tatsache geworden. Wenzel geht jedoch davon aus, dass der institutionelle Rahmen und die Politik des Euroraums letztlich dem neuen politischen Umfeld angepasst werden. Wachstumsfördernde Strukturreformen würden ein höheres Gewicht erhalten; Haushaltskonsolidierung und Schuldenabbau werde man pragmatischer handhaben. Allerdings werde sich die Politik weder reibungslos noch rasch ändern. Vor den Wahlen in Deutschland werde sich nicht viel bewegen. Dazu Wenzel: „Der Grund ist einfach: Ein Kandidat mit einem Programm, das die Wähler als weiteres Geschenk für ihre süd- und westeuropäischen Nachbarn wahrnehmen, würde nicht gewählt werden.“ Ob die Europäische Zentralbank (EZB) die Märkte wie im Juli 2012 überzeugen könne, bleibe fraglich. „Anders als damals geht es heute auch um politische Probleme. Hier stößt die EZB an ihre Grenzen.“

Lichtblick Deutschland

Ungeachtet der wenig erfreulichen Lage in den europäischen Peripherieländern gebe es einige Lichtblicke, vor allem in Deutschland: Nachdem deutsche Aktien bereits 2012 doppelt so stark gestiegen sind wie internationale Werte, glänzt der DAX mit rund 8.000 Punkten auf einem 5-Jahreshoch. Der deutsche Ifo-Index ist im Februar auf 107,4 Punkte gestiegen und Experten erwarten, dass er auch im März erneut zulegt. Auch der ZEW-Index ist jüngst zum wiederholten Mal seit Dezember 2012 gestiegen. Beide Indizes gelten als Frühindikatoren für die konjunkturelle Entwicklung. Unternehmensgewinne und deutsche Exporte entwickeln sich ebenfalls stabil. „Ich gehe davon aus, dass sich die Konjunktur in Deutschland noch weiter verbessern wird“, sagt Wenzel.

US-Wirtschaft: Auf einem guten Weg

In den USA greifen allmählich die Sparmaßnahmen. Trotz der Steuererhöhungen steigerten die privaten Haushalte im Januar ihre Konsumausgaben zu Lasten ihrer Ersparnisse. In den nächsten Monaten dürfte sich dieser Trend allerdings umkehren. Die US-Notenbank werde ihre Anleihekäufe vermutlich das ganze Jahr hindurch fortsetzen. Höhere Beschäftigung, eine Stütze für den Konsum, sei zum zentralen Thema geworden.

Japan: Deflationsbekämpfung wichtigstes Ziel

In Asien richten sich die Blicke weiter auf Japan, den Yen und die Deflationsbekämpfung des neuen Notenbankgouverneurs Kuroda. Zwar erscheine es merkwürdig, wenn Währungshüter versuchen, eine Lohn-Preis-Spirale in Gang zu setzen. „Genau das müssen sie aber tun, wenn sie die Deflation überwinden wollen“, meint Wenzel.

Von Liquidität zu Wachstum

Wenzel erwartet nicht, dass die Überschussliquidität das Haupttriebwerk für die Aktienmärkte wird: „Wir glauben, dass wir demnächst einen Übergang von liquiditäts- zu wachstumsgetriebenen Märkten erleben werden. Das geht normalerweise mit erhöhten Risiken einher. Die erneute politische Unsicherheit im Euroraum und die noch immer – wenn auch weniger stark – erhöhten taktischen Indikatoren lassen in den kommenden Monaten eine Konsolidierung der Aktienmärkte möglich erscheinen. „Wir wären nicht überrascht, wenn die Mittelzuflüsse in Aktienfonds nachließen, insbesondere in europäische.“ Der deutsche Akienmarkt könne sich laut Wenzel besser entwickeln als der europäische Gesamtmarkt.

Renten: Normalisierung macht Pause

Auf der Rentenseite haben Staatsanleiherenditen in den vergangenen sechs Monaten deutlich angezogen. „Trotzdem erscheinen sie noch immer zu niedrig, geht man von einer allmählichen Verringerung der geldpolitischen Impulse in den USA aus“, sagt Wenzel. „Nach dem jüngsten Renditeanstieg halten wir US-Staatsanleihen wieder für fair bewertet.“ Wenzel ist nach wie vor davon überzeugt, dass die Anleiherenditen insgesamt und längerfristig eher steigen als fallen werden. Bei Unternehmensanleihen geht er davon aus, dass sich die Spreads wegen der Spannungen in Italien und anderen Peripherieländern in den nächsten Wochen ausweiten könnten.

Der Quartalsausblick im pdf-Dokument

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