Spannungen auf der koreanischen Halbinsel bieten Kaufgelegenheiten

Wegen der gefühlten Unsicherheit aufgrund der gestiegenen Alarmbereitschaft in Südkorea bringen ausländische Investoren den südkoreanischen Leitindex KOSPI unter Druck. Dementsprechend steigt die Volatilität auf Tagesbasis.

12.04.2013 | 10:33 Uhr

„Wir gehen in unserer Annahme vom Basis-Szenario eines einmaligen Ereignisses wie dem Start von Raketentests aus. Bei diesem tendieren die Märkte dazu, sich wieder zu erholen, nachdem das Ereignis vorbei ist“, sagt Sang Chui Kim, Head of Local Investment in Korea beim britischen Vermögensverwalter Schroders. Viele Marktteilnehmer seien der Ansicht, dass das aktuell herrschende Risiko eine Kaufgelegenheit darstelle. „Wir nutzen ebenfalls die aktuelle Volatilität, um bestimmte Positionen auszubauen“, erläutert Kim.

Eine tatsächliche Gefahr sieht er im niedrigen japanischen Währungskurs. „Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf breitere Markttrends und bleiben vorsichtig bei Namen aus der Schwermaschinerie. Diese stehen immer noch wegen der aktuellen Yen-Schwäche unter dem Konkurrenzdruck durch japanische Unternehmen. Letztere gewinnen momentan Marktanteile in China. Wir fokussieren uns derzeit lieber auf Technologieunternehmen, die einen globalen Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren japanischen Pendants haben“, sagt Kim. Das umfasse Internetund Spieleunternehmen sowie einige einheimische Namen, die von dem chinesischen Konsum und weiteren Stimulierungsmaßnahmen der koreanischen Regierung profitieren sollten.

Da der südkoreanische Leitindex KOSPI mit den vergangenen Geschehnissen rund um das nordkoreanische Regime zusammenhänge, sei die Volatilität des Index zunächst gestiegen und dann über sechs Handelstage in Folge gefallen. Sie ließ damit um rund fünf Prozent nach. „Wenn wir die vergangenen Bewegungen nach solchen Spannungen betrachten, dann hat sich der Markt nach einer anfänglichen Korrektur schnell wieder erholt“, sagt Kim. Nach der Bombardierung der südkoreanischen Insel Yeonpyeong am 23. März 2012 ging der südkoreanische KOSPI-Index auf Talfahrt und die Volatilität schoss in die Höhe. Doch die Aktienmärkte erholten sich binnen weniger Tage. Zwar hat sich Nordkorea in der Vergangenheit nicht immer als verlässlicher Partner präsentiert: Im März 2012 erklärte sich das Land bereit, im Gegenzug zu Lebensmittelhilfen aus den USA seine Atomtests, Starts von Mittelstreckenraketen und Aktivitäten mit angereichertem Uran einzustellen. Trotz dieses Abkommens schoss Nordkorea am 9. April 2012 drei Langstreckenraketen ab. Daraufhin wurden die Lebensmittelhilfen aus den USA gestoppt.

Ein Krieg auf der koreanischen Halbinsel ist aus verschiedenen Gründen unwahrscheinlich. Denn das nordkoreanische Militär allein ist kein Gegner für die Militärmächte Südkorea und die USA. Und auf die Hilfe Chinas könnte das Land im Kriegsfall vermutlich nicht hoffen, wenn das Land einen weiteren  Krieg wie den Koreakrieg (1950-53) begänne, in dem 800.000 chinesische Soldaten ums Leben kamen. Zur gleichen Zeit ist eine militärische Auseinandersetzung mit Nordkorea aufgrund der militärischen Stärke des Landes und seiner Beziehungen zu China und Russland für Südkorea oder die USA viel zu kostspielig. Im Juni 1994 schätzte der amerikanische Kommandant der US-Streitkräfte in Korea, General Gary Luck, „die Kosten eines zweiten Koreakriegs auf eine Million Todesopfer, 100 Milliarden US-Dollar und Schäden in Höhe von einer Billion US-Dollar an Industrieanlagen“.

Die Pressemitteilung im pdf-Dokument

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