Staatsverschuldung in Schwellenländern verringert sich

Titel der Publikation:
Veröffentlichung: 01/2013
Autor: Markus Jaeger
Auftraggeber: DB Research (Website)
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Viele Regierungen in den Industrieländern sind bezüglich der Tragfähigkeit ihrer kurz-, mittel- und langfristigen Verschuldungen mit großen Herausforderungen konfrontiert. Dagegen hat sich die Staatsverschuldung in den Emerging Markets verringert.

08.02.2013 | 10:21 Uhr

Wenn die implizite Verschuldung einbezogen wird, ergibt sich ein weniger eindeutiges BiId. Wenn man die implizite Verschuldung, die auf den Anstieg der Pensions- und Gesundheitsausgaben zurückzuführen ist, einbezieht (und angemessen bewertet), schneiden Länder wie China und Russland, die beiden Länder mit der derzeit niedrigsten Staatsverschuldung, viel schlechter ab als Länder mit einer hohen öffentlichen Schuldenlast, aber mit begrenzten impliziten Pensions- und Gesundheitsverpflichtungen, wie z.B. Indien. Nach Angaben des IWF beläuft sich der Barwert der Ausgabenerhöhungen in den Jahren 2010-2050 auf 100-250% des BIP für China, Russland, Korea und die Türkei und auf weniger als 100% des BIP für Indien, Mexiko, Indonesien und Polen. Natürlich soll dies nicht bedeuten, dass diese Verbindlichkeiten tatsächlich anfallen. Pensions- und Gesundheitssysteme können reformiert und die Haushaltspolitik kann angepasst werden, um adäquat mit dem bevorstehenden Anstieg der Ausgaben und Verbindlichkeiten umzugehen.

In der Vergangenheit gerieten die Emerging Markets oftmals aufgrund ihrer Verschuldung in ausländischen Währungen in finanzielle Schwierigkeiten. Zusätzlich zum Rückgang der Staatsverschuldung ist der Anteil der Fremdwährungsschuld als Teil der Gesamtverschuldung in praktisch allen Emerging Markets zurückgegangen. Gleichzeitig haben die erhöhten Devisenreserven das potenziell riskante Nettokreditengagement des öffentlichen Sektors in Fremdwährungen reduziert und – in vielen Fällen – beseitigt. Die öffentlichen Sektoren der meisten führenden Emerging Markets sind Nettoauslandsgläubiger. Das bedeutet, dass eine Währungsabwertung zu einer Reduzierung der Nettoverschuldung des öffentlichen Sektors führt. Viele Emerging Markets haben Fremdwährungsschuld gegenüber Ausländern durch Schulden in lokaler Währung gegenüber Ausländern ersetzt.

Während die Haushaltsdefizite recht gering sind und im Allgemeinen unter 3% des BIP liegen (mit der Ausnahme Indiens) und im Einklang mit stabilen bis fallenden Schuldenquoten auf mittlere Sicht stehen, bleibt der Bruttofinanzierungsbedarf wenigstens für Emerging Markets-Verhältnisse hoch. 2013 wird er sich auf 17% des BIP in Brasilien belaufen im Vergleich zu Null in Korea. Sowohl der Brutto-, als auch der Nettofinanzierungsbedarf haben sich in den letzten Jahren im Allgemeinen verringert oder sind zumindest nicht gestiegen. In vielen Fällen hat sich die Laufzeitstruktur der Inlandsschuld verbessert.

Die Refinanzierungsrisiken der Regierungen sind daher durchaus zu bewältigen, nicht zuletzt weil die mittelfristige Schuldentragfähigkeit und das Kreditrisiko im Allgemeinen kein Problem darstellen. Die von Ausländern gehaltenen Bestände von Staatsanleihen in Ländern mit hohem Finanzierungsbedarf sind im Verhältnis zum BIP gering – oder umgekehrt. Wie in den meisten anderen Emerging Markets wird das Länderrisiko durch eine zu günstige Schuldendynamik und begrenzte bzw. nicht vorhandene Währungsinkongruenzen gemildert; eine weitere wichtige Rolle spielt hier die Tatsache, dass ausländische Investoren typischerweise Papiere mit längerer Laufzeit halten.

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