Südafrika: Credendo Group warnt vor Investitionen

Titel der Publikation: Südafrika Länderstudie
Veröffentlichung: 10/2016
Autor: The Risk Management Team
Auftraggeber: Credendo Group (Website)
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Auf der Suche nach Rendite ziehen Anleger immer öfter exotische Investments in Betracht. Im Fall von Südafrika könnte das eine schlechte Idee sein.

07.10.2016 | 11:24 Uhr

Für Touristen hat Afrika viel zu bieten: Berge, Wüsten und Strände - aber auch Metropolen - prägen das Landschaftsbild. Die Investitionslandschaft dagegen ist von einer anhaltenden Dürre geprägt: „Sowohl die wirtschaftlichen als auch die finanziellen Fundamentaldaten haben sich nach Jahren der Stagnation und fortdauernder Unsicherheit langsam verschlechtert“, schreiben die Analysten der Credendo Group über das 55 Millionen Einwohner große Land. Verantwortlich dafür machen sie vor allem Präsident Zuma: „Strukturelle innenpolitische Spannungen in Kombination mit einer inkohärenten Politik und Misswirtschaft haben das (Anleger-)Vertrauen weiter untergraben.“ Im Dezember 2015 entließ Zuma zwei Finanzminister innerhalb von vier Tagen. Im April 2016 überstand er ein Amtsenthebungsverfahren, nachdem er Empfehlungen der Antikorruptionsbehörde ignoriert hatte. Und seit neustem werde der Ton in Richtung Westen immer schärfer. Gleichzeitig ist die Arbeitslosenquote des Landes im Vergleich zu anderen Schwellenländern extrem hoch. 

„Neben extremer Arbeitslosigkeit ist Ungleichheit ein schwerwiegendes Problem. Ca. 80 Prozent der Bevölkerung ist schwarz, wobei die verbleibenden 20 Prozent auch Minderheiten umfasst (z. B. gemischtrassig oder indischer Herkunft)“, so die Studie. „Doch nach wie vor werden Spitzenpositionen im Privatsektor überwiegend von weißen Männern und Frauen besetzt.“ Der Verfall der internationalen Rohstoffpreise, Dürren infolge von El Niño und die sinkende Nachfrage aus China hätten ihr übriges getan. Gefahr drohe aber auch von außerhalb: „Auch Kapitalzuflüsse sind vor dem Hintergrund des weltweit schwindenden Interesses an Investitionen in Schwellenländer volatiler geworden.“ Zur Finanzierung des strukturellen Leistungsbilanzdefizits seien Portfolioinvestitionen und andere Investitionszuflüsse jedoch unerlässlich. 

Noch bis zur weltweiten Finanzkrise 2009 gehörte das Land zu den fortschrittlichsten und am stärksten industrialisierten Ländern des Kontinents und konnte internationale Investoren überzeugen. Aktuell ist die Wirtschaft jedoch ins Stocken geraten. Für 2016 liegt die Prognose bei einem Wachstum von 0,1 Prozent. Nervöse Investoren hätten zudem zu einem Ausverkauf des Südafrikanischen Rands beigetragen. „Diese starke Abwertung des Rand wird jedoch keinen großen Wettbewerbsvorteil schaffen können, da die Währungen der meisten anderen Schwellenländer ebenfalls gefallen sind.“

Doch noch scheint nicht alles verloren: „Südafrika verfügt über eine stark diversifizierte Wirtschaft (Bergbau, Landwirtschaft, Finanzdienstleistungen, Tourismus, produzierendes Gewerbe, usw.) sowie über Unternehmen, die auf nationaler und sogar globaler Ebene tätig sind. Glaubwürdige und wirksame Finanzreformen sind eine entscheidende Voraussetzung für die Wiederherstellung des Vertrauens und die Ausschöpfung des enormen Potenzials.“ Komme es dagegen zu politischer Lethargie oder einem neuerlichen großen Schock, könnte die Zahlungsfähigkeit des Landes sich schneller verschlechtern als prognostiziert. „In jedem Fall benötigt die südafrikanische Bevölkerung Politiker, die die Lösung struktureller sozioökonomischer Probleme mit neuen Konzepten angehen: Tiefgreifende Reformen und der politische Mut, gegen Interessengruppen vorzugehen, werden für die Schaffung neuer Perspektiven und die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit, Ungleichheit und wirtschaftlicher Ausgrenzung entscheidend sein.“ Bis dahin stuft die Credendo Group das mittel- bis langfristige politische Risiko auf Kategorie vier ein. Kenia beispielsweise wird mit der Kategorie fünf bewertet. Auch das Geschäftsrisiko in Südafrika habe sich verschlechtert: „Das anhaltend niedrige Wachstum sowie die Abwertung der Währung sind die Gründe für die Einstufung des Geschäftsrisikos in die schlechteste Kategorie C.“ 

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