TBF Global AM: In der Geisterbahn mit der US-Notenbank

Abgesehen von geopolitischen Problemen an den Grenzen der Ukraine, stand der Markt stark unter dem Einfluss der US-Notenbank. Die vermeintliche Inaktivität bei den Leitzinsen und dem nach wie vor stattfindenden Quantitative Easing hat viele Auguren auf den Plan gerufen, der lauthals erklärten, dass die Fed weit hinter der Kurve sei.

23.02.2022 | 08:15 Uhr

Uns geht es an dieser Stelle auch nicht darum zu behaupten, wir wüssten es besser, sondern lassen den Kapitalmarkt für sich sprechen. Nicht nur, das gilt „markets never sleep“, sondern vor allem „the market is always right“!

Der letzte Datenpunkt der Konsumentenpreisinflation in den USA hat mit dem Wert 7,3% die Erwartungen bzw. Befürchtungen übertroffen. Ein Blick auf Grafik 1 offenbart, dass das letzte Mal bei Inflationsraten in ähnlicher Höhe die US-Leitzinsen sich im zweistelligen Bereich befanden und nicht wie aktuell bei Null. Der Markt war dann auch schnell anzunehmen, dass die Notenbank schnell und vor allem deutlich agieren müsste, um die Inflation einzufangen. Die Markterwartungen für den Leitzins am Ende dieses Jahres stiegen dann auch schnell auf fast 1,8% (siehe Grafik 2)!

Der Fed Untätigkeit vorzuwerfen, wäre aber völlig verfehlt. Das Gegenteil ist der Fall. Der Erfolg von Geldpolitik ist schließlich nicht nur in Form von Leitzinsänderungen zu messen, vielmehr ist das Erwartungsmanagement die entscheidende Zielgröße. Daher das Analogon zur Geisterbahnfahrt. Man betritt die Geisterbahn in der Erwartung erschreckt zu werden. Trotz dieser Erwartungen gelingt dieses mehr oder weniger während der Fahrt durch den Geistertunnel. Nicht nur kommt es auf den optischen oder akustischen Schock an, sondern auch auf die äußeren Umstände des Gastes in der Geisterbahn. So ist es auch mit der Notenbank: von den Doves Kashkari und Brainard bis hin zu den Hawks Waller und Bullard ist alles in der Geisterbahn vertreten. Mal erschrickt der eine, mal beruhigt der andere.

Wichtig ist die Reaktion des Marktes bzw. Geisterbahnfahrers auf die Monster bzw. mögliche Zinsänderungen, um erfolgreich zu sein. Die Annahme einiger Marktteilnehmer, dass die US-Volkswirtschaft ähnlich hohe Leitzinsen wie in den 70er Jahren benötigt, um die Inflation unter Kontrolle zu bekommen, verkennt völlig die Tatsache, dass die Weltwirtschaft heute eine völlig andere Struktur besitzt, wie vor einem halben Jahrhundert. Volkswirtschaften sind erheblich mehr miteinander verzahnt und vernetzt als damals. Kapazitätsauslastung auf nationaler Ebene ist in vielen Fällen bedeutungslos geworden. Aber genug davon. Fakt ist, die FED hat agiert und auch recht erfolgreich, in dem durch verbale Intervention von den verschiedenen Notenbankern die Markterwartungen sich verschoben haben. Dies war bisher sicherlich effektiver als eine Zinserhöhung von 25 oder gar 50 Basispunkten.

Den vollständigen Marktkommentar finden Sie hier im PDF-Format.

Diesen Beitrag teilen: