Threadneedle: Konjunkturaussichten in Europa haben sich weiter verbessert

„Der Markt ist jetzt, was Preise und Transaktionen angeht, in guter Verfassung“, findet Mark Burgess, Cheif Investment Officer bei Threadneedle.

18.10.2013 | 15:05 Uhr

In den letzten Wochen haben sich die Konjunkturaussichten für Großbritannien und Europa weiter gebessert. In Großbritannien zeigt die Wohnungsmarktpolitik des Finanzministers klare Wirkung: Der Markt ist jetzt, was Preise und Transaktionen angeht, in guter Verfassung. Die allgemein gute Konsumlage ist der fallenden Sparquote und der Prämienerstattung für falsch verkaufte Restschuldversicherungen zu verdanken. Bislang wurden über 10 Mrd. GBP erstattet, und dieses Geld dürfte einer der Hauptfaktoren für den sehr lebhaften Automarkt sein. Die Erwartungen für den Dienstleistungssektor sind Umfragen zufolge beeindruckend. Wir haben unsere Wachstumsprognosen für dieses Jahr auf 1,25 % und für 2014 auf 2,25 % angehoben. Ob sich die Erholung mittelfristig hält, ist weiterhin nicht ganz klar, insbesondere vor dem Hintergrund weiterer staatlicher Sparpolitik. Die Erholung der Exportmärkte ist erfreulich, doch die wichtigste Komponente der Volkswirtschaft – der Verbrauch – muss durch steigende Realeinkommen gestützt sein, um eine solide Basis geben zu können. Bei den Realeinkommen, die dieses Jahr rückläufig waren, rechnen wir jedoch für nächstes Jahr allenfalls mit Stagnation.

Für Europa haben wir unsere Wachstumsprognose für das nächste Jahr ebenfalls angehoben, allerdings nur auf schwache 0,7 %. In der Region ist Deutschland nach wie vor die treibende Kraft, doch auch anderswo ist der Ausblick jetzt besser. Frankreichs Wirtschaft scheint etwas widerstandsfähiger als im Frühsommer, und Spanien und Italien dürften in der zweiten Jahreshälfte aus der Rezession herauskommen. Die besseren Exportmärkte haben geholfen, aber kurzfristig hat sich auch die Lockerung der Sparpolitik günstig ausgewirkt. Die Umstrukturierung der Banken, die nach wie vor unerlässliche Sparpolitik sowie weitere Rettungsaktionen dürften das Wachstum auch künftig bremsen.

Japans Volkswirtschaft ist dieses Jahr in ungewöhnlich guter Verfassung. Wir rechnen mit einem Wachstum von etwa 2,5 %. Für das nächste Jahr erwarten wir einen Rückgang auf 1,5 %, weil die Verbrauchsteuer demnächst von 5 % auf 8 % angehoben wird, um die Staatsfinanzen in Ordnung zu bringen. Der Premierminister hat ein Ausgabenpaket angekündigt, das die Auswirkungen etwas mildern soll. Außerdem könnte das dritte Element seines Wachstumsplans 2014 für ein besseres Ergebnis sorgen. Dabei geht es um Maßnahmen außerhalb der üblichen Geld- und Fiskalpolitik, die bislang kaum erkennbar sind.

In den USA ist die Lage, was Konsum, Wohnungsmarkt und Beschäftigtenzahlen angeht, nach wie vor recht gut. Wir hatten allerdings damit gerechnet, dass die Unternehmensinvestitionen in der zweiten Jahreshälfte steigen würden: Schließlich sind die Bilanzen solide, die Anlagen sind inzwischen weitgehend abgeschrieben und das Geschäftsklima wird besser. Dennoch ist bislang kein rechter Aufschwung zu erkennen. Hinzu kommt, dass das politische Tauziehen um den Staatshaushalt die Wirtschaftsleistung belasten könnte. Wir haben unsere Wachstumsprognose für dieses Jahr daher auf 1,5 % gesenkt.

Der Ausblick für die Schwellenländer ist gemischt. Chinas Wachstum scheint sich stabilisiert zu haben, was die Angst vor einem Konjunktureinbruch nimmt. Allerdings wurde dies durch das traditionelle Mittel der Infrastrukturausgaben bewerkstelligt. Längerfristig wird China bei der Umstellung auf ein konsumgetriebenes Modell weitere Probleme zu bewältigen haben. Die Aussichten für die eher exportorientierten Volkswirtschaften wie Korea und Taiwan scheinen erfreulich. Volkswirtschaften, deren Handelsbilanzen negativ sind oder die stärker vom Konsum abhängen, wie etwa Indien und Brasilien, sind dagegen weniger gut aufgestellt.

Der vollständige Ausblick im pdf-Dokument

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