US-Präsidentschaftswahlen – viel Lärm um nichts?

Nach den US-Präsidentschaftswahlen muss sich der Fokus auf die fiskalische Klippe richten.

02.11.2012 | 15:46 Uhr

US-Präsidentschaftswahlen

Neben den Präsidentschaftswahlen (Dienstag) finden in den USA gleichzeitig Senatswahlen und Wahlen zum Repräsentantenhaus statt. Das Repräsentantenhaus dürfte fest in republikanischer Hand bleiben, während das Rennen um den Senat noch offen ist. Bei den Präsidentschaftswahlen werden dem Amtsinhaber Obama derzeit die besten Chancen auf einen Wahlsieg eingeräumt. Bei diesem Wahlausgang würde sich sehr wahrscheinlich nichts Grundlegendes an der US-Politik ändern. Viel wichtiger wird daher sein, dass die Demokraten und Republikaner schnell eine Lösung für die Umschiffung der fiskalische Klippe finden. Sollte bis zum 1. Januar 2013 keine Einigung möglich sein, bestünde vielleicht die derzeit diskutierte Option, dann die niedrigen Steuern und die Ausgabenprogramme um drei Monate zu verlängern.

Unterstützung für seine Wiederwahl erhält Obama derzeit von der Wirtschaftslage. Das Bankensystem erfüllt wieder seine grundsätzliche Aufgabe, die Wirtschaft mit Krediten zu versorgen. So zeigt die Umfrage der US-Notenbank bei den Geschäftsbanken, dass das Kreditangebot (entspricht einer Lockerung der Kreditvergabekriterien) im vergangenen Quartal ausgeweitet worden ist – seit elf Quartalen in Folge. Auch hat sich die Kreditnachfrage aus dem privaten Sektor deutlich erholt. Das Deleveraging im privaten Sektor scheint vor diesem Hintergrund kaum mehr einen nennenswerten Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Kreditnachfrage zu haben.



Die Dynamik beim Kreditangebot und bei der Kreditnachfrage ist sogar schon wieder vergleichbar mit der Periode zwischen 2003 und 2006, als es zu Übertreibungen kam. Vor diesem Hintergrund bestehen in den USA derzeit die größten Inflationsrisiken bei Vermögenspreisen und/oder Konsumentenpreisen.

Darüber hinaus sind die Risikoprämien an den Finanzmärkten der USA in den vergangenen Wochen infolge der expansiven Ausrichtung der US-Notenbankpolitik
deutlich gesunken. Das monetäre Umfeld (gemessen am Financial Conditions Indikator, siehe Chart 3) ist dementsprechend wieder auf dem extrem expansiven Niveau wie vor der Krise 2007 angelangt und dürfte in den kommenden Monaten das Wirtschaftswachstum zusätzlich befeuern. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die sehr große Unsicherheit über die zukünftigen Steuersätze und Staatsausgaben bald zurückgeht. Eine Normalisierung der gefühlten Unsicherheit könnte zu einem Wachstumsschub führen, da sich der Nachfragestau aus den vergangenen Monaten Bahn brechen könnte.

Der vollständige Marktausblick im pdf-Dokument

Diesen Beitrag teilen: