US-Wirtschaft vor Wachstumsschub

Wachstumspause im zweiten Quartal nur von kurzer Dauer. Der Kapitalmarktausblick für die KW21 von Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management.

17.05.2013 | 16:55 Uhr

 

US-Banken weiten Kreditangebot für Unternehmen signifikant aus

Die US-Wirtschaft scheint mit aller Wahrscheinlichkeit im zweiten Quartal in eine Wachstumspause eingetreten zu sein. Derzeit signalisieren die Indikatoren ein Wirtschaftswachstum von nur 1,0 % bis 1,5 % im zweiten Quartal. Jedoch dürfte sich schon im dritten Quartal das Wirtschaftswachstum wieder auf über 3,0 % beschleunigen. Der Hintergrund für diese optimistische Einschätzung ist, dass die US-Banken in den vergangenen Quartalen das Kreditangebot signifikant ausweiteten und auch der private Sektor wieder verstärkt Kredite nachfragt. Eine steigende Kreditnachfrage impliziert ein Ende des Schuldenabbaus (Deleveraging) im privaten Sektor und damit eine zunehmende Effektivität der Geldpolitik. Ein sehr positives Konjunktursignal ist insbesondere die deutliche Lockerung der Kreditvergabekriterien für kleinere Unternehmen und die damit verbundene deutliche Erhöhung des Kreditangebots. In der Vergangenheit waren die Kreditvergabekriterien für kleinere Unternehmen ein zuverlässiger Frühindikator die Investitionsdynamik mit einem Vorlauf von bis zu drei Quartalen.

USA: Geschäftsbanken weiten das Kreditangebot für Unternehmen im zweiten Quartal signifikant aus - Investitionsausgaben in % ggü. Vj. und Kreditvergabekriterien*

* Kreditvergabekriterien (Saldo der Befragten)

Quelle: Thomson Reuters Datastream, Stand Mai 2013

 

Dementsprechend dürften sich die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter (Freitag) im April wieder erholt haben und die Subkomponente der Auftragseingänge für Investitionsgüter sogar weiter gestiegen sein. In der Regel geht eine positive Investitionsdynamik mit einem Rückgang der Arbeitslosenquote einher.

USA: Die Arbeitslosenquote beginnt bei einem Wachstum der Investitionsausgaben von mehr als 5 % zu sinken - Investitionsausgaben in % ggü. Vj. und Arbeitslosenquote*

* Veränderung gegenüber dem Vorjahresquartal in %

Quelle: Thomson Reuters Datastream, Stand Mai 2013

Insgesamt besteht vor diesem Hintergrund eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Arbeitslosenquote von aktuell 7,5 % schon im Oktober oder November auf 7,0 % fallen könnte. Die Federal Reserve dürfte das Kaufprogramm für Staats- und Hypothekenanleihen in Höhe von 85 Mrd. USD pro Monat schon im Herbst einstellen. Das Protokoll der FOMC-Sitzung könnte darüber Informationen beinhalten und daher eine hohe Relevanz haben.

Aufgrund der Wachstumspause im zweiten Quartal könnte jedoch die erste Schätzung des Einkaufsmanagerindex von Markit (Donnerstag) noch einen kleinen Rückgang im Mai verzeichnet haben, bevor er in den kommenden Monaten deutlich steigen dürfte. Interessanterweise sind die Signale des Einkaufsmanagerindex von Markit für Produktion und Beschäftigung zuverlässiger als die Signale des Einkaufsmanagerindex vom ISM (Institute of Supply Management). Der Einkaufsmanagerindex von Markit dürfte daher eine immer größere Marktrelevanz erhalten.

Der Immobilienmarkt befindet sich ohne Zweifel weiter im Aufwärtstrend. So dürften der Verkauf bestehender Häuser (Mittwoch) und der Neubauverkauf (Donnerstag) im April weiter gestiegen sein.

Einkaufsmanagerindizes mit wichtigen Signalen für EZB-Sitzung im Juni

Die Einkaufsmanagerindizes (Donnerstag) für die Eurozone im Mai haben ohne Zweifel einen wichtigen Signalcharakter für die zukünftige Ausrichtung der Geldpolitik. So erwähnt EZB-Präsident Draghi regelmäßig die Einkaufsmanagerindizes bei den Pressekonferenzen und zeigt damit, dass er ihnen eine hohe Bedeutung zumisst. Sollten die Einkaufsmanagerindizes einen überraschenden Rückgang erleiden, dürfte die EZB auf ihrer Sitzung im Juni mit aller Wahrscheinlichkeit eine Senkung des Refinanzierungssatzes auf 0,5 % und des Einlagesatzes auf -0,25 % beschließen.

Mit aller Wahrscheinlichkeit war jedoch der heftige Wintereinbruch von März bis Anfang April für die Schwäche der Einkaufsmanagerindizes in den beiden vergangenen Monaten verantwortlich, was auch für den ifo-Index (Freitag) gilt, da im April vor allem der Bausektor zur Schwäche neigte. Bei einem Anstieg der Geschäftsklimaindizes würde die EZB sehr wahrscheinlich im Juni nicht an der Zinsschraube drehen und erst einmal eine abwartende Haltung einnehmen.

Davon unabhängig wird die EZB weiter an einem Programm für die Kreditvergabe an kleinere und mittlere Unternehmen in Europa arbeiten.

 

Eine gute und erfolgreiche Woche wünscht

 

Edgar Walk
Chefvolkswirt Metzler Asset Management

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