Value Partnership und GS&P: EK-Forum – So ist die Lage Ende 2023
Das Deutsche Eigenkapitalforum ist eine der bedeutendsten Kapitalmarktveranstaltungen zum Thema Unternehmensfinanzierung in Europa.20.12.2023 | 07:44 Uhr
Besonders aktive Asset Manager mit Stock-Picking Ansatz schätzen die Gelegenheit, in kurzer Zeit das Gespräch mit einer Vielzahl von Unternehmenslenkern zu suchen.
Zwei der von uns betreuten unabhängigen Asset Manager haben diese Chance erneut genutzt und berichten von ihren intensiven Gesprächen:
Value Partnership Management GmbH:
„Insider-Käufe und Aktienrückkaufprogramme zeigen, wie die Unternehmenslenker die aktuellen Aktienkurse ihrer Gesellschaften einschätzen.“
Dr. Carl Otto Schill, Geschäftsführer Value Partnership Management GmbH
GS&P KAG S.A.:
„Die Lage der Unternehmen ist noch gut – aber es fehlen Impulse, um einem drohenden Auftragsschwund entgegenzuwirken.“
Alexander Lipppert, GS&P KAG S.A.
Wie ist die Lage in der Wirtschaft/ im Mittelstand?
Value Partnership / Dr. Carl Otto Schill:
Wir hatten mit 15 Unternehmen Einzelgespräche und uns zusätzlich eine ganze
Reihe von Präsentationen angesehen. Die Stimmung bei den von uns allokierten
Unternehmen ist insgesamt positiv. Natürlich wird immer darauf hingewiesen,
dass die Prognosen nur gehalten werden können, wenn sich die Lage nicht
deutlich verschlechtert.
GS&P / Alexander Lippert:
Besser als die allgemeine Stimmung. Doch wohl nicht ganz so gut wie es das
Allzeithoch im DAX implizieren könnte.
Ein gemeinsamer Nenner aus den über 60 Managementgesprächen in den letzten 4
Wochen – davon mehr als 20 auf dem Eigenkapital-Forum – ist, dass sich gerade
die mittelständischen Unternehmen von der Politik allein gelassen und von der
überbordenden Regulierung überfordert fühlen. In Anbetracht dieses Gegenwindes
schlagen sie sich vielfach sehr gut.
Noch zehren viele Unternehmen von den gut gefüllten Auftragsbüchern und
erzielen dank Preismacht hohe Margen und Gewinne. Es bedarf noch einer
Aufhellung der Lage, um den sich anbahnenden Auftragsschwund zu begegnen.
Teilweise hat man diese in den letzten Wochen schon erkannt. Denn wie so oft:
Sentiment follows markets.
Leiden die Unternehmen sehr unter dem gestiegenen Zinsniveau?
Value Partnership / Dr. Carl Otto Schill:
In der Finanzierung haben die Unternehmen keine Probleme. (Wir hatten
keine Unternehmen aus dem Baubereich, wo es sicherlich anders aussieht. Außerdem
haben die börsennotierten Mittelständer im Regelfall einen besseren Zugang zum
Kapitalmarkt). Wir haben sogar Unternehmen im Fonds, die von gestiegenen Zinsen
profitieren (wie Flatex-Degiro).
GS&P / Alexander Lippert:
Das gestiegene Zinsniveau macht den Unternehmen durchaus zu schaffen. Manch
cleverer CFO hat sich zwar in der Niedrigzinsphase langfristig günstig
refinanziert und kann die Liquidität nun übergangsweise teilweise höherverzinst
anlegen. Doch für die meisten und gerade für viele hochverschuldete Unternehmen
stellen die gestiegenen Zinkosten eine beträchtliche Belastung des
Nettoergebnisses dar, die man im Vergleich zu anderen Kostenpositionen nur
indirekt an die Kunden weiterreichen kann. Einige Konzerne, wie z.B. im Bereich
Immobilien, versuchen noch, diese neuen Zinsniveaus zu vermeiden, indem sie
Teilbereiche/Assets veräußern oder vorübergehend kurzlaufende
Anschlussfinanzierungen abschließen – in der Hoffnung auf bald wieder bessere
Konditionen.
Ist Deglobalisierung ein Thema und läuft da bereits vieles? Ggfs. zum Vor- oder Nachteil der deutschen Unternehmen?
Value Partnership / Dr. Carl Otto Schill:
Insgesamt findet eine Umorientierung der Unternehmen statt. Viele wollen
ihr Engagement in China eher reduzieren und dagegen in den USA ausbauen. Auch
gibt es Tendenzen, die Präsenz in Südostasien und Indien zu stärken. Einige
Zulieferer profitieren von der Rückbesinnung auf Europa und USA (z.B. PVA Tepla
oder Kontron). Eine generelle Deglobalisierung können wir allerdings nicht
feststellen.
GS&P / Alexander Lippert:
Das Thema ist gerade für deutsche Unternehmen als langjährige
Globalisierungsprofiteure relevant. Die unmittelbaren Folgen der Umkehr dieses
Trends zeigen sich primär in weniger Wachstum der exportstarken Industrien. Auf
der anderen Seite bietet dies die Chance des Aufbaus einer zusätzlichen,
repatriierten Produktion. Hier zeigt sich jedoch eine abwartende Haltung vieler
Unternehmen, die entweder auf entsprechende privatwirtschaftliche Aufträge oder
auf Anreize und Impulse der hiesigen Regierungen warten. In beiden Fällen sind
langfristige Planbarkeit und Verlässlichkeit zentral.
Können die Manager die bei Small/MidCaps vielfach stark zurückgebliebenen Kurse an der Börse nachvollziehen / erklären?
Value Partnership / Dr. Carl Otto Schill:
Dem schwachen Kursniveau wird teilweise mit
Aktienrückkaufprogrammen begegnet. Auch kaufen Manager verstärkt ihre eigenen
Aktien.
GS&P / Alexander Lippert:
Das Unverständnis über die niedrigen Bewertungen und die folglich schwachen
Kurse ist groß. Technische Faktoren wie geringere Liquidität bei Nebenwerten,
der Trend zum passiven Investieren in größerkapitalisierte Unternehmen und
ausbleibende Zuflüsse in die Kategorie sind nur einige Erklärungsversuche unter
vielen. Was jedoch hoffnungsvoll stimmt, ist die steigende Anzahl an Übernahmen
in diesem Segment. Private Equity findet immer öfter in Public Equity
attraktiv-bewertete Ziele. Die Taschen sind gut gefüllt, das Jahresende naht,
die Bewertungen bei vielen bedeutenden Spielern in eigenen Nischen niedrig.
Fonds:
Selection Value Partnership – ISIN DE000A14UV29 (I) /
DE000A14UV37 (P)
Gesellschaft: Value Partnership Management GmbH
Fonds:
GS&P Fonds – Family Business (ISIN:
LU0288437980)
Gesellschaft: GS&P
S.A.