Verbraucher kaufen weiterhin die Tablets

Da Apple das iPad 2 einführt, geben die Fondsmanager Jack Neele & Richard Speetjens preis, wie Robeco Consumer Trends Equities positioniert ist, um vom rapiden Anstieg der Tablet-PCszu profitieren

12.04.2011 | 15:34 Uhr

Die Zunahme der digitalen Verbraucher ist kein neues Phänomen. Tatsächlich wenden sich die Benutzer ab von herkömmlichen Produkten wie Zeitungen. Das Umarmen von Alternativen, die Zukunftstechnologien verwenden, ist einer der Megatrends, die die Welt innerhalb der folgenden Jahrzehnte mitgestalten werden.

Jedoch hebt eine neue Entwicklung hervor, wie mächtig dieser Trend ist: die schneller als erwartete Aufnahme von Tablet-PCs, wie das iPad von Apple. „Sie haben wirklich einen rapiden Start hinter sich”, sagt Jack Neele.

Das ist eigentlich eine Untertreibung: Analysten der Investmentbank Morgan Stanley behaupten, dass der Tablet-PC das Mobilgerät mit dem schnellsten Absatz der Geschichte werden und dabei das Smartphone überholen wird.

Sogar in einem negativen Szenario erwarten die Analysten der Bank nach fünf Jahren eine globale Penetrationsrate von 16 %. Diese wird sich in einem kumulierten Absatz von 300 Millionen zeigen. Ausgehend von einer Hausse wird eine Penetrationsrate von 25 % nach diesem Zeitraum erwartet.

In der Geschichte übertrafen Verkäufe von Tablet-PCs bereits eher die Erwartungen
Falls das weit hergeholt klingen sollte, markieren die Ereignisse von 2010 das explosive Potenzial des Produkts. Zudem wird das geschichtliche Verkaufspotenzial unterschätzt. Analysten erwarteten anfänglich iPad-Verkäufe von 3,3 Millionen Einheiten für das Jahr. Allerdings endeten die Verkäufe viereinhalb Mal höher als diese Zahl: bei 14,8 Millionen Einheiten.

Jetzt haben die Verkäufe der zweiten Generation von Apples iPad-Tablet (iPad 2) ebenfalls einen guten Start hinter sich. Es wurde berichtet, dass bei zahlreichen US-amerikanischen Einzelhändlern und Geschäften von Apple das iPad 2 innerhalb von Stunden ausverkauft war, nachdem es zum ersten Mal Mitte März erhältlich war.

Unternehmen sind unerwartet begeistert von Tablet-Benutzern
Was steckt hinter diesem rapiden Wachstum? Ein Faktor ist der unaufhaltsame Anstieg mobiler Internetnutzer. Dieser Nutzer ist ein relativ neuer Akteur, dessen Verhalten die technologische Landschaft verändert. Menschen geben sich nicht länger damit zufrieden, an einem Schreibtisch festgebunden zu sein, um ihre E-Mails zu lesen oder Musik herunterzuladen: sie wollen direkten Zugang, wo sie auch sind.

Richard Speetjens deutet auch auf unvorhergesehene Gebrauchsmuster als einen zweiten Faktor.
„Es gibt nicht nur Verbraucherinteresse. Unternehmen wechseln auch zu einem Gerät, um die Mitarbeiterproduktivität zu erhöhen”, bemerkt er.

Unternehmensinterne Nutzung wird sich wahrscheinlich auf Verkaufsfunktionen konzentrieren: Schließlich ist es viel einfacher ein iPad während einer Reise mit sich zu nehmen als eine Aktentasche voll von Broschüren oder Präsentationen.
Unternehmen sind so begeistert, dass zwei Drittel erwarten Tablets für Personal zu kaufen oder in den folgenden Jahren Tablets von Mitarbeitern in ihren Netzwerken zu erlauben (gegenwärtig noch 29 %). Diese Ergebnisse stammen aus der Umfrage unter CIOs von Morgan Stanley AlphaWise. Das ist im Kontrast zu dem gewöhnlichen Schneckentempo von Unternehmen hinsichtlich der Anwendung von Zukunftstechnologie zu sehen.

Nicht-US-Märkte sind auf dem Gebiet der Tablet-Nachfrage führend
Ein dritter Faktor hinter dem Tablet-Aufschwung ist die unerwartete Stärke von Verbraucherinteresse außerhalb der USA. In den USA äußerten etwa 11 % der Verbraucher (im Oktober 2010) ein „extremes Interesse” am Kauf eines Tablets.

Allerdings hinkt dieses gesunde Interessenniveau dem starken Interesse außerhalb der USA hinterher. Wenn man nur die wichtigsten Industrieländer betrachtet, sind die entsprechenden Zahlen 15 % in Frankreich, 16 % in Japan, 18 % in Deutschland und 20 % in Großbritannien. Auf der Grundlage des internationalen Durchschnitts für Kaufabsichten, könnte die versendete Anzahl von Tablets in 2011 bei 100 Millionen Einheiten liegen.

Apple dominiert den Tablet-Markt
Wie ist folglich der Robeco Consumer Trends Equities-Fonds positioniert, um von diesem Trend zu profitieren? Neele & Speetjens nehmen den deutlichsten Weg, nämlich den über Apple als dem führenden Hersteller auf dem Tablet-Markt. Mit einer Gewichtung von über 2 % ist die Aktie die viertgrößte Beteiligung des Portfolios.

Jedoch erfasst der Begriff „Marktführer” nicht wirklich Apples dominierende Rolle auf diesem Markt: Apple hat einen Anteil von 90 % in diesem Bereich. Konkurrenzprodukte verbuchten bisher enttäuschende Verkaufszahlen und die Erwartungen für zukünftige Verkäufe sind ebenfalls nicht überwältigend. Innerhalb der Branche scheint sich die optimistischste Erwartung für den Marktanteil von Nicht-Apple-Tablets bei 40 % zu befinden.

Allerdings ist es wahrscheinlicher, dass sich Apples Marktanteil in der nächsten Zeit zwischen 70 bis 80 % einpendeln wird. Durch das kürzlich eingeführte iPad 2 wird das Unternehmen seiner Konkurrenz weit voraus sein. Tatsächlich bemerkt Neele, dass es unwahrscheinlich ist, dass Apples dominierende Rolle noch vor 2012 angefochten wird. Selbst dann wird Apple wahrscheinlich seine dominierende Position im Bereich Tablets behalten. Das Gleiche trifft bereits auf den MP3-Markt zu.

Aufgrund des Umfangs seiner Tätigkeiten befindet sich der geschätzte Vorteil hinsichtlich der Herstellungskosten bei 100 USD pro Einheit. Vor diesem Hintergrund kann Apple aggressiv den Preis für das iPad festlegen. In den USA liegt der Einstiegspreis für ein iPad 2 bei 499 USD. Dieser Preis ist im Vergleich zu den Preisen für Konkurrenzprodukte von Motorola (ungefähr 800 USD) und Samsung (ungefähr 700 USD) zu sehen. „Das iPad ist ein besseres Produkt zu einem günstigeren Preis”, sagt Neele.

Das Fehlen tatsächlicher Konkurrenz zu Apple ist bedenklich
Trotzdem gibt es noch ein oder zwei potenzielle Negativfaktoren. Die nahezu monopolistische Position von Apple ist laut Neele Grund zur Sorge. „Normalerweise wird Marktwachstum durch Konkurrenzprodukte angetrieben. Folglich gibt es Bedenken, dass der gesamte Tablet-Markt nicht so spektakulär wachsen könnte, wie einige Menschen erwarten.” Dennoch ist Neele positiv über den andauernden Absatz von iPads gestimmt.

Währenddessen ist die Bewertung der Aktie nicht teuer. Die Erträge aus dem Verkauf des iPads und der anderen Produkte von Apple bilden einen Berg an Barmitteln, von dem erwartet wird, dass er sich bis Ende 2011 insgesamt bei 80 Milliarden USD befinden wird. Berücksichtigt man diesen Faktor, dann wird die Aktie zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von ungefähr 12 oder 13 gehandelt. „Die Bewertung ist angemessen”, sagt Speetjens.

Natürlich muss daran gedacht werden, dass Apple weit von der Rolle eines reinen Tablet-Herstellers entfernt ist: Tablets machen lediglich 20 % der Unternehmenserträge aus. „Das iPhone bleibt die größte Einkommensquelle”, beobachtet Speetjens.

Mehrere Wege führen zum Profit und nicht nur Tablet-Hersteller
Das Profitieren von diesem Trend bedeutet nicht nur den Kauf von Anteilen von Tablet herstellenden Unternehmen. Höher als erwartete Nachfrage bei Tablets erzeugt wahrscheinlich günstige Dynamiken in der Wertschöpfungskette. Unternehmen, die im Bereich Prozessoren, Konnektivität und Speicher tätig sind, sind andere Wege, um von diesem Trend zu profitieren.

Eine wichtige Beteiligung im Robeco Consumer Trends Equities-Portfolio ist Großbritanniens ARM Holdings, die energiesparende Chips entwickelt, die in Mobiltelefonen und Tablet-PCs sowie anderen Produkten der Unterhaltungselektronik, einschließlich iPads, verwendet werden. Tatsächlich enthalten 90 % der weltweit verkauften Mobiltelefone diese Chips.

„Leistungsstärke ist für Tablets sehr viel wichtiger als Geschwindigkeit”, sagt Neele. „ARM ist darin viel besser als Intel.” Infolgedessen gewinnt ARM weiterhin an Marktanteil.

Die Operating Leverage für das Lizenzmodell erhöht ARMs Gewinnmargen
ARMs Geschäftsmodell beinhaltet die Lizenzierung seiner Technologie: Dies hat das Unternehmen bereits nahezu 700 Mal bei mehr als 230 Partnern durchgeführt, die im Gegenzug mehr als 20 Milliarden seiner Chips versendet haben. Speetjens weist darauf hin, dass die Operating Leverage dieses Lizenzmodells, das rund 0,50 USD pro Tablet rechnet, die Gewinnmargen erhöht.

Außerdem steigen die Gebührensätze für Lizenzen dank der Entwicklung zunehmend anspruchsvoller Verbraucherprodukte an, die mehr Chips erforderlich machen sowie teurere Chips mit sich bringen.

Es gibt einige Bedenken, dass sich die Stimmung bezüglich ARM verschlechtern könnte, falls fehlende echte Konkurrenz zu Apple sich in geringere Halbleiter-Geschäfte umwandelt, da konkurrierende Produzenten ihre Pläne zur Tablet-Herstellung wegen schlechter Verkaufsaussichten eindämmen und der Tablet-Markt insgesamt nicht ganz so stark wächst, wie einige Menschen erwarten. Allerdings denkt Speetjens, dass diese Bedenken übertrieben sind.

Tablets erhöhen Filmstreaming
Ein anderer Nutznießer des zunehmenden Tablet-Gebrauchs ist Netflix, ein US-Unternehmen, das einen Streaming-Dienst für Filme und Fernsehprogramme anbietet. Im Gegenzug für eine monatliche Gebühr von 7,99 USD können die 20 Millionen US-Abonnenten des Unternehmens auf seine relativ umfassende Inhaltsbibliothek zugreifen. Diese Bibliothek reicht von Fernsehserien, wie The Sopranos, bis Filmklassiker, wie Gone With The Wind.

Es handelt sich hierbei deutlich um ein Modell, das funktioniert. Speetjens weist auf die außergewöhnlichen Verkehrsmengen des Unternehmens hin. „Zur Hauptsendezeit in den USA, um 20.00 Uhr, besteht ungefähr 20 % von Comcast (der US-Anbieter für Kabelfernsehen, Breitband-Internetverbindung und Telefon) Handelsverkehr aus Netflix”, sagt er.

Eine letzte Aktie, die in diesen Themenbereich fällt, ist LogMeIn, ein Unternehmen, dass Software für den Remote-Zugriff anbietet. Dadurch können Benutzer sich von ihren Laptops aus in ihre Computerdateien einloggen, während sie reisen.

Negative Auswirkung auf PCs, Laptops, Notebooks & Drucker
Die Geschichte hat auch eine andere Seite. Obwohl die Aufnahme von Tablets wahrscheinlich das allgemeine Verkaufswachstum von PCs erhöhen wird, wird es Verluste im Nicht-Tablet-Teil der Branche geben. Morgan Stanley erwartet, dass Tablets die Absatzzahlen auf dem Kernmarkt für PCs um durchschnittlich 5 % in 2013 verringern werden. Grund dafür ist, dass iPad-Benutzer den PC normalerweise weniger als vorher verwenden.

„Die Bereiche für Drucker, Laptops und Notebooks werden ebenfalls getroffen”, sagt Speetjens, der hinzufügt, dass das Portfolio keine Laptop-Hersteller enthält. Der Bereich für Drucker wird Verluste erleiden, da iPad-Benutzer dazu neigen, weniger zu drucken. „90 % der Tablet-Benutzer sagt, dass sie weniger Seiten drucken, wenn sie Zugang zu ihren Dokumenten auf ihren Tablets haben”, bemerkt er weiter.

Allerdings wird nicht nur das Drucken zu Hause verringert. Der Geschäftsmann mit seiner Präsentation auf seinem iPad wird keine gedruckten Kopien benötigen. Und man sollte nicht den digitalen Verbraucher vergessen, der sein Print-Abonnement für seine Zeitung storniert, da er zur Tablet-Version übergegangen ist: auch er vergrößert die Verluste im Druckerbereich.

Die Unternehmen werden lediglich zur Information erwähnt, und diese Informationen sollen keine Anlageberatung darstellen. Die in diesem Artikel vorgestellten Aktien wurden Ende März, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels, vom Fonds Robeco Consumer Trends Equities gehalten. Jack Neele und Richard Speetjens haben keine persönlichen Beteiligungen an diesen Aktien, sie sind jedoch in dem Fonds investiert.
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