Währungssysteme mit Reformbedarf
Titel der Publikation: | Euro, Dollar Yuan Uncertainties – Scenarios on the Future of the international Monetary System |
Veröffentlichung: | 05/2012 |
Autor: | Klaus Schwab, Axel Börsch |
Auftraggeber: | World Econimic Forum, Deloitte |
Verschiedene Szenarien für die künftige Weltwährung scheinen möglich. Europa muss die Integration vorantreiben.
20.06.2012 | 16:59 Uhr
Im aktuellen Deloitte-Report „Euro, Dollar, Yuan Uncertainties – Scenarios on the Future of the international Monetary System“ wurden gemeinsam mit dem World Economic Forum Szenarien für die Weltwährungssysteme erarbeitet.
Danach könnte sich der Euro, obwohl er sich in Schwierigkeiten befindet, wie US-Dollar und chinesischer Yuan zum tragenden Element eines neuen, multipolaren Weltwährungssystem entwickeln. Voraussetzung dafür sei in jedem Fall eine fiskalische und politische Integration der EU. Denn der Euro leide unter der Inhomogenität des EU-Euro-Raums und den Ungleichgewichten zwischen Kern und Peripherie. Diese Defizite müssten behoben werden, will sich der Euro in einem multipolaren System behaupten. Aber auch die Rückführung des Defizits für die USA und strukturelle Reformen des exportabhängigen Wachstumsmodells in China seien erforderlich, da sonst der Bedeutungsverlust für die jeweilige Währung drohe und somit die Wahrscheinlichkeit einer wirtschaftliche Abschottung steige („Reversion to Regionalism“).
Ein anderes Szenario hält den langsamen Zerfall und Marginalisierung der Eurozone für denkbar. Die Staaten kehrten zu ihren nationalen Währungen zurück und es konstituierte sich ein neues Weltwährungssystem aus US-Dollar und Yuan („G2-Rebalancing“). Ein drittes Szenario rückt vor allem China in den Fokus: Es definiert den Yuan als Leitwährung, der Euro erholt sich und bleibt international die zweitwichtigste Währung („Two-speed World“). Der US-Dollar hingegen spielt dann keine Rolle mehr.
Drei mögliche Szenarien
Quelle: World Economic Forum
Welches dieser Szenarien in den nächsten zehn Jahren Realität werden könnte, hängt – so der Report – von der wirtschaftlichen Entwicklung in der Euro-Zone, den USA und China ab. „Das Welthandelsvolumen hat sich in den letzten zwanzig Jahren verdreifacht, die internationalen Finanzströme sind um das Fünffache gewachsen“, kommentiert Dr. Alexander Börsch, Leiter Research Deutschland bei Deloitte. Dabei spielten die aufstrebenden Märkte eine wichtige Rolle. „Das Weltwährungssystem hat jedoch nicht Schritt gehalten – was einige für einen Mitauslöser der Finanzkrise halten. Daraus ergibt sich Veränderungs- und Anpassungsdruck“, so Börsch.
Eines der größten Probleme von Weltwirtschaft und -währungssystem stelle die tiefsitzende Unsicherheit dar. Die Euro-Zone stehe vor enormen Herausforderungen, die USA kämpften mit einem Defizit und Arbeitslosigkeit und auch das chinesische Wachstum kühle deutlich ab. Somit stünden alle potenziellen Leitwährungen eines multipolaren Systems unter Druck. „Viele, die wir befragt haben, sind davon überzeugt, dass ein multipolares Weltwährungssystem entscheidend zur globalökonomischen Stabilisierung beitragen wird – uns dass der Weg dorthin lang und steinig ist“, sagt Börsch. In jedem Fall komme es darauf an, dass Politik und Vertreter der Finanz- und Realwirtschaft stärker strategisch zusammenwirken. „Das gilt ganz besonders für Europa und die Euro-Zone“, so Börsch.