Weltbörsen: Chancen und Risiken halten sich die Waage

GECAM: Chancen bestehen durch die unterschätzte ökonomische Entwicklung. Risiken liegen im politischen Bereich.

02.04.2012 | 07:45 Uhr von «Patrick Daum»

Der Deutsche Aktienindex (DAX) befindet sich keineswegs in einer Hausse, Rallye oder einem euphorischem Rausch. Vielmehr werden zurzeit die irrationalen Verluste des August 2011 korrigiert. Diese Meinung vertritt das Asset Management der German Capital Management AG (GECAM) in einer aktuellen Markteinschätzung. In Bezug auf die Weltkonjunktur komme es jetzt zu einer Wiederherstellung der Normalität. Dadurch stünden die fundamentalen Daten wieder im Fokus und gewännen die Oberhand. „Die Differenzen in den einzelnen Indizes spiegeln dies auch wieder“, so Daniel Zindstein, verantwortlicher Portfoliomanager bei GECAM: Gewann der DAX im ersten Quartal 2012 in der Spitze über 20 Prozent, verlor der spanische IBEX rund fünf Prozent. Der chinesische Shanghai Composite bewegt sich um die schwarze Null. Die Entwicklung hin zu den Fundamentaldaten wird von der GECAM begrüßt, auch wenn diese schlechter als erwartet seien. Denn sie spreche für eine rationale Sicht auf die Wirtschaft und die Märkte.

Jedoch gebe es trotz des freundlichen Jahresstarts für nahezu alle Anlageklassen Risiken, die ausschließlich politischer Natur seien. Die kommenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich bergen – sollte der sozialistische Kandidat Francois Hollande gewählt werden - nach Ansicht der GECAM die Gefahr einer Verschlechterung der deutsch-französischen Beziehungen, was die internationale Sichtweise auf Europa massiv verschlechtern würde. Zudem könnte eine etwaige Kapitalflucht aus Frankreich, dem zweitgrößten Garantiegeber für diverse Rettungsschirmkonstruktionen, dessen Kreditfähigkeit weiter verschlechtern. „Unserer Ansicht nach wird es jedoch nicht so drastisch kommen“, erwartet Zindstein. Der mögliche Präsident Hollande sei ein bekennender Europäer, der nicht alle Reformbemühungen in den Wind schlagen werde. Es sei auch zu erwarten, dass er – wie alle seine Vorgänger – die Beziehungen mit Deutschland vernünftig angehe.

Größere Risiken berge der aktuelle Konflikt zwischen Iran und Israel. „Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran wird militärisch angegangen. Grund für diese These ist die aus unserer Sicht extreme Ausrichtung der Führungspersonen“, so Zindstein. Ein stark anziehender Ölpreis mit negativen Folgen für die Weltwirtschaft sowie eine steigende Inflation seien die Folgen für die Märkte. Die Historie zeige, dass immer wenn der Ölpreis um mehr als 100 Prozent innerhalb von zwölf Monaten anstieg, Rezessionen und Aktienbärenmärkte zu verzeichnen waren. Nach Ansicht der GECAM werde es aber aufgrund der US-Präsidentschaftswahl im Herbst 2012 in diesem Jahr noch zu keiner Konflikteskalation kommen. Dies werde erst im Jahr 2013 geschehen.

Für eine gute Marktentwicklung in diesem Jahr spreche das für den DAX gute erste Quartal. Schon in den Jahren 1988, 1991, 1997 und 1998 habe der Index einen ähnlich starken Start gehabt und es folgte jeweils ein gutes Aktienjahr. Zindstein erwartet darüber hinaus, dass als Folge von den schwächeren Wachstumsdaten aus China eine Lockerung der dortigen Geldpolitik einhergeht, was positive Impulse für die Weltkonjunktur haben könnte. Eine gute Basis für die Märkte böten die Gewinne vieler Unternehmen. Denn diese befänden sich, im Gegensatz zu den Aktienmärkten, auf Rekordniveau.

Ein gutes ökonomisches Umfeld mit nennenswerten Perspektiven sei also vorhanden, jedoch werde es durch politische Unsicherheiten bedroht. „In solch einem Umfeld bietet es sich an, signifikante Aktienquoten zu haben, diese jedoch durch Put-Optionen abzusichern“, rät Zindstein. Versicherungs-Prämien seien bei Volatilitäten von unter 20 Prozent im DAX oder im Standard & Poors-Index S&P 500 recht günstig.

(PD)

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