Weniger Müll, mehr Rendite: Die Chancen der Kreislaufwirtschaft für Anleger
Corrado Gaudenzi von Eurizon AM betont auf der TiAM-Investmentkonferenz, dass Anleger mit Unternehmen aus der Kreislaufwirtschaft saubere Gewinne einfahren können.03.05.2024 | 06:30 Uhr von «P. Gewalt und M. von Arnim»
Corrado Gaudenzi, Head of Long Term Sustainable Strategies bei Eurizon, präsentiert in seinem Vortrag mit dem Thema „Eine globale Kapitalbeteiligung mit Schwerpunkt auf dem zirkulären Wandel“, wie Anleger von der Transformation der Wirtschaft hin zu einer Kreislaufwirtschaft in Europa profitieren können. Doch bevor Gaudenzi den Investmentansatz des Eurizon Fund – Circular Economy Fund (ISIN: LU2357530901) genauer beleuchtet, stellt er die italienische Fondsgesellschaft Eurizon näher vor. Als Asset-Manager-Tochter der größten italienischen Bankgesellschaft Intesa Sanpaolo habe Eurizon seit ihrem Bestehen kontinuierlich Innovationen hervorgebracht, um ihr Geschäft auszubauen und zu erweitern, betont Gaudenzi. Mit Erfolg: Eurizon verwaltet Ende 2023 rund 381 Milliarden Euro in verschiedenen Managementstandorten weltweit.
Die Investmentgesellschaft Eurizon verfolge einen diversifizierten Anlageansatz für spezialisierte Investmentlösungen in Bereichen wie Euro-Fixed-Income, Multi-Asset- und quantitatives Management sowie Aktien. Eurizon integriere SRI-Prinzipien und ESG-Kriterien in ihren quantitativen Managementprozess und biete eine breite Palette maßgeschneiderter Produkte an. Die Mission von Eurizon bestehe nicht nur darin, die Ersparnisse der Kunden zu schätzen und die Verwaltung von Anlagelösungen anzubieten, sondern auch nachhaltiges Wachstum sowie hohe Governance-Standards in der Wirtschaft zu fördern. Eurizon ist kein Neuling in diesem Bereich. Als erste Vermögensverwaltungsgesellschaft in Italien hat Eurizon einen ethischen Fonds aufgelegt. Dieser Fonds und auch die Nachfolgeprodukte mit unterschiedlichen Schwerpunkten im Bereich Nachhaltigkeit investieren verstärkt in Unternehmen, die in den Sektor der Kreislaufwirtschaft involviert sind.
Im Anschluss benennt Gaudenzi die Herausforderungen einer linearen Wirtschaft, die durch Übernutzung von Ressourcen und Müllproduktion gekennzeichnet ist. „Unser altes Wachstumsmodell des Immer-mehr-Konsums ist am Ende angekommen“, fasst er kurz und knapp die Situation zusammen. Er betont daher die dringende Notwendigkeit einer Kreislaufwirtschaft, die darauf abzielt, den Verbrauch von neuen Materialien zu minimieren und Abfall zu reduzieren. Die Vorteile einer Kreislaufwirtschaft seien vielfältig und nicht zu leugnen: weniger Druck auf die Umwelt, erhöhte Sicherheit bei der Rohstoffversorgung, höhere Wettbewerbsfähigkeit, Innovation, Wachstum und Beschäftigung. Der europäische Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft betrachtet Gaudenzi als Wegweiser zu einer industriellen Revolution. Der Plan werde das BIP-Wachstum steigern und Arbeitsplätze schaffen.
Aber auch Unternehmen und damit Anleger könnten von der nachhaltigeren Neuorientierung stark profitieren. Konzerne, verringern ihre Risiken und profitieren von Marktprognosen, so Gaudenzi. Denn Konzerne, die auf Kreislaufwirtschaft setzen, verringern ihre Risiken und profitieren von ihrer Fähigkeit, Markttrends schneller zu antizipieren, so Gaudenzi. Diese Konzerne dürften daher stabilere Gewinne und Cashflows erzielen. Sie sind auch in der Lage, die Kundenbindung zu erhöhen, indem sie Dienstleistungen anbieten, die ihre Produkte langfristig ergänzen und ersetzen. Der Fonds konzentriere sich unter anderem auf die führenden Unternehmen der Kreislaufwirtschaft. Diese hätten ihre Produktion und Geschäftsmodell darauf ausgerichtet, Abfall und Umweltverschmutzung zu minimieren, die Lebensdauer ihrer Produkte zu verlängern und den Kreislauf der Produkte sicherzustellen.
Hinzu kämen Firmen und Zulieferer, die die Kreislaufwirtschaft durch ihre Produkte und Dienstleistungen erst ermöglichen oder fördern. Die Auswahl der Titel erfolge durch ein Bottom Up-Auswahl, die neben der jeweiligen Free-Cashflow-Rendite auch ein Scoring-Modell zum Qualitätslevel der Unternehmen in Sachen Kreislaufwirtschaft berücksichtige. „Die dafür relevanten Daten müssen wir uns allerdings häufig selbst zusammensuchen, da diese immer noch nicht adäquat erfasst werden“, sagt Gaudenzi.
Nach Auswahl der Titel werde das Portfolio zudem noch in regionaler und ESG-Hinsicht optimiert, so Gaudenzi. Im Vergleich zur Benchmark MSCI World habe sich das Portfolio seit Auflage des Fonds im Jahr 2022 insgesamt etwas schwächer entwickelt, führt Gaudenzi aus. Ein Grund sei, dass 2024 stark von den außergewöhnlichen Kursgewinnen der Technologiefirmen geprägt sei, die nicht zum Kern der Kreislaufwirtschaft zählen würden. So sei der Fonds in Titeln aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz klar untergewichtet, was sich negativ niedergeschlagen habe. Langfristig ist das Ziel des Fonds, so Gaudenzi, seinen Referenzindex MSCI World mittelfristig (3/5 Jahre) zu übertreffen.