WisdomTree: Diversifizierte, optimierte Anlagen in Rohstoffe

In unserer Reihe „Diversifizierte, optimierte Anlagen in Rohstoffe“ erläutern wir die Vorzüge von Anlagen in einem breit gefächerten, diversifizierten Portfolio an Rohstoffen und stellen dar, wie sie in Verbindung mit einer optimierten Rollstrategie das Performance-Profil von Rohstoffen als eigenständige Anlageklasse wie auch von Multi-Asset-Portfolios unter Einbeziehung von Rohstoffen verbessern kann.

23.05.2016 | 09:50 Uhr

• Einzelne Rohstoffe sind jeweils spezifischen, in manchen Fällen einzigartigen Faktoren unterworfen, die zu eigenständigen Preisentwicklungen führen und die Volatilität erhöhen.

• Mit Hilfe der Wahrscheinlichkeit durchschnittlicher positiver und negativer Renditen in zurückliegenden Perioden lassen sich die Volatilität und die Renditestreuung unterschiedlicher Anlageklassen besser erfassen.

• Anders als einzelne Rohstoffe oder breit gestreute Aktien kann die Zusammenführung von Rohstoffen in eine breite, diversifizierte Anlageform die Schwankungsbreite erheblich reduzieren.

Im ersten Teil unserer Reihe betrachten wir einige der wichtigsten Faktoren näher, welche die Volatilität einzelner Rohstoffe bestimmen, und erläutern, wie sich durch Diversifizierung von Rohstoffanlagen gegensteuern lässt.

Zyklizität 

Die der Volatilität einzelner Rohstoffe zugrunde liegenden Faktoren sind in der Regel für jeden Rohstoff anders gelagert. Als Beispiel kann hier Kupfer dienen: Wendepunkte im makro- und mikroökonomischen Zyklus können Investorensentiments in ihr Gegenteil verkehren und zu einer Verschiebung latenter langfristiger Trends führen. So stiegen Kupfer-Futures während des Rohstoffbooms im Zeitraum 2001 bis 2007, der durch die massiven Investitionen in China ausgelöst wurde, um 260 %, also um das Zehnfache des S&P 500. Der ab dem Jahr 2010 für Kupfer verzeichnete deutliche Preisrückgang und die seitdem beobachteten drastischen Preisschwankungen belegen, wie stark die Erwartungen in Bezug auf die Prognosen der chinesischen Ausgaben für Exporte und Infrastruktur die Meinungen zu einer „harten“ oder „weichen“ Landung prägen und wie eng sie mit der Anlegereinschätzung des Bereichs Industriemetalle verknüpft sind.

Saisonalität

Die Volatilität wird aber auch von der Saisonalität und von außergewöhnlichen Witterungsbedingungen beeinflusst; dies gilt insbesondere für die Energiebranche und die Landwirtschaft. Mehrere Kaltwetterperioden in den USA, die sich in den vergangenen Jahren bis in den Frühling erstreckten und in Engpässen und Störungen der Energieversorgung resultierten, haben zu einer Verzerrung der Preise für US-Erdgas-Futures und folglich zu einer Verschiebung der Futures-Kurven geführt. Damit verbunden waren starke Preisschwankungen, wie beispielsweise in den Jahren 2012 und 2013 beim Rollover der März- in die April-Kontrakte. In anderen Fällen haben ungünstige Witterungsbedingungen – so die schweren Dürren der vergangenen Jahre, die Vernichtung von Ackerland und zu Ernteausfällen in den USA, Russland und Ägypten führten – vorübergehend Engpässe in erheblicher Größenordnung verursacht. Diese trugen in Einzelfällen zu starken Preisausschlägen bei Grundnahrungsmitteln wie Mais und Weizen bei, ohne dass sich daraus ein Einfluss auf den Energiesektor oder Edel- und Industriemetalle ergab. Verstärkt wird die Schwankungsbreite durch Angebots- und Nachfrageschocks im Umfeld von Futures-Kurven mit nachfolgender Verschiebung des Contango und der Backwardation.

Regulierung und Technologie

Eine zurückhaltende Regulierung und die Einführung neuer Technologien sind weitere Faktoren, die in bestimmten Rohstoffsektoren dazu führen, dass sich Preisentwicklungen von den globalen makroökonomischen Trends lösen. Ein Beispiel hierfür ist die relativ reibungslose Einführung neuer Technologien zum Fördern mineralölbasierter Rohstoffe und ihre Überführung in den großtechnischen Maßstab, wie des Hydraulic Fracturing in Schieferformationen in den USA. Hierdurch kam es zu einer verstärkten Entkopplung der US-Erdgaspreise nicht nur vom Rohölpreis, sondern auch von den europäischen Erdgaspreisen. So kommt man bei Heranziehung der durchschnittlichen OECD-Vergleichspreise für Erdgas in den fragmentierten europäischen Energiemärkten zu dem Ergebnis, dass US-Erdgas tatsächlich bereits seit dem Jahr 2010 mit einem Abschlag von 60 % zum europäischen Erdgas gehandelt wurde.

„Finanzialisierung“

Die für einzelne Rohstoffe jeweils unterschiedlichen Preisentwicklungen wurden zudem durch die sogenannte „Finanzialisierung“ der Rohstoffmärkte verstärkt, zu der es im Zuge der Entwicklung von börsengehandelten Finanzprodukten (ETPs) kam. Diese Anlageformen zogen erhebliche Vermögenswerte von in Rohstoffe investierten Privatanlegern und institutionellen Investoren an. Folglich führte diese Entwicklung dazu, dass die ursprünglich von den fundamentalen Angebots- und Nachfrageerwartungen vor allem kommerzieller Händler gesteuerte Preisbildung zunehmend von Anlegern verschiedener Kategorien beeinflusst wird. Strategische Investoren wie auch Day-Trader und spekulativ ausgerichtete Anleger verstärken immer häufiger Preistrends im Rohstoffbereich oder kehren diese um. Gelegentlich führen diese Aktivitäten auch zu starken Trendverzerrungen bei Rohstoffpreisen.

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