WisdomTree: Herausforderung zusätzliches Einkommen

Sein Einkommen zu sichern stellt dieser Tage eine allgemeine Herausforderung dar. Die Zinsen sind in vielen Teilen der Welt noch immer vergleichsweise niedrig. Für Anleger wäre es daher sinnvoll, über traditionelle Anleihen hinaus zu blicken, meint Christopher Gannatti, Head of Research Europe bei WisdomTree.

15.11.2018 | 11:06 Uhr

Einkommen zu sichern stellt dieser Tage eine allgemeine Herausforderung dar. Menschen leben länger als je zuvor, der Ruhestand dauert länger an und die Lebenshaltungskosten steigen. Und überall auf der Welt suchen Anleger nach Möglichkeiten, höhere Erträge zu erwirtschaften.

Die Zinsen sind in vielen Teilen der Welt historisch gesehen noch immer vergleichsweise niedrig. Für Anleger wäre es daher sinnvoll, über traditionelle Anleihen hinaus zu blicken, oder zumindest über die traditionellen Möglichkeiten hinaus, am Anleihenmarkt zu partizipieren. Dabei ist zu beachten, dass das Spektrum der festverzinslichen Produkte in den letzten zehn Jahren nicht nur durch die neueren Möglichkeiten zur Gewichtung traditioneller festverzinslicher Wertpapiere oder deren Auswahl aufgrund ihres Risikos gegenüber einem bestimmten Faktor erweitert wurde, sondern auch durch die Auswahl neuerer festverzinslicher Wertpapiere.

Intelligentere Anleihengewichtung 

Die meisten traditionellen Anleihenindizes sind beispielsweise marktkapitalgewichtet. Das bedeutet, dass sie Unternehmen, Regierungen und Stellen, die mehr Schulden begeben, mehr Gewicht verleihen - das erscheint uns kontraintuitiv. Bei WisdomTree glauben wir, dass es logischer ist, Wertpapiere nach Fundamentaldaten zu gewichten.

Im Fixed-Income-Bereich glauben wir, dass wir die Rendite steigern können, indem wir die Indexbestandteile auf der Grundlage ihrer Rendite gewichten und nicht durch Fremdkapitalaufnahme.  Vorbehaltlich wichtiger Einschränkungen, die eine Diversifizierung sicherstellen, würden jene Unternehmen, die höhere Renditen zahlen, stärker gewichtet. Mit diesem Denken als Dreh- und Angelpunkt in unserem Indexaufbauprozess können wir einen weit gefassten Benchmark, wie den Bloomberg Barclays Euro Treasury Bond Index, nehmen und ihn so neu gewichten, dass er ein höheres Risiko für Unternehmen mit höherem Einkommen bietet, anstatt für Unternehmen, die einfach nur mehr Schuldtitel emittieren. Einen berechtigten Sorgenpunkt stellt hierbei die Tatsache dar, dass höhere Erträge das Risikoprofil gegenüber dem Referenzindex beeinträchtigen könnten. Dem tragen wir Rechnung, indem wir den Trade-off zwischen den Risikofaktoren für gemeinsame Anleihen optimieren und innerhalb dieses Wertpapieruniversums eine möglichst hohe Rendite erzielen. 

Neue Alternativen

Darüber hinaus bestehen neue Arten festverzinslicher Wertpapiere wie Contingent Convertible Bonds. Diese Anleihen sind als CoCos bekannt und erlangten vor einigen Jahren große Beliebtheit in Europa, da das Basel-III-Rahmenwerk die Emission solcher Papiere mit dem Ziel förderte, die finanzielle Gesundheit systemrelevanter Banken sicherzustellen und potenzielle systemweite Schocks zu vermeiden. CoCos sollen es den Banken ermöglichen, die neuen Kapitalanforderungen unter Basel III zu erfüllen und potenzielle Verluste zu absorbieren, ohne diese an die Steuerzahler weiterzugeben. Beispielsweise können AT1-CoCos – eine weit verbreitete Art von CoCo-Anleihen in Europa - als zusätzliches Kernkapital („Additional Tier 1 Capital“) betrachtet werden.

Je nach Zweck der Lancierung werden CoCos wie der Name schon sagt bei Eintritt eines bestimmten Auslöserereignisses (Trigger) entweder von einer Anleihe in einen Aktientitel umgewandelt oder zum Teil abgeschrieben. Fällt die Kapitalquote einer Bank, z.B. die CET1-Quote (Common Equity Tier 1), unter einen zuvor festgelegten Schwellenwert, wird dies als mechanischer Trigger bezeichnet. In anderen Fällen, in denen Zweifel in Bezug auf die Zahlungsfähigkeit einer Bank bestehen, kann von regulatorischer Seite eine Umwandlung in Aktien oder eine Abschreibung ausgelöst werden, um die Kapitaladäquanz der Bank sicherzustellen. Bei den meisten CoCo-Anleihen handelt es sich um Papiere ohne Endfälligkeit. Bleibt ein Trigger aus, wird nach dem angegebenen Kündigungsdatum (üblicherweise rund fünf Jahre nach der Erstemission) ein variabler Kupon gezahlt. 

Quelle: illustratives Beispiel von WisdomTree

Der Reiz höherer Renditen

Einer der größten Anreize von CoCo-Anleihen besteht in ihrer höheren Rendite im Vergleich zu anderen konventionellen festverzinslichen Wertpapieren. Derzeit weist der Index, der liquide AT1‑CoCos aus den europäischen Industrieländern nachbildet, eine Rendite von knapp über 6,5 Prozent auf.[1] Im Vergleich dazu sind es bei einigen Indizes für europäische Hochzinspapiere knapp über 4%.[2]

Die höhere Rendite von CoCo-Anleihen im Vergleich zu konventionellen Hochzinspapieren ergibt sich aus der Vorrangigkeit in der Kapitalstruktur und nicht aus dem Bonitätsrisiko des Emittenten. Die Kupons von CoCo-Anleihen können gekündigt, deren Kapital abgeschrieben und sie selbst in Aktien umgewandelt werden. Damit sich das Engagement bei CoCo-Anleihen für Anleger angesichts dieser potenziellen Risiken lohnt, bedarf es einer gewissen Vergütung, die in diesem Fall in einer höheren Rendite zum Ausdruck kommt. 


[1] iBoxx Contingent Convertible Liquid Developed Europe AT1 Index, Stand: 05. November 2018, Markit.

[2] Siehe beispielsweise iBoxx EUR Liquid High Yield Index, Stand: 05. November 2018 und Bloomberg Barclays Pan-European High Yield Index, Stand: 05. November 2018, Markit und Bloomberg.

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