WisdomTree: Japan - niedriges Bewertungsniveau, positive Gewinnentwicklung, schwacher Yen

Nach US-Titeln stehen japanische Aktien im MSCI World Index an zweiter Stelle bei der Ländergewichtung. Doch trotz dieser hohen Bedeutung haben viele Anleger Nippon in den letzten Jahren gemieden: Strukturelle Defizite, Deflation, Überalterung, schwache Währung - das waren nur einige Schlagworte.

08.12.2017 | 15:16 Uhr

Doch dass dies zum Teil längst überholte Vorurteile sind, belegt Nizam Hamid, ETF Strategist von WisdomTree, in seinem aktuellen Blog-Beitrag über Japan. Das Land befindet sich nicht zuletzt durch die Reformen des wiedergewählten Ministerpräsidenten Shinzo Abe in einer echten Aufschwungphase, die auch durch die verbesserte Binnennachfrage gestärkt wird. Das bietet Anlegern jetzt gute Chancen.

Abenomics und Strukturreformen stützen von Binnennachfrage angekurbelten, selbsttragenden Aufschwung in Japan

Aufgrund der langanhaltenden strukturellen Schwäche der japanischen Wirtschaft, des Deflationsdrucks, eines nur gering ausgeprägten BIP-Wachstums sowie eines halbherzigen Ansatzes bei der Corporate Governance haben Investoren Anlagen in japanische Aktien über viele Jahre eher gemieden. Die zum Ende des Jahres 2012 erfolgte Wahl von Shinzo Abe führte dann aber zu einer neuen Dynamik mit einer Lockerung der Geldpolitik, Konjunkturprogrammen und Strukturreformen. Seither war das Konzept der „Abenomics“ von zentraler Bedeutung für die Entwicklung von Strategien für die Anlage in japanische Aktien. Und nach den jüngsten Wahlergebnissen ist die Position von Abe mittelfristig gefestigt.

Strukturreformen stellen auch weiterhin eine tragende Säule des Wandels dar. Die jüngsten Verbesserungen sind positiv einzuschätzen, darunter drastische Veränderungen in der Geldpolitik, der Übergang zu Negativzinsen und die Zielvorgabe einer Nullrendite für über zehn Jahre laufende Staatsanleihen. Laut dem aktuellen BIP-Bericht für den Zeitraum April bis Juni 2017 hat die japanische Wirtschaft einen Punkt erreicht, an dem sich das Wachstum beschleunigt und auf alle Komponenten der Binnennachfrage ausweitet. Der Bericht bestätigt unsere Einschätzung, wonach Japan in eine von der Binnennachfrage angekurbelte, selbsttragende Aufschwungphase eingetreten ist.

Positive Entwicklungen bei Beschäftigung, Lohnniveau und Investitionen

Die japanische Wirtschaft zeigt auch weiterhin eine positive Reaktion auf die Strukturreformen und die vorangetriebenen Veränderungen. So hat sich die Lohn- und Einkommensdynamik positiv verstärkt, wobei das Lohnniveau im Zeitraum von April bis Juni 2017 absolut um 2,6% zulegte. Bei absoluter Betrachtung sind die Löhne und Gehälter also auf ein Niveau gestiegen, das zuletzt vor mehr als 17 Jahren (1998/1999) verzeichnet worden war. Noch wichtiger ist, dass dieser Aufwärtstrend nicht zyklisch, sondern strukturell verankert ist. Gleichzeitig bedingt die demografische Entwicklung in Japan angesichts des damit verbundenen Mangels an Arbeitskräften eine strukturelle Verlagerung von der Teil- zur Vollzeitbeschäftigung und eine kontinuierliche Aufwärtsdynamik beim Lohn- und Einkommensniveau. Aus unserer Sicht dürften diese strukturellen Verbesserungen der Qualität der Beschäftigung eine solide Grundlage für steigende Ausgaben der Privathaushalte bilden.

Auch das Investitionsniveau im Privatsektor ist im achten aufeinanderfolgenden Quartal gestiegen. Dabei profitieren die Unternehmen von äußerst niedrigen Zinsen und Barreserven in zuvor unerreichter Höhe, die ihre Investitionsfähigkeit weiter stärken. Nach unserer Einschätzung wird der Zyklus der Unternehmensinvestitionen in Japan noch über eine gewisse Zeit andauern. Dabei deutet die Transparenz des Investitionszyklus darauf hin, dass dieser zu einem wichtigen Indikator der zugrundeliegenden Stärke der Wirtschaft werden kann. Folglich dürfte sich die japanische Investitionsgüterbranche in Richtung eines sowohl von der Binnennachfrage als auch vom Export getragenen Wachstums bewegen.

Niedriges Bewertungsniveau, hohes Gewinnwachstum, schwächerer Yen

Aus unserer Sicht kann eine positive Gewinndynamik, die sich auf ein sich beschleunigendes Umsatzwachstum und eine schwächere Entwicklung der japanischen Währung stützt, im kommenden Jahr zu einem deutlichen Gewinnwachstum führen (siehe Grafik 2 unten) führen. Der vom breit gefassten TOPIX repräsentierte Aktienmarkt weist derzeit ein am unteren Ende der Bandbreite liegendes Bewertungsniveau auf. Dies gilt sowohl für historische als auch für prognostizierte KGV-Werte. Im noch bis zum März 2018 laufenden Geschäftsjahr rechnen wir mit einem Gewinnwachstum von rund 25% – ausgehend von einem Umsatzwachstum von nahezu 4% und einem USD-Yen-Wechselkurs von ca. 1:115.

Grafik 2: So könnte ein schwächerer Yen das Gewinnwachstum ankurbeln

Von zentraler Bedeutung für die Einschätzung von Anlagen in japanische Aktien ist die Wertentwicklung des Yen. Zu Beginn des 4. Quartals 2016 hatte die japanische Währung bei einem Wechselkurs gegenüber dem US-Dollar von etwa 1:100 verharrt. Nachfolgend gab der Wechselkurs im Zuge der raschen Wertsteigerung des US-Dollar nach der Wahl auf über 1:118 nach. Die Stärke des US-Dollar zeigte sich dann auch im weiteren Jahresverlauf, wobei sich der Wechselkurs zum Yen unter 1:110 bewegte. Nach der kürzlich erfolgtebn, überzeugenden Wiederwahl von Premierminister Abe ist der Yen allerdings noch wieder auf etwa 1:115 gefallen (siehe Grafik 3 unten).

Grafik 3: Ein schwächerer Yen – wie von der Bank of Japan angestrebt

Der Haupteinfluss einer Schwächung des Yen, die zu den wichtigsten geldpolitischen Zielen der Bank of Japan zählt, besteht in der Ankurbelung der Inflation über höhere Importpreise. Eine solche Entwicklung sollte zu einer Belebung der Nachfrage beitragen, die Lage von Exportunternehmen erheblich verbessern und zu deutlich höheren Auslandsumsätzen und -gewinnen führen. Langfristiges Ziel ist zwar eine Erholung der Binnennachfrage, der schwächere Yen dürfte sich jedoch aus unserer Sicht noch deutlicher und unmittelbarer auf exportorientierte Unternehmen auswirken. Dies zeigte sich bereits nach kurzer Zeit durch die Outperformance des auf den Exportsektor fokussierten WisdomTree Japan Equity Index gegenüber anderen zum Vergleich herangezogenen japanischen Aktienindizes wie dem MSCI Japan Index oder dem JPX Nikkei 400. Diese sind sämtlich gegen den US-Dollar abgesichert.

Im weiteren zeitlichen Verlauf wird auch deutlich, dass der WisdomTree Japan Equity Index typischerweise eine höhere Sensitivität gegenüber Wechselkursveränderungen aufweist. Die Darstellung der rollierenden Einmonatsrenditen veranschaulicht, wie der Fokus von WisdomTree auf Exportunternehmen im Zuge der Schwächung des Yen zu einer Outperformance führt (siehe Grafik 4).

Grafik 4: Der WisdomTree Japan US$ Hedge Index reagiert sensitiver auf Veränderungen des USD-JPY-Wechselkurses

Exportbranchen als Quelle für Alpha

Unser einzigartiger, exportorientierter Index konzentriert sich auf dividendenausschüttende Aktien. Für die Aufnahme in den Index müssen Unternehmen mindestens 20% ihres Umsatzes im Ausland erwirtschaften. So profitieren die Anleger von einer differenzierten Gewichtung nach Sektoren und Unternehmen. Unsere Methodik führt tendenziell zu einem Index, dessen Sektorengewichtung erheblich von seinen Pendants, wie dem MSCI Japan, abweicht. Diese Über- und Untergewichtungen von Sektoren können in signifikantem Umfang zur Wertentwicklung beitragen (siehe Tabelle unten).

In unserem Index ist derzeit die gehobene Konsumgüterbranche am deutlichsten übergewichtet (mit nahezu 24,4%). Gegenüber dem MSCI Japan Index ergibt sich damit eine Übergewichtung um 4,0%, die sich allerdings im Zwölfmonatszeitraum bis November 2017 ungünstig auf die Performance ausgewirkt hat. Industriewerte sind in unserem Index im Vergleich zum MSCI Japan mit nahezu 2,0% übergewichtet und trugen im vergangenen Jahr mit über 50% zur Outperformance bei. Dagegen ist unser Index vor allem in den am Binnenmarkt orientierten Branchen Telekommunikation, Energie, Versorger und Immobilien substanziell untergewichtet. Zusammen genommen ist unser Index gegenüber dem MSCI Japan um ca. 11,5 Prozentpunkte untergewichtet (In which sense underwighted?). Diese Untergewichtung hat im Laufe des vergangenen Jahres mit 2,84% zur Outperformance beigetragen (siehe Tabelle unten). Der WisdomTree Japan Equity Index übertraf in seiner Wertentwicklung auch den JPX Nikkei 400, der auf Qualitätsindikatoren wie die Eigenkapitalrendite und das operative Ergebnis sowie auf Maßnahmen der Corporate Governance setzt.

Zusammenfassung

Aus unserer Sicht sollten Investoren bei der Anlage in japanische Aktien auf den WisdomTree Japan Equity Index zurückgreifen. Der Index ist auf Aktien von exportorientierten Unternehmen fokussiert. Er bietet daher eine gute Ausgangsposition, um vom nachgebenden Yen als entscheidendem Element der sich erholenden japanischen Wirtschaft zu profitieren. Historisch hat die Wertentwicklung unseres Index bei einer Schwächung des Yen die Performance anderer japanischer Indizes wie des MSCI Japan und des JPX Nikkei 400 übertroffen. Grund hierfür war die höhere Sensitivität gegenüber einem Wertverlust des Yen. Der WisdomTree Japan Equity UCITS ETF ist in einer Reihe von währungsbesicherten Anteilsklassen verfügbar. Diese Absicherung trägt der Tatsache Rechnung, dass die Gesamtrenditen trotz der Attraktivität der Anlage in japanische Aktien durch eine Abwertung der Währung rasch sinken können.

Der komplette Marktkommentar als PDF-Dokument.

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