Zitat der Woche: Zur aktuellen Marktlage Spaniens

„Was wäre, wenn Spanien seine Staatsschulden nicht mehr am Markt refinanzieren könnte? “, so Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers.

18.06.2012 | 10:13 Uhr

„Solange ihre Rekapitalisierung nicht abgeschlossen ist, sind die Banken schwach. Überdies hat Moody’s Spanien gerade auf ein Rating von Baa3 heruntergestuft, gerade mal eine Note besser als Irland. Die Renditen haben nahezu das Niveau erreicht, bei dem Griechenland, Irland und Portugal Unterstützung anforderten. Spaniens Refinanzierungsbedarf beläuft sich in den nächsten drei Jahren auf knapp 120 Milliarden Euro. Hinzu kommt die Notwendigkeit, ein enormes – wenn auch sinkendes – Defizit zu stopfen. Sollte Spanien der Zugang zu den Finanzmärkten versperrt sein, besteht diese Gefahr auch für Italien – zu Lasten der insgesamt durch die Troika bereitgestellten Mittel. Und je mehr Länder unter den EU-Rettungsschirm schlüpfen müssen, desto schwerer tragen die verbleibenden Gläubigerländer. Damit steht auch das Kredit-Rating von Deutschland und Frankreich zur Disposition. Das ist nicht gerade die Art von Gegenseitigkeit, die man sich allgemein wünscht. Eine solche Entwicklung würde in den Gläubigerländern daher auf wenig Gegenliebe stoßen. Private Anleiheinvestoren außerhalb der Euro-Peripherie sehen sich in jedem Fall einem deutlich geschrumpften Anlageuniversum gegenüber. Spanien und Italien machen rund 30 Prozent des Staatsanleihemarktes der Eurozone aus. Sofern diese und andere Peripheriemärkte für Investoren weiterhin tabu sind – wohin soll das Geld dann fließen? Bislang haben Bundesanleihen von dieser Entwicklung profitiert, so dass die Renditen auf deutsche Staatspapiere auf den tiefsten Stand aller Zeiten gerutscht sind. Sollte die Entwicklung jedoch in Richtung gemeinsame europäische Staatsanleihen gehen, könnten sich Investoren gänzlich aus dem Euro-Raum verabschieden. Die Flucht in sichere Häfen würde die Renditen an den „risikofreien“ Anleihemärkten dann noch stärker drücken. Warum also auf eine erneute Auflage der quantitativen Lockerung setzen, wenn die Eurokrise die Renditen von Treasuries und Gilts ohnehin in den Keller treibt?“

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