Die Signale des Optionsmarktes im Hinblick auf die kurzfristige Entwicklung der Anlageklassen deuten darauf hin, dass die Zentralbanken in den Augen der Anleger ihre geldpolitische Straffung zurückfahren werden, um die Weltwirtschaft zu stützen, die derzeit mit einem großen geopolitischen Schock zu kämpfen hat.
04.03.2022 | 12:15 Uhr
Da die Ukraine-Krise von einer Schlacht der Worte zu einer Feldschlacht eskaliert ist, liegt es nahe, einen genauen Einblick in den Optionsmarkt zu nehmen, um festzustellen, ob er mehr Aufwärts- oder Abwärtsvolatilität zu erwarten hat. Wir haben festgestellt, dass das geopolitische Risiko zwar zu einem erhöhten Marktrisiko führt – was schlecht ist –, dass aber die von den Anlegern in den letzten Monaten befürchtete aggressive Straffung der Geldpolitik nun weniger wahrscheinlich erscheint. Dies wäre eine willkommene Entwicklung für die Anlageklassen, die am anfälligsten für steigende Zinsen sind. Der Optionsmarkt sieht das Pendel in Regionen wie den USA, in denen die Zentralbanken aggressive Straffungspläne angekündigt haben, in Richtung Aufwärtsvolatilität ausschlagen. Inzwischen geht er davon aus, dass die Straffung wahrscheinlich in einem wesentlich moderateren Tempo vonstatten gehen wird.
Es überrascht nicht, dass bei optionsbasierten Signalen die Volatilität bei Aktien höher ist. Interessanterweise geht der Markt davon aus, dass die Volatilität bei US-Aktien eher nach oben tendieren wird. Dies steht im Gegensatz zu Aktien aus anderen Ländern als den USA, insbesondere aus Asien und den Schwellenländern, wie die nachstehenden Diagramme zeigen, in denen das Verhältnis der erwarteten Aufwärts- und Abwärtsvolatilität im Kontext der historischen Werte dargestellt ist. Ein stärkerer Aufwärtstrend für bestimmte Aktienmärkte ist wahrscheinlich, da von einer Umkehr der vor der Ukraine-Krise eingepreisten geldpolitischen Straffung ausgegangen wird und die Zentralbanken – darunter die Federal Reserve (Fed) – nun vorsichtiger agieren müssen. Der Erwartungswert für eine Zinsanhebung durch die Fed auf ihrer März-Sitzung ist bereits von 1,8 vor zwei Wochen auf 1,2 gesunken.
Aus denselben Gründen erscheinen globale Staatsanleihen an den Optionsmärkten attraktiver. Dies ist insbesondere in Europa der Fall. Die Risiken eines zu schnellen Liquiditätsabzugs sind im derzeitigen Umfeld einfach zu hoch. In den USA geht man am Optionsmarkt davon aus, dass die Volatilität von Staatsanleihen mit kürzerer Laufzeit (unter fünf Jahren) im Vergleich zu 30-jährigen Staatsanleihen eher nach oben als nach unten tendiert. Eine weniger aggressive US-Notenbank dürfte zu weniger Zinsanhebungen führen, wovon vor allem Staatsanleihen mit kürzeren Laufzeiten profitieren. Letztendlich könnte sich dies negativ auf längerfristige Anleihen auswirken, da die Inflationserwartungen zunehmen. Der Optionsmarkt zeigt uns bereits, dass die Attraktivität 5-jähriger Treasuries überdurchschnittlich hoch ist, während die der 30-jährigen unterdurchschnittlich ist.
Am Optionsmarkt beobachtet man nach wie vor eine größere Aufwärtsvolatilität für Öl und eine höhere Attraktivität für Gold. Gold - als realer Vermögenswert - könnte eventuell von einer moderateren geldpolitischen Straffung profitieren, da dies den Anstieg der Realzinsen begrenzen würde.
Heute sind sowohl die „Guten“ als auch die „Bösen“ am Zug. Der Krieg ist schrecklich und zerstört Leben. Die Zentralbanken sind sich dessen bewusst und werden bei der Erhöhung der Kapitalkosten sehr viel maßvoller vorgehen. Auch wenn dies ein entsetzlicher Preis ist, könnte eine maßvolle Straffung der Politik den Märkten in ansonsten unsicheren Zeiten die nötige Unterstützung bieten, insbesondere in Segmenten wie US-Aktien und globalen Anleihen, in denen eine aggressive Straffung bereits eingepreist war.
Die nachstehenden Grafiken zeigen die Sharpe Ratio auf der Basis eines Extremszenarios, definiert als das Verhältnis von erwarteten Extremgewinnen zu erwarteten Extremverlusten für verschiedene Vermögenswerte. Die grau schattierten Bereiche stellen den Interquartilsbereich dieses Verhältnisses über die letzten drei Jahre der täglichen Beobachtungen dar. Die Linie durch die graue Fläche stellt den Medianwert dar. Der blaue Punkt stellt die Sharpe Ratio auf der Basis eines Extremszenarios von vor einem Monat dar. Und schließlich stellt der rote Punkt die heutige Sharpe Ratio auf der Basis eines Extremszenarios dar. Je weiter oben der rote Punkt in der Grafik liegt, desto attraktiver ist der Vermögenswert.
Glossar der Fachbegriffe
Duration Misst die Preissensitivität einer Anleihe für Zinsänderungen. Je länger die Duration einer Anleihe, desto höher die Sensitivität für Zinsänderungen und umgekehrt.
Der EURO STOXX 50® Index repräsentiert
die führenden Supersektoren der Eurozone als Blue-Chip-Index. Der Index
umfasst 50 Aktien aus 11 Ländern der Eurozone: Belgien, Deutschland,
Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, den Niederlanden,
Österreich, Portugal und Spanien.
Der Nikkei 225 Index ist ein Maß für die Entwicklung der japanischen
Wirtschaft und des Aktienmarktes. Der Index umfasst 225 der größten an
der Tokioter Börse notierten Unternehmen.
Der S&P 500® Index spiegelt die Wertentwicklung
US-amerikanischer Standardaktien wider und repräsentiert die Entwicklung
des breiten US-Aktienmarkts.
Der Sharpe-Quotient misst die risikobereinigte
Wertentwicklung anhand der Überrendite gegenüber dem „risikofreien“
Zinssatz im Verhältnis zur Volatilität der Rendite. Ein höherer Quotient
bedeutet eine höhere Rendite je Risikoeinheit.
Die Volatilität misst das Risiko anhand der Streuung der Renditen für eine bestimmte Anlage.
Beteiligungspapiere unterliegen Risiken, einschließlich des Marktrisikos. Die Renditen schwanken in Abhängigkeit von Emittenten sowie von politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen.
Festverzinsliche Wertpapiere unterliegen dem Zins-,
Inflations-, Kredit- und Ausfallrisiko. Der Anleihenmarkt ist volatil.
Wenn die Zinsen steigen, fallen die Anleihepreise normalerweise und
umgekehrt. Die Rückzahlung des Kapitals ist nicht garantiert und die
Preise können fallen, wenn ein Emittent seine Zahlungen nicht pünktlich
leistet und sich seine Bonität verschlechtert.
Anlagen in Schwellenländern waren in der Vergangenheit
erheblichen Gewinnen und/oder Verlusten unterworfen. Daher können die
Renditen Schwankungen unterliegen.
Rohstoffe (wie Öl, Metalle und landwirtschaftliche Produkte) sowie rohstoffgebundene Wertpapiere
sind mit größeren Schwankungen und Risiken behaftet und eignen sich
möglicherweise nicht für alle Anleger. Rohstoffe sind spekulativ und
können durch Faktoren wie Marktveränderungen, wirtschaftliche und
politische Entwicklungen, Angebots- und Nachfragestörungen, Wetter,
Krankheiten und Embargos beeinflusst werden. (dp)
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