Mit Green Bonds finanzieren Kapitalgeber ganz explizit – und genau kontrollierbar – Projekte zum Wohle unseres Planeten. Auf Rendite müssen Investoren dabei nicht verzichten: Der Renditeabschlag der grünen Anleihen geht gegen null. Spezialisierte Fonds bieten diversifizierten Zugang.
14.11.2023 | 12:10 Uhr von «Uli Kühn»
Heute schätzen immer mehr Investoren nachhaltige Anleihen als Instrument im Kampf gegen Erderwärmung und Umweltzerstörung. Ende 2022 waren rund 2,2 Billionen Dollar in Green Bonds investiert, berechneten die Analysten der Climate Bond Initiative (CBI). Allein von Januar bis September dieses Jahres wurden ESG-Anleihen im Volumen von fast 700 Milliarden Dollar emittiert. Nicht nur das Volumen steigt. Es sind auch neue Anleihetypen entstanden, wie Sustainability-Bonds oder Sustainability-Linked-Bonds, bei denen einige Anleihemodalitäten an das Erreichen bestimmter Umwelt- und Sozialindikatoren gebunden sind.
„Anfänglich als Modetrend abgetan, werden Green Bonds langsam zu einer gefragten Anlagealternative“, sagt Isabelle Vic-Philippe, Leiterin der Abteilung Euro Aggregate Anleihen bei Amundi Asset Management und Portfoliomanagerin für Green und Social Bonds. Die Begeisterung der Anleger ist nachvollziehbar, leisten die Green Bonds doch einen wichtigen und direkt messbaren Beitrag zur Finanzierung der notwendigen Umweltinvestitionen.
2014 formulierten Finanzmarktteilnehmer die „Green Bond Principles“. Diese unverbindlichen Leitlinien regeln, was eine grüne Anleihe auszeichnet. Demnach sind Green Bonds alle Arten von Anleihen, mit deren Erlösen ausschließlich grüne Projekte ganz oder teilweise finanziert werden. „Die Mittel sollen die Umwelt schützen oder den Klimawandel bekämpfen“, erklärt Vic-Philippe. Zudem müssen die Emittenten gemäß den Green Bond Principles einen Jahresbericht veröffentlichen und die Bereiche offenlegen, denen die Erlöse zugeflossen sind.
Finanziert werden unter anderem erneuerbare Energien, Energieeffizienz, grüne Gebäude und umweltfreundlicher Transport. Manche Anleihen sind direkt Umwelt- oder Klimaprojekten zugeordnet, andere finanzieren Tranchen mehrerer Projekte, manche sind lediglich Anleihen von Unternehmen der Umweltbranche.
Europas Emittenten liegen vorn
Grüne Anleihen sind also im Prinzip herkömmliche Anleihen, die sich jedoch durch die Verwendung der Mittel unterscheiden. Insbesondere sind sie gleichrangig mit anderen Emissionen desselben Emittenten. Das finanzielle Risiko hängt also von der Bonität des Emittenten ab und nicht vom grünen Projekt selbst.
Ursprünglich war der Green-Bond-Markt durch europäische Entwicklungsbanken und Agenturen geprägt, doch immer mehr Unternehmen emittieren grüne Anleihen. Im vergangenen Jahr stellten sie bereits etwas mehr die Hälfte des Emissionsvolumens der grünen Anleihen, berichtet die CBI. Gleichzeitig verbreitert sich der Markt geografisch, vor allem in Asien. Dennoch bleibt Europa dominierend.
Green Bonds locken in der Regel mit guter Bonität, Transparenz und attraktiver, zielgerichteter Mittelverwendung. Auch in puncto Rendite müssen sie sich nicht verstecken. Aktuell bieten Green Bonds nahezu die gleiche Rendite wie klassische Anleihen (s. Grafik). Nicht nur aufgrund dieser attraktiven Bewertung rechnen Experten damit, dass das Emissionsvolumen der grünen Anleihen weiter zunehmen wird. Für Wachstum spreche „die strategische Notwendigkeit der Anleger, ihr Kapital in entwicklungspolitisch wirksame Investitionen zu lenken“, sagt Portfoliomanagerin Vic-Philippe.
Anleger sollten genau hinschauen
An echter Nachhaltigkeit interessierte Investoren müssen jedoch bei Green Bonds genau hinsehen. „Nur die Hälfte der grünen Anleihen verdient tatsächlich ihr grünes Etikett“, warnt Marc Briand, Head of Fixed Income bei dem auf ESG-Investments fokuasierten französischen Asset-Manager Mirova.
Die Manager aktiv gesteuerter Green-Bond-Fonds versprechen die notwendige gründliche Analyse und Selektion. Über 20 aktive Fonds ermöglichen inzwischen diversifizierten Zugang zu grünen Anleihen. Rund die Hälfte der Fonds kann auch bereits einen Track Record von mindestens drei Jahren vorweisen. Ebenfalls verfügbar sind ein knappes Dutzend börsennotierter Indexfonds (ETF).
Der größte aktive Fonds für grüne Anleihen ist der schon Ende 2015 aufgelegte AXA WF-ACT Green Bonds Fonds. Er glänzt mit niedrigen laufenden Kosten von 0,15 Prozent. Zweitgrößter Fonds ist der Eurizon Fund Absolute Green Bonds mit einem verwalteten Vermögen von 1,34 Milliarden Euro. Der im September 2016 aufgelegte Amundi Fonds Responsible Investing – Impact Green Bonds wiederum will mit seinen Investments explizit dazu beitragen, die Energiewende zu finanzieren. Deshalb wird nur in Green Bonds investiert, die einen messbaren und positiven Einfluss auf den Klimawandel haben.
Im Amundi-Regal steht auch der älteste ETF für grüne Anleihen, der 2017 aufgelegte Lyxor Green Bond ETF. Er enthält mehr als 700 Green Bonds von Staaten, Unternehmen oder Entwicklungsbanken aus der ganzen Welt. Ins Portfolio aufgenommen werden nur Green Bonds, die von der Climate Bonds Initiative als solche klassifiziert sind.
Der im Juni 2021 gestartete Xtrackers-Corporate-Green-Bond-ETF konzentriert sich dagegen auf Green Bonds von Unternehmen mit Investment Grade. Der ETF hält aktuell 362 Anleihen aus 30 Ländern, überwiegend jedoch von Emittenten aus dem Eurobereich. Der BNP Paribas Green Social Sustainability IG ETF hält überwiegend Staatsanleihen, investiert jedoch auch in Social Bonds.
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