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„Nur ein Vorgeschmack auf das, was noch auf uns zukommt“

Dr. Frank Sieverdes, Berater und Riskmanager
Asset Management

FundResearch interviewt Dr. Frank Sieverdes. Der promovierte Physiker ist u.a. als Berater und Riskmanager tätig. Er gilt als Top-Experte auf den Gebieten Blockchain und Bitcoin.

10.01.2017 | 07:35 Uhr von «Teresa Laukötter»

FundResearch: Warum ist Bitcoin auch für Vermögensverwalter interessant?

Sieverdes: Viele nutzen Gold, um ihre Kunden vor Unsicherheiten zu schützen. Ich denke, dass Bitcoins dies auch können. Die Menge ist begrenzt, die Notenbanken haben keinen Zugriff und sie können über Länder hinweg transferiert werden. In Zeiten der Unsicherheit und der Manipulierbarkeit der Kapitalmärkte können Bitcoins eine gute Alternative sein. 

FundResearch: Zwischen IT und der Finanzindustrie insgesamt gibt es aber unterschiedliche Sichtweisen zum Thema Blockchain?

Sieverdes: Entwickler haben das Thema Blockchain als erste aufgebracht. Die ursprüngliche Idee war, Informationsverarbeitung dezentral zu machen. Man wollte einfach sicherer und unabhängiger arbeiten, um der stetig steigenden Komplexität der vorhandenen Strukturen  angemessener zu begegnen. Zudem gab und gibt es weltweit ein Vertrauensproblem in Banken, Zentralbanken und Staaten. Die Blockchain-Technologie ist eine Dezentralisierungs-Technologie und wollte auch diesem Phänomen Rechnung tragen.

FundResearch: Hat jemand etwas dagegen?

Sieverdes: Banken könnten durch die Blockchain-Technologie ausgehebelt werden. Sie würden womöglich im Wesentlichen reduziert auf das, was ihnen in ökonomischen Lehrbüchern als eigentliche Aufgabe zugewiesen wird, nämlich die Transformation von Fristigkeiten und die Schaffung von Liquidität zwischen Parteien. Heute sind die Dienstleistungen, die Banken anbieten, in der Regel viel, viel breiter. 

FundResearch: Aber man kann deshalb ja nicht komplett anders argumentieren als die IT?

Sieverdes: Banken und andere Finanzdienstleister diskutieren die Blockchain- und Bitcoin-Thematik eher unter dem Motto: Wie kann man die bestehende Infrastruktur noch effizienter machen. Das ist ihr Ansatz. IT und auch Kunden haben eher die Sichtweise, dass man solche Institute komplett aus dem Spiel nimmt, um dadurch direkteren Zugang zu haben. Daraus ergeben sich völlig neue Chancen für junge Fintech-Unternehmen die unmittelbar bei den Kundenbedürfnissen ansetzen. 

FundResearch: Also ohne Banken an die Börse?

Sieverdes: So in etwa. Man könnte z.B. 24 x 7 rund um die Uhr handeln, völlig ohne Öffnungszeiten und weltweit. Das, was die Kunden bei Direktbanken jetzt bereits tun, ist eigentlich nur ein Vorgeschmack auf das, was mit weiterer Dezentralisierung auf uns zukommt. 

FundResearch: Kann man schon heute auf diese Art handeln?

Sieverdes: Ja. Bei Plattformen, die auf Bitcoins als Transferwährung basieren. Dort hat man eine Zykluszeit von 10 Minuten. Danach wird ein Block generiert, der die Transaktionen der letzten zehn Minuten in einem Block zusammenfasst. Deshalb auch der Begriff „Blockchain“. 

FundResearch: Und das ist sicher?

Sieverdes: Damit der oben erwähnte Block mit ausreichender Sicherheit Gültigkeit erlangt hat, müssen  fünf  weitere Blöcke in die Kette der Blockchain aufgenommen worden sein. Dann erst  gilt die Transaktion üblicherweise als durchgeführt. Das macht man, um die Wahrscheinlichkeit einer nachträglichen Abänderung einer Transaktion so weit wie möglich zu reduzieren. Immerhin ist die Blockchain und das Bitcoin-Protokoll ja gewollt öffentlich. 

FundResearch: Und dann? Wer macht den Block?

Sieverdes: Der, der als erster das vorgeschriebene Rechenpuzzle löst, erhält eine Belohnung. Man nennt dies, den sog. Mining-Reward. Das sind im Augenblick 12,5 Bitcoins und ist der wirtschaftliche Incentive, mit dem sich Unternehmen beispielsweise hinter die Bitcoin-Technologie stellen und das Protokoll sicher machen. Da geht es meist auch um nichts anderes als im normalen Leben – es geht darum, Geld zu verdienen. Dadurch ist das Bitcoin-Netzwerk zum heute größten „Supercomputer“ der Welt geworden. 

FundResearch: Wie lange dauert es, bis eine Transaktion dann tatsächlich  als nicht mehr veränderbar gilt?

Sieverdes: Da liegen wir im Augenblick bei ca. einer Stunde bei Bitcoin.  Beim wesentlich jüngeren Ethereum liegt man eher so bei ein bis zwei Minuten. Letzteres ist eine Plattform, die  flexibelere Transaktionen ermöglicht. Hier wird man beliebige Finanzkontrakte, also z.B. auch Futures und CFDs, auf einer Blockchain abwickeln können und das rund um die Uhr. Börsenhandelszeiten lösen sich also mit der Blockchain-Technologie komplett auf. Wie die bisherigen Intermediäre darauf reagieren, wird der Markt entscheiden. 

FundResearch: Können die bestehenden Banken und Börsen da mithalten?

Sieverdes: Gerade 2016 hat bei den Banken bereits eine starke Welle ausgelöst. Bis vor wenigen Jahren dauerte es noch drei Werktage, bis eine Inlandsüberweisung angekommen ist. Inzwischen ist es fast durchgängig so, dass dies innerhalb von 24 Stunden oder schneller geht. Man versucht der Blockchain-Bewegung damit schon ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ein anderes Beispiel sind die vielen Millionen Gastarbeiter in Asien und z.B. Afrika, die  Geld  in ihre Heimatländer überweisen. Hier sind Bank-Gebühren bis zu zehn Prozent und mehr nicht unüblich. Inzwischen gibt es Anbieter, die das per Bitcoin abwickeln: Man zahlt in Währung des Gastlandes ein, dies wird per Bitcoin transferiert und dem Empfänger in der lokalen Landeswährung ausbezahlt. Durch die schnelle Abwicklung per Blockchain wird das Risiko von Währungsschwankungen reduziert und die Gebühren sinken zum Teil deutlich. Das könnten natürlich auch die jetzt involvierten Banken aufnehmen, bevor es ein anderer tut. 

FundResearch: Welches Land in Europa ist denn in Sachen Blockchain/Bitcoin am Weitesten?

Sieverdes: Ein Land, das diese Technologie sehr fördert, ist die Schweiz. Um die Stadt Zug herum, bildet sich so etwas wie das „Crypto-Valley“ Europas. Als weltweit erste Stadt akzeptiert die Gemeinde Bitcoins als Währung zur Bezahlung öffentlicher Dienstleistungen. In der Region gibt es rund 20 Start-Ups, die sich mit der Blockchain-Technologie und digitalen Währungen beschäftigen und durch gut ausgebildete Fachkräfte und attraktive regulative Rahmenbedingungen angezogen wurden.

(DIF)

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