Der Insolvenzverwalter von Wirecard fordert von ehemaligen Aktionären die damals erhaltenen Dividenden zurück. Das trifft auch Fondsanbieter wie Acatis. Hendrik Leber, Chef der Fondsgesellschaft Acatis, äußert sich dazu mit deutlichen Worten.
15.09.2023 | 07:00 Uhr
„Eine Anekdote, die ein schlechtes Bild auf die Struktur des deutschen Kapitalmarktes wirft: Wir hielten in einigen Fonds 2017 und 2018 Aktien der
Wirecard, die wir mit Gewinn verkaufen konnten, als wir merkten, dass mit der Firma etwas nicht stimmt. Nun kommt jetzt der Insolvenzverwalter von
Wirecard und fordert von unseren Fonds, also unseren heutigen Anlegern, die damals erhaltene Dividende zurück. Es gab in der angesprochenen Zeit
mehrere Institutionen, die für Wirecard zuständig waren: Vorstand, Aufsichtsrat, Wirtschaftsprüfer, "Bilanzpolizei", Finanzmarktaufsicht. Auf sie alle
mussten wir uns als Anleger verlassen, und sie alle haben die damals gemachten Vorwürfe nicht ernst genommen oder sogar unterdrückt. Aber zahlen
sollen wir, also unsere Anleger. Das Opfer soll zahlen. Diejenigen also, die am meisten unter dem Versagen der oben aufgeführten Institutionen leiden
mussten. Das war übrigens in den USA im Fall Madoff ähnlich. Es fühlt sich nicht richtig an. Richtig wäre es, wenn erst Vorstand, Aufsichtsrat, Wirtschaftsprüfer und Aufsichtsbehörden für den Schaden haften würden. Das wäre korrekt. Die eingeforderten Beträge sind nicht hoch und werden
Nachkommastellen in der Performance ausmachen. Aber unser rechtsstaatliches Empfinden wird gestört. Die Mitschuldigen sollten an erster Stelle zur
Kasse gebeten werden“, schreibt Leber in seinem Investmentbericht.
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