Der Krieg hat die von der Pandemie verursachten
Lieferprobleme, die Überlastung der Häfen und auch die Probleme bei der
Rekrutierung von Schiffsmannschaften weiter verschärft, wie die Fachleute in
der neuen Ausgabe ihrer jährlichen Analyse der Schifffahrtsrisiken schreiben.
Allein im weltgrößten Hafen Shanghai könnte eine Rückkehr
zum Normalbetrieb nach dem derzeit noch andauernden Lockdown Monate dauern, wie
AGCS-Risikoberater Anastasios Leonburg sagte. "Ich denke, dass das in
naher Zukunft nicht einfach schnell gelöst ist." Eine Prognose sei
schwierig, da das sowohl von den Maßnahmen der chinesischen Behörden als auch
der Entwicklung der Pandemie in China abhänge.
Die Frachtkapazitäten in der Handelsschifffahrt sind nach
Einschätzung der Allianz insgesamt zu knapp. Deswegen hätten große
internationale Reedereien 7,5 Millionen neue Container bestellt, sagte
Leonburg. "Man muss wesentlich mehr Container bauen, die dann in den
Umlauf kommen."
Abgesehen von den Lieferproblemen sehen die Fachleute
weitere Risiken auf die Schifffahrt zukommen, großteils technischer Natur. Zwar
habe sich die Zahl der Totalverluste im Laufe der vergangenen zehn Jahre mehr
als halbiert, sagte Justus Heinrich, Leiter der AGCS-Schiffsversicherung in
Mitteleuropa. 2012 gab es demnach noch 127 gesunkene oder irreparabel
beschädigte Schiffe und im vergangenen Jahr nur noch 54. Doch da
Containerschiffe immer größer werden, finden sie bei Bränden an Bord häufig
keinen Hafen mehr, den sie anlaufen können, wie Leonburg sagte. So sank im
vergangenen Jahr der unter singapurischer Flagge fahrende Frachter
"X-Press Pearl" nach einem fast zwei Wochen dauernden Brand vor der
Küste Sri Lankas.
In etwa fünf Prozent der weltweit verschifften Container
werden nach AGCS-Schätzung heimlich nicht deklarierte Gefahrgüter
transportiert. In den vergangenen fünf Jahren brachen demnach über 70 Brände
auf Containerschiffen aus. Das beschäftigt nicht nur die Versicherungen:
"Mit Sorge betrachten aber auch wir die zunehmende Zahl von Bränden auf
Frachtern, insbesondere Containerschiffen und Autotransportern", sagte
Christian Naegeli, Sicherheitsreferent des Verbands Deutscher Reeder. Bei der
Falschdeklaration gefährlicher Ladung an Bord seien die Verlader aufgefordert,
dringend nachzubessern.
Die Reeder betonten aber auch, dass die Schifffahrt immer
sicherer werde. "Obwohl es immer mehr Handelsschiffe gibt und obwohl es
auch immer mehr sehr große Containerschiffe gibt, nimmt die Zahl der schweren
Unfälle seit Jahren kontinuierlich ab", sagte Hauptgeschäftsführer Martin Kröger.
Quelle: dpa-AFX
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