Am gestrigen Donnerstag (6. März 2025) hat die Europäische Zentralbank erneut die Leitzinsen gesenkt. Der wichtigste Leitzins – der sogenannte Einlagenzins – sank von 2,75 auf aktuell 2,50 Prozent. Es war bereits die sechste Zinssenkung seit vergangenem Sommer. Experten rechnen damit, dass es nicht die letzte bleiben wird. Im April und Juni könnten zwei weitere kleine Zinsschritte folgen – mit einem Ziel von dann 2,0 Prozent. Diese Erwartung basiert auf der datenabhängigen Strategie der EZB, die sich gut nachverfolgen – und letztlich auch vergleichsweise gut prognostizieren lässt.
Anleger, die immer noch Geld aufs Sparkonto legen, bekommen die Auswirkungen des aktuellen Zinssenkungszyklus bereits deutlich zu spüren. Im Februar sind die Zinsen auf täglich verfügbare Sparkonten durchschnittlich um 0,08 Prozentpunkte gesunken. Das sieht auf den ersten Blick nur nach einem kleinen Rückgang aus. Doch es ist der stärkste Einbruch der Tagesgeldzinsen seit zwölf Jahren. Sparer erhalten einer aktuellen Verivox-Umfrage zufolge bei bundesweit tätigen Banken derzeit durchschnittlich 1,48 Prozent Zinsen. Bei Genossenschaftsbanken und Sparkassen sind nur noch durchschnittliche Tagesgeldzinsen von knapp über 0,5 Prozent per annum drin. Über alle knapp 800 untersuchten Angebote hinweg beträgt der Durchschnittszins 0,64 Prozent. Zum Vergleich: Im März 2024 lagen die durchschnittlichen Tagesgeldzinsen bei bundesweit aktiven Banken noch bei 1,75 Prozent.
Zinsen runter – Anleihe-Renditen hoch
Die Zinspolitik der EZB steht im scharfen Kontrast zur Entwicklung der Renditen am Rentenmarkt. Die Marktteilnehmer haben derzeit weniger die Geld- als die Realpolitik im Blick. Die Ankündigungen aus Berlin und Brüssel, in den kommenden Jahren neue Anleihen im Gesamtwert von fast zwei Billionen Euro am Markt zu platzieren, hat in dieser Woche dafür gesorgt, dass die Kurse von Staatsanleihen stark unter Druck geraten sind. Insbesondere die Renditen länger laufender Papiere stiegen teilweise um mehrere Prozentpunkte an. Das könnte ein Ausdruck dafür sein, dass der Kapitalmarkt nicht nur die langfristige Zinsentwicklung, sondern vermehrt auch die Schuldentragfähigkeit der Emittenten kritisch bewertet. Ein Nebeneffekt des kleinen Rentenmarkt-Bebens ist, dass auch viele Corporate Bonds von soliden Unternehmen mit Investment-Grade-Bewertung in den Abwärts-Sog geraten sind. Dabei kommen gerade vielen von ihnen die neu geplanten Kredit-Initiativen von EU und Bund zugute.
Für Anleger, die diese Situation für sich nutzen wollen, ergibt sich dadurch die Chance, hoch rentierliche Anleihen von Unternehmen mit solider Bonität in ihre Wertpapier-Depots laden zu können. Einzel-Investments sind dabei für die meisten privaten Investoren kaum möglich. Denn die interessantesten Anleihen gibt es nur in Stückelungen von 100.000 Euro oder größer. Eine smarte Alternative bieten hier europäische Renten-ETFs, die speziell in Papiere von bonitätsstarken Unternehmen investieren. Eine Übersicht über solche spezialisierten, nicht thesaurierenden ETFs gibt einen Eindruck davon, welche Ausschüttungsrenditen derzeit möglich sind (siehe Tabelle).
So bietet derzeit etwa der Deka iBoxx MSCI ESG EUR Corporates Green Bond ETF eine Ausschüttungsrendite von aktuell 4,02 Prozent. Der voll replizierende ETF investiert in grüne Investment Grade-Anleihen, die von Unternehmen aus Europa begeben wurden. Die Restlaufzeit der Papiere beträgt 1,5-10 Jahre. Die Zinserträge im ETF werden quartalsweise ausgeschüttet. Kaum weniger Rendite bietet der BNP Paribas Easy EUR Corporate Bond SRI Fossil Free Ultrashort Duration ETF. Die Ausrichtung ist ähnlich wie beim oben genannten Deka-ETF, die Laufzeit der Anleihen im Portfolio liegt jedoch bei maximal drei Jahren. Langläufer finden sich also keine im Portfolio. Der ETF mit der drittbesten aktuellen Ausschüttungsrendite im Vergleichsfeld ist der Franklin Euro IG Corporate UCITS ETF. Erwähnenswertes Merkmal dieses ETFs ist, dass er aktiv gemanagt wird. Das kann im Rentenbereich von besonderem Vorteil sein. In den meisten passiven Produkten werden Renten-Indizes abgebildet, deren Zusammensetzung sich vor allem an dem Volumen der jeweiligen Anleihe-Emissionen ausrichtet. Mit anderen Worten: Dort sind die größten Schuldner des jeweiligen Segments in einem Index versammelt. Das ist ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor. Aktiv gemanagte ETFs können diesen Effekt bewusst umgehen.
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