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Die Private Equity-Branche steuert in Europa auf ein neues Rekordjahr zu.
Alternative Anlagen

Neue ELTIF-Regulierung sorgt für mehr Nachfrage

Im Januar ist die überarbeitete ELTIF-Verordnung in Kraft getreten. Privatanleger haben nun leichteren Zugang zu verbrieften Sachwerten. Die neuen Regeln sorgen für Schwung.

24.07.2024 | 07:15 Uhr

Sachwerte-Fonds an Privatanleger zu verkaufen, ist seit Jahrzehnten ein heikles Thema. Fonds, die in Infrastrukturprojekte, Schiffe, Flugzeuge oder Windparks investieren, binden das Kapital der Anleger langfristig, oft über zehn oder manchmal 20 Jahre hinweg. Das sind Zeiträume, in denen viel passieren kann. Die Marktbedingungen können sich ändern, oder die privaten Investoren wollen – aus welchen Gründen auch immer – wieder aussteigen. Was nicht so einfach ist, denn sie werden erstens Mitunternehmer der Investitionsobjekte und stehen damit auch in der Haftungs- und Nachschusspflicht. Zweitens gibt es nur einen schlecht funktionierenden Zweitmarkt für Sachwerte-Fonds.

Long-Term Investment Funds (ELTIFs) sollten viele dieser Probleme lösen. ELTIFs können beispielsweise in Private Equity (Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen) investieren, in Private Debt (alternative Fremdkapitalfinanzierungen) oder in langfristige Infrastrukturprojekte. Sie eröffnen damit eine alternative, nicht-bankenbasierte Finanzierungsmöglichkeit für Infrastrukturprojekte, nicht börsennotierte Unternehmen oder börsennotierte kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Das Besondere an ELTIFs im Gegensatz zu klassischen Geschlossenen Fonds ist, dass der Gesetzgeber ein ausdrückliches Interesse daran hat, Privatanlegern den Zugang zu dieser Anlageform zu erleichtern. Denn damit sollen vor allem Investitionen im Bereich der Erneuerbaren Energien oder anderer nachhaltiger Sektoren gefördert werden.

Zielgerichtete Überarbeitung der ELTIF-Verordnung

Rechtliche Grundlage der ELTIFs war die Verordnung (EU) 2015/760, die am 9. Dezember 2015 in Kraft trat – und offensichtlich zu viele Hürden für Anleger und Anbieter schuf. Das Interesse war auf beiden Seiten verhalten. Es wurden nur wenige ELTIFs aufgelegt. Europaweit waren Ende 2023 gerade einmal 95 ELTIFs von 41 unterschiedlichen Asset Managern registriert. Davon wurden 20 im vergangenen Jahr aufgelegt. Das verwaltete Vermögen betrug Ende 2023 rund 13,6 Milliarden Euro. Das war recht überschaubar.

Auf die Zurückhaltung der Anleger und der Branche hat der europäische Gesetzgeber reagiert und die ELTIF-Verordnung deutlich überarbeitet. Seit dem 10. Januar 2024 ist die neue Fassung in Kraft (Verordnung (EU) 2023/606). Die Änderungen darin sind erheblich. So wurde etwa das Spektrum zulässiger Vermögensgegenstände deutlich erweitert. Nun können unter anderem auch grüne Anleihen von qualifizierten Portfoliounternehmen einfach und transparent verbrieft werden. Darüber hinaus können ELTIFs jetzt in UCITS- und Alternative Investmentfonds (AIF) investieren. Somit sind Dachfondskonstruktionen möglich. Für Investitionen in Sachwerte ist zudem die bisherige Schwelle von zehn Millionen Euro weggefallen. ELTIFs können nun auch Sachwerte mit einem geringeren Wert erwerben. 

Vor allem aber zwei Änderungen haben das ELTIF-Geschäft seit der Novelle vorangebracht: Die ELTIF-Verordnung geht zwar grundsätzlich von einer geschlossenen Fondsstruktur aus. Ausnahmsweise kann ein ELTIF jedoch seit Januar auch offen strukturiert sein. Und Privatanleger können jetzt uneingeschränkt Anteile an ELTIF erwerben. Nach alter Rechtslage durften Privatanleger, deren Anlage-Portfolio insgesamt weniger als 500.000 Euro betrug, maximal zehn Prozent des Anlage-Portfoliovolumens in ELTIF investieren. Dabei mussten sie mindestens 10.000 Euro in ELTIF anlegen. Nach neuer Rechtslage gibt es diese gesetzliche Zugangsbegrenzung nicht mehr.

Neue Produkte für den deutschen Markt

Die Überarbeitung der Verordnung sorgt für frischen Schwung im deutschen ELTIF-Markt. Laut Scope wurden im laufenden Jahr bereits mehrere ELTIFs von deutschen Asset Managern aufgelegt. So hat etwa Union Investment im März 2024 zusammen mit Mercer mit dem „UniPrivatmarkt Infrastruktur ELTIF" ihren ersten ELTIF für Privatkunden aufgelegt, der breit diversifiziert in Infrastrukturanlagen investieren soll. Und die Hansainvest hat als Service-KVG den Dachfonds „PORTA EQUITY ELTIF" mit dem Fokus auf Private Equity, Venture Capital und Private Debt aufgelegt. Bereits 2023 wurde der AC One Planet ELTIF aufgelegt, der 2024 in den Vertrieb gestartet ist. Dieser investiert in Erneuerbare Energien und nachhaltige Infrastruktur. Neu ist zudem der M&G Corporate Credit Opportunities ELTIF, der vorwiegend in Corporate Bonds investiert und 2024 jetzt auch privaten Investoren zur Verfügung steht. Der Partners Group Direct Equity ELTIF Il strebt den Aufbau eines weltweit diversifizierten, direkten Private-Equity-Portfolios an. Daneben haben im Jahr 2024 viele andere Anbieter ELTIFs mit Vertriebszulassung in Deutschland aufgelegt, etwa Amundi und Apollo. Weitere Produkte befinden sich aktuell in Auflage oder in Planung.

ELTIF-Vertrieb in Deutschland noch schwach

Während immer mehr europäische Fondsselektoren Investitionen in Private Equity empfehlen, hinken die deutschen Banken und Vertriebsplattformen noch hinterher. Das zeigt die Studie „European Fund Selector Study“ (EuroFSS), die Research in Finance in Zusammenarbeit mit Neuberger Berman initiiert hat. Laut EuroFSS haben europaweit bereits sieben Prozent der Fondsselektoren ELTIFs empfohlen, während weitere zehn Prozent beabsichtigen, sie in diesem Jahr mit einer positiven Empfehlung zu würdigen. Die deutschen Retail-Fondsselektoren sind dagegen bisher deutlich zurückhaltender. Nur drei Prozent empfehlen ihren Kunden derzeit ELTIFs.

Fazit: Der Gesetzgeber hat es privaten Investoren leichter gemacht, in ELTIFs zu investieren. Europaweit ist bereits zu beobachten, dass die Anbeter und der Vertrieb die Chance nutzen. Deutschland hinkt hier noch etwas hinterher.

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