Die Goldman-Sachs-Gruppe will sich als Marketmaker aus dem Geschäft mit Exchange Traded Funds zurückziehen. Damit ergibt sich für kleinere Banken die Gelegenheit, einen Marktanteil zu ergattern.
07.08.2017 | 14:38 Uhr
Wie die Investmentbank gegenüber Fondsgesellschaften mitteilte, wurde bereits damit begonnen, die Zahl der unterstützten Produkte zu verringern. Seit letztem Jahr ist die Zahl der von Goldman gehandelten ETFs von 380 auf 178 reduziert worden. So wurde auch das Marketmaking für den 78 Milliarden US$ schweren iShares MSCI ETF und den Guggenheim S&P 500 Equal Weight ETF (14 Mrd. US$) sowie den WisdomTree Japan Hedged Equity (8 Mrd. US$) abgegeben.
Marktkenner gehen davon aus, dass die hohen Regulierungskosten, die mit der Rolle als Lead-Market-Maker (LMM) einhergehen, die Bank zu diesem Schritt veranlasst haben. Goldman Sachs selbst wollte auf Nachfrage von Reuters keinen Kommentar abgeben.
Der Rückzug von Goldman Sachs verdeutlicht, dass das Marketmaking sich fortbewegt von den traditionellen Brokern und Händlern hin zu kleinen, technologiebasierten Startups, schreibt Trevor Hunnicutt bei Reuters.
Lead-Market-Makers sind für den reibungslosen Handel von ETFs unabdingbar. Während Broker und Händler üblicherweise nach eigenem Gutdünken handeln können, müssen die Marketmaker jederzeit marktnahe Kauf- und Verkaufskurse für die ihnen zugewiesenen Fonds anbieten. Zudem werden ihre Handelsgebühren rabattiert. Manche Marketmaker finanzieren Produkte auch in der Anfangsphase.
Darüber hinaus gehen LMMs auch mit eigenem Kapital in den Markt, um ETFs zu handeln und für Marktliquidität zu sorgen. Anders als kleinere Konkurrenten unterliegen große Banken wie Goldman Sachs jedoch strengen Anforderungen an das hinterlegte Eigenkapital, was in einem Markt, der durch niedrige Gebühren geprägt ist, einen Nachteil darstellt.
Laut dem Branchendienst ETFGI wurden im ersten Halbjahr 2017 ETFs im Wert von 348 Milliarden US$ abgesetzt. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es noch 123 Milliarden US$. Trotz des boomenden Wachstums der Exchange Traded Funds ist es schwierig, beim Geschäft als Marketmaker hohe Margen zu erzielen, meint Reuters-Kolumnist Hunnicutt. Es gehe im Wesentlichen darum, in Sekundenbruchteilen den richtigen Preis für Produkte zu finden, die ihrerseits aus Dutzenden Aktien bzw. Bonds bestehen, und im gleichen Moment durch Gegengeschäfte das Risiko abzusichern. Oder, wie es ein Brancheninsider beschreibt: Man muss den ganzen Tag Bruchteile von Cents zusammenkratzen.
Goldman wird jedoch auch künftig eigene ETFs über seine Asset-Management-Sparte am Markt platzieren – auch wenn die Bank sich aus der Infrastruktur zurückzieht, die den Handel erst möglich macht. Nach wie vor kommt Goldman laut Daten der NYSE für rund neun Prozent des Handels mit ETFs in den USA auf. Insgesamt lagen die Erlöse aus dem Wertpapierhandel bei Goldman Sachs im zweiten Quartal bei 3,1 Milliarden US$ – das schlechteste Ergebnis, seit Lloyd Blankfein das Steuer übernommen hat.
(TG)
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