Ein Jahrzehnt lang haben Indexfonds viele andere Fondsprodukte ausperformt. Nun sorgen veränderte Rahmenbedingungen möglicherweise dafür, dass sich aktive Fondsmanager wieder auf dem Vormarsch befinden.
26.09.2017 | 15:36 Uhr
Das vergangene Jahrzehnt war hart für viele Geldmanager, vor allem Stockpicker: Weniger als 15 Prozent der Manager von US-Aktienfonds konnten laut S&P Dow Jones Indices (SPDJI) in den vergangenen 15 Jahren die Benchmark schlagen. Das hat auch zu einer tektonischen Umschichtung hin zu billigen passiven Indexfonds geführt. Seit 2005 konnten aktiv gemanagte US-Aktienfonds keinen Netto-Mittelzufluss mehr verzeichnen. Und wenn nicht im letzten Quartal noch ein Wunder geschieht, wird sich das in diesem Jahr auch nicht ändern.
Doch am Horizont ist ein Silberstreif zu erkennen: In den Monaten bis Juni 2017 konnte die Hälfte der US-Aktienfonds ihre Benchmark schlagen, so das Ergebnis der jüngsten SPDJI-Scorecard, die in der vergangenen Woche erschien. „Während passive Produkte zwischen 2009 und 2016 klar im Vorteil waren, gibt es eindeutige historische Zyklen in der Rivalität zwischen Aktiv und Passiv“, erklärt Andrew Folsom, Senior Investment Analyst bei Wells Fargo. Seines Dafürhaltens könnten wir uns in der frühen Phase eines Paradigmenwechsels befinden.
Die Ursache für den Wechsel liege in einer stillen, aber radikalen Veränderung des Aktienmarktes. So wurde die Zeit nach der Finanzkrise durch sogenanntes “risk-on, risk-off“ geprägt: Die Aktienkurse bewegten sich im Gleichklang, d.h. sie stiegen und fielen gemeinsam, weil die fundamentalen Rahmenbedingungen durch Volkswirtschaften und Zentralbanken eine größere Rolle spielten als die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen der Unternehmen.
Im Laufe dieses Jahres haben sich jedoch die Verbindungen einzelner Aktien mit dem Gesamtmarkt zunehmend aufgelöst, schreiben die Analysten von Alliance Bernstein in ihrem Report “The Great Correlation Collapse”. Tim Armour, CEO der Capital Group, kann dem nur zustimmen: „Wir lebten in einer Zeit der engen Korrelationen, aber diese brechen nun auf.“
Noch ist nicht ganz klar, ob das Auflösen der Korrelationen Aussagen darüber zulässt, in welcher Phase des Marktzyklus wir uns befinden. „Ist die plötzliche Zunahme der Ourtperformance aktiver Fonds nur ein Strohfeuer?“, fragt Robin Wigglesworth in der Financial Times. Die ETF-Branche habe über Jahrzehnte hinweg Anhänger gefunden, die Finanzkrise und das anschließende schlechte Abschneiden der aktiven Manager hätten zu einer wahren Flut an neuen Mitteln geführt. Im August überschritt das Volumen der ETFs die 4,4 Billionen-US$-Marke – ein Wachstum von 20 Prozent allein in 2017. Das, so rechnet Wigglesworth vor, sind 1,8 Mrd. US$ Mittelzufluss pro Tag – Wochenenden eingeschlossen.
un sorgt der Correlation-Collaps wieder für so etwas wie Zuversicht bei den Managern von aktiven Produkten. Nach Erkenntnis der US-Bank Charles Schwab ist die Korrelation einzelner Aktien mit dem S&P 500 auf dem niedrigsten Stand seit 2001 (je höher die Korrelation, desto stärker bewegen sich die Kurse der Aktien um Gleichklang). Erklärungen für das Zusammenbrechen der Korrelation der Aktien mit dem Index gibt es mehrere, eine der Hauptursachen dürfte wohl die gesunde Verfassung der weltweiten Konjunktur sein. Stark divergierende Aktienkurse sind jedoch das Umfeld, in dem Stockpicker die besten Ergebnisse erzielen können.
Zum Wiedererstarken der aktiv gemanagten Fonds dürfte aber auch die niedrigeren Gebühren beitragen: Wurden im Jahr 200 noch 99 Cent Gebühren pro 100 investierte US$ fällig, so waren es 2016 laut dem Investment Company Institute nur noch 63 Cents.
Nicht zuletzt das brutale Marktumfeld hat für eine natürliche Selektion in der Branche gesorgt: Laut SPDJI ist in den vergangenen 15 Jahre knapp die Hälfte der US-amerikanischen Aktien- und Rentenfonds geschlossen oder fusioniert worden. Doch Michael Mauboussin, Research-Chef bei BlueMountain Capital, warnt, dass von nun an der Markt schwerer zu schlagen sei – weil die Konkurrenz durch die harte Auswahl auf höherem Niveau spiele.
Es gibt auch Mahner, die die niedrige Korrelation als Zeichen der letzten Phase eines Bullenmarkts deuten. Den Morgan-Stanley-Analysten Andrew Sheets erinnert das derzeitige Marktumfeld an die Jahre 2005 bis 2007: „Vielleicht haben wir noch zwei Jahre, vielleicht aber auch nur sechs Monate“, warnt er in der Financial Times.
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