Die Stimmung der Bürger des australischen Städtchens Cobar
hängt wesentlich von einem einzigen Rohstoff ab. Steigt der globale Bedarf an
rötlichem Kupfer, sieht die Zukunft der 3000-Seelen-Gemeinde im Outback mit
seinen Kupferminen rosig aus. Gut für Cobar: Die Nachfrage nach Industriemetallen
wächst derzeit rasant. Denn der globale Siegeszug der E-Mobilität, der
erneuerbaren Energien und der Datencenter für die künstliche Intelligenz lässt
den Bedarf an Bodenschätzen in die Höhe schießen.
Die neue industrielle Revolution braucht Unmengen an
Industrie- und Spezialmetallen wie Kupfer, Kobalt, Nickel, Lithium – alles
für die Produktion von Solarzellen, Batterien, Chips, Strom- und
Internetleitungen. Allein der Kupferbedarf soll sich bis 2035 verdoppeln, der
von Lithium bis 2030 fast verdreifachen.
Und die Bergbauindustrie? Die kann auf den Boom nicht so
schnell reagieren wie gewünscht. Der sinkende Metallgehalt im Gestein, kürzere
Minenlaufzeiten und längere Genehmigungsfristen bremsen das Hochfahren der
Förderung. Erwartet wird daher, dass das Angebotsdefizit bei vielen Metallen
noch wächst, was die Kurse der Bodenschätze und die Gewinne der Bergbaukonzerne
befeuert. Zugleich wird der Energiebedarf aufgrund stark steigender
Datennutzung via Web und KI rasant zunehmen. Davon profitieren die Öl-und Gasunternehmen.
Wie aber können Anlegerinnen und Anleger von dem
Rohstoffboom profitieren? Am populärsten sind Aktienfonds, die sich auf die
Branche konzentrieren und leicht zu handeln sind. Nachteil: Die Kursbewegungen
werden nicht nur durch die Rohstoffpreise beeinflusst, sondern auch von der
Stimmung am Aktienmarkt. Auf den kommenden Seiten stellen wir erfolgreiche
Aktienfonds vor, die auf Unternehmen mit Fokus Industriemetalle, Edelmetalle
und Energie-Rohstoffe setzen, bei der Titelauswahl aber auch ESG-Kriterien berücksichtigen.
Der Agrarsektor wird aus ethischen Überlegungen ausgeklammert.
Eine Alternative sind Rohstoff-ETCs (Exchange Traded
Commodities) und -ETFs (Exchange Traded Funds). Die meisten Rohstoff-ETFs
bilden mithilfe von Derivaten einen Index ab, der mehrere Rohstoffe umfasst.
Rohstoff-ETCs hingegen beziehen sich meist auf einen einzelnen Rohstoff oder
eine sehr kleine Gruppe und bilden deren Preis in etwa eins zu eins ab.
Vorteil von ETFs: Sie eignen sich gut zur Diversifikation.
Auch weil die Rohstoffe selbst wenig Gleichlauf mit den Aktienmärkten
aufweisen. Ein Nachteil sind mögliche Rollverluste.
Einzel-ETCs sind indes komplex und nur sehr erfahrenen
Anlegerinnen zu empfehlen. Bei unseren Tipps konzentrieren wir uns daher auf
aktive Fonds und ETFs. Ohnehin sollten Rohstoffe nur einen kleinen Teil des
Portfolios ausmachen. Denn starke Schwankungen der Notierungen sind in dieser
Branche nicht ungewöhnlich. Das wissen auch die Einwohner von Cobar. So hat der
Kupferpreis nach einer jahrelangen Berg-und-Tal-Fahrt erst 2024 wieder das Niveau von 2010 erreicht.
Mehr Energie fürs Depot
Der Ninety One GSF Global Natural Resources Fund ist einer
der erfolgreichsten Rohstoff-Aktienfonds der letzten Jahre. Er investiert
weltweit in alle Rohstoffsegmente. Dazu zählen unter anderem die Bereiche
Energie, Metalle und Edelmetalle sowie Bergbau, Düngemittelhersteller und
Nahrungsmittel-produzenten. Der Fonds wird von einem erfahrenen Trio verwaltet:
Paul Gooden, George Cheveley und Dawid Heyl verfolgen einen klassischen
Stockpicking-Ansatz. Heißt: Sie analysieren die einzelnen Unternehmen genau, und
nur die besten Ideen schaffen es in das gut 50 Titel umfassende Portfolio.
Großes Potenzial sieht Gooden sowohl bei etablierten Rohstoffriesen mit starker
Marktposition als auch bei aufstrebenden innovativen Unternehmen. Besonderes
Augenmerk richtet das Trio auf Firmen, die sich mit nachhaltiger
Ressourcennutzung und Effizienzsteigerung beschäftigen. Obwohl sich viele
Firmen auf diese starken Trends fokussieren und diese an der Börse längst kein
Geheimnis mehr sind, erscheinen diese Aktien laut Gooden oft sehr günstig
bewertet: „Rohstoffunternehmen werden mit einem erheblichen Abschlag gegenüber
dem breiten Markt gehandelt, wenn man die gängigsten Bewertungskennzahlen
zugrunde legt.“ Positiv hebt er auch die guten Korrelationseigenschaften des
Fonds hervor. Das bedeutet: Der Gleichlauf zwischen dem Rohstofffonds und
Wertpapieren aus anderen Branchen ist gering, manchmal entwickeln sie sich
sogar gegenläufig. Das hilft bei der Risikostreuung. Somit ist der Fonds,
beigemischt in kleinen Dosen, ein guter Baustein fürs Depot.
Profitieren vom KI Boom
Der globale Aktienfonds Bakersteel Electrum Fund investiert in
Unternehmen, die Industriemetalle, seltene Erden, batteriebezogene Metalle,
aber auch Silber und Uran gewinnen. Dank des rasanten Wachstums von
E-Mobilität, erneuerbaren Energien und der Datencenter für die künstliche
Intelligenz werden diese Metalle künftig in Mengen gebraucht wie nie zuvor. Um
die vergleichsweise hohen Risiken und die Konjunkturempfindlichkeit des Sektors
und somit des Fonds zu begrenzen, verwenden Baker Steel „viel Zeit auf die Bewertung
von ESG-Risiken und auf die Diversifizierung der Minen und der geografischen
Verteilung sowie auf die Solidität der Bilanzen der Produzenten“, wie Mark
Burridge erklärt, der den Fonds seit Start 2019 managt. Der Fonds konzentriert
sich auf Unternehmen, die in demokratischen westlichen Ländern ansässig sind,
auch wenn sie Minen in der ganzen Welt betreiben. Über 70 Prozent
Portfoliogewicht sind in den USA und Kanada investiert, knapp sechs Prozent in
Südafrika und zwei Prozent in Mexiko. Die Top-Holdings umfassen unter anderem
den Goldproduzenten Newmont Mining, die Uranförderer Cameco und den
Aluminiumkonzern Norsk Hydro. Vorteil gegenüber vielen Konkurrenten: „Unsere
Anlageexperten haben sowohl eine geologische Ausbildung als auch eine
Ausbildung als Finanzanalysten, damit sollten ihre Einschätzungen der
Metallmärkte detaillierter und oft von höherer Qualität sein als die von
Generalisten“, sagt Burridge. Das Ergebnis gibt ihm recht. Rund 63 Prozent
Kursplus stehen in den vergangenen fünf Jahren zu Buche. Allein in diesem Jahr
konnte der Fonds sechs Prozent Wertzuwachs erzielen.
Viele Bodenschätze in einem Korb
Rohstoffe bieten einen Inflationsschutz, da ihre Preise
häufig steigen, wenn die Inflation zunimmt. Dies gilt insbesondere für
physische Rohstoffe wie Energie, Metalle und Edelmetalle. Vor diesem
Hintergrund bietet der UBS ETF (IE) CMCI ex-Agriculture SF ETF einen innovativen Ansatz für Rohstoffanlagen, der sich deutlich von
herkömmlichen Indizes unterscheidet. Während traditionelle Rohstoffindizes
häufig in kurzfristige Futures-Kontrakte investieren, nutzt der CMCI die
gesamte Futures-Kurve (drei Monate bis drei Jahre) und minimiert so die
negativen Rollverluste, die bei vielen traditionellen Indizes problematisch
sind. Diese entstehen, weil Rohstoff-Futures in der Regel alle drei Monate
„gerollt“ werden – das heißt, auslaufende Kontrakte werden verkauft und
durch länger laufende ersetzt. Dieser Vorgang kann zu Verlusten führen, wenn
die längerfristigen Kontrakte teurer sind als die auslaufenden. Fachleute
sprechen dann von „Contango“-Märkten. In einem „Backwardation“-Markt hingegen
sind die längerfristigen Futures-Preise niedriger als auslaufenden, die
Rollrendite ist also positiv. Unterm Strich können diese Effekte dazu führen,
dass die Entwicklung des Index stark von der des zugrunde liegenden
Rohstoffkorbs abweicht. Dieses Problem tritt bei CMCI-Indizes aufgrund ihrer
ausgeklügelten Laufzeitenstrategie nicht auf. Zudem bietet der UBS-ETF eine
breite Diversifikation über bis zu 14 verschiedene Einzelrohstoffe.
Derzeit sind Industriemetalle mit 48 Prozent, Energie mit 37 Prozent
und Edelmetalle mit 15 Prozent gewichtet. Zweimal jährlich werden die
Gewichtungen der Rohstoffe im ETF überprüft und angepasst.
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