Mit Rohstoff-ETFs ohne Agrarprodukte lassen sich Portfolios weiter diversifizieren. Besonders in Phasen steigender Rohstoffpreise können sie eine sinnvolle Portfolioergänzung sein.
31.10.2024 | 08:15 Uhr
Rohstoffe sind eine besondere Anlageklasse. Sie weisen in der Regel eine geringe Korrelation zu traditionellen Anlageformen wie Aktien oder Anleihen auf. Besonders Rohstoff-ETFs, sogenannte „Exchange-Traded Funds“, sind für Privatanleger eine einfache Möglichkeit, am Rohstoffmarkt teilzuhaben. Wobei schon bei dieser einfachen, pauschalen Aussage Vorsicht angesagt ist.
Erstens werden die Begriffe ETC (Exchange Traded Commodities) und ETF oft durcheinandergeworfen. Dabei sollte man hier klar trennen: Rohstoff-ETFs können in mehrere Rohstoffe gleichzeitig investieren. Die meisten Rohstoff-ETFs bilden mithilfe von Derivaten einen Index ab, der mehrere Rohstoffe umfasst. Rohstoff-ETCs sind in der Regel auf einen einzelnen Rohstoff oder eine kleine Gruppe von Rohstoffen fokussiert. Meistens handelt es sich dabei um Edel- oder Industriemetalle. Ein weiterer Unterschied zu Rohstoff-ETFs besteht darin, dass manche ETCs tatsächlich die Rohstoffe kaufen und lagern. Vorteil: Anleger können dann davon ausgehen, dass die verbrieften Werte tatsächlich physisch vorhanden sind. Nachteil: Die Lagerkosten für die Rohstoffe nagen an der Performance. Möchte man als Anleger also tatsächlich sein Portfolio mit möglichst wenig Aufwand breit diversifizieren, sind Rohstoff-ETFs die bessere Wahl.
Zweitens: In den meisten Indizes sind Agrarrohstoffe Teil des Indexportfolios – allerdings je nach Index mit sehr unterschiedlicher Gewichtung. Angesichts der Tatsache, dass die Preisbildung von Agrar-Rohstoffen ganz anderen Regeln folgt als bei allen anderen Rohstoffen und die Produktion zudem wetter- und saisonabhängig ist, kann es eine gute Idee sein, in Rohstoff-ETFs zu investieren, die keine Agrarrohstoffe enthalten. In Deutschland sind einige Rohstoff-ETFs am Markt, die diese Bedingung erfüllen (siehe Tabelle).
An erster Stelle ist der UBS ETF (IE) CMCI ex-Agriculture SF UCITS ETF zu nennen. Aufgelegt im März 2016 und seitdem auf ein Volumen von fast 179 Millionen Euro angewachsen, hat dieser Rohstoff-ETF allein im laufenden Jahr rund 12,5 Prozent an Wert gewonnen. Der UBS ETF bietet Zugang zu einer breiten Mischung aus Energie- und Industriemetallen. Sein Ansatz ist es, über verschiedene Futures-Kontrakte am Rohstoffmarkt zu partizipieren und dabei saisonale Preisschwankungen zu glätten. Die langfristige Wertentwicklung zeigt, dass der ETF besonders in Zeiten steigender Rohstoffpreise positiv performen kann. Anleger profitieren hier von einem diversifizierten Ansatz ohne Agrarwerte.
In die Liste der Top-Performer der vergangenen zwölf Monate trägt sich auch der Xtrackers Bloomberg Commodity ex-Agriculture & Livestock Swap UCITS ETF ein. Der zweitgrößte unter den Rohstoff-ETFs, die auf den Bereich der landwirtschaftlichen Erzeugnisse verzichten, konzentriert sich auf Energierohstoffe und Industriemetalle. Er bildet den Bloomberg Commodity ex-Agriculture and Livestock Index nach und nutzt dabei Swap-basierte Replikation, um die Indexrenditen zu erzielen. Die Diversifikation durch die Streuung auf mehrere Rohstoffsegmente macht diesen ETF besonders attraktiv für Anleger, die sich im Rohstoffmarkt breit aufstellen möchten und dabei das Thema Agrarrohstoffe ausklammern wollen.
Erwähnenswert ist auch der WisdomTree Broad Commodities Ex-Agriculture and Livestock UCITS ETF, der als dritter im Bunde der Besten in den vergangenen zwölf Monaten eine positive Performance hinlegen konnte und im laufenden Jahr sogar mit einem Plus von über zwölf Prozent beindruckt hat. Das Portfolio umfasst Energie-, Edel- und Industriemetalle, um eine diversifizierte Basis für Rohstoffanlagen zu bieten. Die zugrundeliegenden Rohstoffe werden in Futures abgebildet und basieren auf dem Bloomberg Commodity Ex-Agriculture and Livestock Capped Index. Dadurch profitieren Investoren von Preisschwankungen in den jeweiligen Rohstoffmärkten, ohne physische Rohstoffe zu besitzen.
Fazit: Rohstoff-ETCs ohne Agrarprodukte bieten eine spezialisierte Möglichkeit zur Diversifikation und können, besonders in Phasen steigender Rohstoffpreise, eine sinnvolle Portfolioergänzung sein. Sie bieten Zugang zu einem Segment, das oft als Absicherung gegen Inflation und zur Diversifikation von Aktienrisiken genutzt wird. Anlageberater sollten privaten Investoren, die von Preisbewegungen an den Terminmärkten profitieren wollen, jedoch die Zusammenhänge genau erklären. Konkrete Produktempfehlungen sollten nur dann erfolgen, wenn die Berater den Eindruck gewinnen, dass die Kunden genau verstehen, was Rohstoff-Investments bedeuten und bewirken können. Mit den passenden Produkten lassen sich dann positive Effekte erzielen. Als langfristige Investments, die man kauft und dann unbeobachtet im Depot liegen lassen kann, taugen Rohstoff-ETFs jedoch nicht.
Diesen Beitrag teilen: