Um rund 500 Milliarden Euro hat die europäische Fondsbranche im laufenden Jahr zugelegt. Das ist die gute Nachricht. Trotzdem haben Anleger unterm Strich Geld aus den Fonds abgezogen. Das ist die schlechte Nachricht.
03.05.2019 | 14:15 Uhr
Die Vermögenswerte der in Europa verwalteten Fonds sind im ersten Quartal um fast eine halbe Billion Euro von 9,9 auf 10,4 Billionen Euro gestiegen. Dieser Wertzuwachs ist jedoch im wesentlichen auf die Kursgewinne an den Börsen zurückzuführen. Tatsächlich haben Anleger in den ersten drei Monaten Anteile im Wert von 58,3 Milliarden Euro an die Emittenten zurückgegeben. Dem Anschein nach setzt sich der Trend aus dem insgesamt schlechten Jahr 2018 fort. Zuletzt kam es 2011 zu Nettomittelabflüssen aus europäischen Investmentfonds, berichtet das research-Unternehmen Refinitiv in seiner Statistik zum erste Quartal.
Heruntergebrochen auf die einzelnen Asset-Klassen ergibt
sich ein differenzierteres Bild: So flossen unter dem Strich 34,8
Milliarden Euro in Anleihen-Fonds und 1,1 Milliarden Euro in
Immobilienfonds, wohingegen Aktienfonds Anteile im Wert von 39,6
Milliarden Euro zurücknehmen mussten. Bei alternativen UCITS-Fonds kam
es zu Mittelabflüssen in Höhe von 26,8 Milliarden Euro und Mischfonds
verloren 16,1 Milliarden Euro durch Rücknahmen.
Bei den Rentenfonds erfreuten sich insbesondere Schwellenländer-Anleihen der Gunst der Anlegeren: Die investierten in den ersten drei Monaten 11,3 Milliarden Euro in Fonds mit Schwerpunkt EM-Anleihen. Auf Platz zwei beim Nettoabsatz kommen global investierende Aktienfonds (+10,4 Mrd. €). Am schlechtesten schnitten Aktienfonds mit Schwerpunkt Europa (-13,2 Mrd. €) bzw. Schwerpunkt USA 8-7,5 Mrd. €) ab.
Weil Anleger ihr
Geld vorwiegend aus langfristig orientierten Produkten abzogen, liegt
eigentlich die Vermutung nahe, dass im Gegenzug Positionen in
kurzfristigen Vermögenswerten aufgebaut wurden. Und tatsächlich konnten
Geldmarktfonds mit Schwerpunkt Euro Zuflüsse von 8,2 Milliarden Euro
verbuchen. Auf Pfund lautende Geldmarktfonds nahmen immerhin rund eine
Milliarde Euro ein; gleichzeitig trennten sich Anleger aber im ersten
Quartal von Geldmarktfonds, die auf Dollar-Papiere lauten: Hier wurden
Anteile für mehr als 15 Milliarden Euro zurückgegeben. Unterm Strich
verloren europäische Geldmarktfonds im ersten Quartal rund acht
Milliarden Euro.
Demgegenüber konnte das Segment der Exchange Traded
Funds weiter zulegen: In den ersten drei Monaten konnten die ETFs
Mittelzuflüsse in Höhe von netto 27,2 Milliarden Euro verbuchen; die
Summe der verwalteten Vermögen wuchs 2019 von 633 auf 725 Milliarden
Euro, wobei auch hier der Löwenanteil des Zuwachses auf Kurssteigerungen
zurückzuführen ist. Auch hier konnten Produkte, die in Anleihen
investieren, die höchsten Zuflüsse verzeichnen (+19 Mrd. €). In
Aktien-ETFS flossen acht Milliarden Euro, die weiteren Asset-Klassen
verzeichneten wesentlich geringere Zuflüsse.
Beim Ranking der größten Emittenten hat sich nichts geändert: Mit Assets under Management in Höhe von 814 Milliarden Euro nimmt BlackRock unangefochten den ersten Platz ein. Mit weiten Abstand folgen Amundi (337 Mrd. €) und JP Morgan (307 Mrd. €). Die höchsten Zuflüsse im ersten Quartal konnte in Summe PIMCO verbuchen: Der Renten-Spezialist verkaufte Fondsanteile im Wert von 8,3 Milliarden Euro.
Während sich die Kapitalmärkte vom schlechten Jahresende 2018 erholten, deuten laut Refinitiv die Aktivitäten der Fonds-Emittenten auf vorsichtiges Wachstum hin: Nachdem die Zahl der neu zugelassenen Produkte im vergangenen Jahr zum ersten Mal wieder gestiegen war, lässt sich bei Fortschreiben der Werte für Q1 extrapolieren, dass auch heuer mehr neue Produkte als im Vorjahr an den Mark gebracht werden. Die Zahl der neuen Fonds betrug in den ersten drei Monaten 585, geschlossen wurden 298 Fonds und mit anderen zusammengelegt 259. Unterm Strich beträgt die Bilanz der Zugänge also plus 28.
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