Wir haben im Juli wieder zum TiAM Fund Forum geladen – mit Highlight-Garantie: Auf der Veranstaltung analysieren Fondsexperten und prominente Gastredner die Weltlage. Im Fokus: Disruptionen in der Weltwirtschaft und passende Lösungen für Investoren.
06.07.2023 | 13:30 Uhr
Die Themen auf dem TiAM Fund Forum 2023 im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München könnten diesmal kaum spannender sein. Unsicherheit ist das Wort der Stunde. Es gibt viele offene Fragen: Wie wird der Ukraine-Krieg weitergehen, und wann und wie wird er enden? Bekommen die Notenbanken die Inflation in den Griff? Und zu welchem Preis? Wann werden die Zinsen wieder sinken? Welche Rolle spielt Asien in Zukunft? Droht Europa – und insbesondere Deutschland – der Abstieg in die Bedeutungslosigkeit? Und wie gehen Investoren mit den Herausforderungen am besten um?
Investment-Experten fünf ausgewählter Fondsgesellschaften und drei Gastredner präsentieren live vor Ort ihre Sicht der Dinge. Und sie belassen es nicht bei der Analyse. Die anwesenden Vermögensverwalter und Finanzberater erfahren auch, mit welchen passenden Lösungen Investoren auf die aktuellen Entwicklungen reagieren können.
Zum Auftakt des TiAM Fund Forums stellt Gastredner Jens Südekum die provokante Frage, ob Deutschlands Exportmodell in Gefahr sei.
Südekum ist Universitätsprofessor für Internationale Volkswirtschaftslehre an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Als Berater für die EU-Kommission, den Internationalen Währungsfonds und die Welthandelsorganisation (WTO) hat er tiefen Einblick in den internationalen Handel sowie die Arbeitsmarktauswirkungen von Globalisierung und Digitalisierung. Seine Analyse, die er in München präsentiert, ist schonungslos, macht zum Teil aber auch Mut: Zunächst stellt Südekum fest, dass die Stimmung in der deutschen Wirtschaft nicht mehr so schlecht ist, wie sie noch vor acht Monaten war. Fürchtete man im Herbst 2022 noch ein Zusammenbrechen des deutschen Wirtschaftsmodells, ist man mittlerweile wieder zuversichtlicher. Was die langfristigen Perspektiven Deutschlands betrifft, weist der erfahrene Ökonom aber auch auf die Risiken hin. Insbesondere die volatilen und im internationalen Vergleich hohen Energiepreise in Deutschland müssten für die Industrie über einen gewissen Zeitraum gedeckelt werden, um deren Abwanderung zu verhindern. Was nicht zu schwer sein sollte, da schon in wenigen Jahren durch die neuen LNG-Terminals ein Überangebot an Gas in Europa entstehen werde. Die langfristige Perspektive sei jedoch, in einigen Jahren durch mehr erneuerbare und günstigere Energie deutlich besser aufgestellt zu sein als heute. Bis dahin gelte es, die politisch richtigen Entscheidungen zu treffen, um die Perspektive Wirklichkeit werden zu lassen. Dabei seien drei große Herausforderungen zu bewältigen: das aggressivere Auftreten Chinas, die Subventionspolitik der USA und das Problem des weiter zunehmenden Fachkräftemangels in den kommenden Jahren. Auf die Herausforderungen durch die USA und China empfiehlt Südekum eine offensive Strategie, sprich: Rückholung von Produktionskapazitäten in vielen Bereichen, investitionsfreundliche Politik und Diversifikation der Lieferketten. Der Fachkräftemangel, die dritte Herausforderung, ließe sich kaum mehr beheben. Das koste leider Wachstum. Dass ChatGTP uns alle arbeitslos mache, sieht Südekum vor diesem Hintergrund nicht als Gefahr. „Wir können froh sein über jede Arbeit, die automatisiert werden kann, um Arbeitskräfte für wichtigere Aufgaben einsetzen zu können“, so der Wissenschaftler.
Noch beeindruckt von den Worten Südekums, erfahren die anwesenden Teilnehmer des TiAM Fund Forums von Guido Barthels, Senior Portfoliomanager bei TBF Global Asset Management, wie Investoren international mithilfe von Staatsanleihen stetige Erträge erzielen können.
Barthels schlüsselt in seiner Präsentation kenntnisreich auf, in welch attraktiven Verhältnis ausländische Staatsanleihen gegenüber Anleihen aus dem Euroraum stehen. Seine Analyse: Obwohl das Zinsniveau in der Eurozone derzeit attraktiv erscheint, seien die Renditen der ausländischen Märkte lukrativer. Als Beispiele nennt er die Renditen ungarischer und chilenischer Staatsanleihen und beleuchtet den volkswirtschaftlichen Background. Auch rumänische Staatsanleihen etwa seien nicht nur aufgrund ihrer Renditen, sondern auch vor dem Hintergrund der Konsolidierung der öffentlichen Ausgaben, der strategisch günstigen Lage des Landes und des hohen Ausbildungsniveaus der Bevölkerung attraktiv. So begründet Barthels im Detail, wie der von ihm gemanagte Fonds TBF Fixed Income langfristig für seine Anleger überdurchschnittliche Renditen erreichen will.
Jason Pidcock, Investment Manager der Asia Equity Income Strategie von Jupiter, erklärt nach einer kurzen Kaffeepause, warum ihn die Chancenvielfalt und strukturellen Wachstumstrends in Asien mittel- bis langfristig optimistisch für diese Märkte stimmen. Und warum sein Team Australien und Indien derzeit für besonders attraktiv hält, China dagegen weiterhin meidet.
Ein Argument, das die Zuhörerinnen und Zuhörer in München davon überzeugt, dass sich mit Aktien in Asien hohe Renditen erwirtschaften lassen: Die Dividendenrenditen in den asiatischen Industriestaaten wie etwa Taiwan, oder Singapur, sind deutlich höher sind als die Renditen, die Staatsanleihen dort bieten. „Das heißt, dass hier hohe Werte in den Aktien stecken“. Sie Situation in Indien gestalte sich anders. Hier böten Staatsanleihen im Durchschnitt 7,3 Prozent jährliche Rendite. Indien sei jedoch ein Wachstumsmarkt, in dem von vielen jungen Unternehmen noch erheblich mehr zu erwarten wäre, viel unerkanntes Potenzial. Für Investoren ergeben sich je nach Land als jeweils ganz besondere Chancen, so Pidcock. Indische Aktien seien im Fonds mit einem Anteil von rund 18 Prozent die zweitgrößte Gruppe. Der Schwerpunkt liege mit rund 38 Prozent auf australischen Aktien. „So legen wir zusammengenommen einen Schwerpunkt auf Aktien der am weitesten entwickelten und der am dynamischsten Wirtschaft im asiatisch-pazifischen Raum“, erklärt Pidcock.
Im Anschluss betritt Wolfgang Fickus von der Fondsgesellschaft Comgest die Bühne. Um zu erklären, warum Wachstum nicht gleich Wachstum ist, stellt Fickus zunächst die Entwicklung der Inflation ins Verhältnis zum MSCI World Index. Dann zeigt er auf, wie sich im Vergleich dazu die Global Equity Strategie von Comgest geschlagen hat.
Das Ergebnis überzeugt. Dass eine Fokussierung auf Qualität sich gerade in Zeiten höherer Inflation auszahle, sei kein Zufall, erklärt Fickus. Das belege ein Blick in die Historie. Im Vergleich zur Entwicklung des S&P 500 und auch zu Strategien, die ausschließlich auf Qualität, aber nicht explizit auf Value setzten, habe sich eine Quality-Strategie in Inflationsszenarien fast immer besser geschlagen. Als einen wichtigen Grund für die Stärke von Qualitätsaktien macht Fickus deren Preissetzungsmacht aus. „Wer die Preise setzen kann, kann in Inflationszeiten nicht nur bestehen, sondern seine Position sogar stärken“, erklärt Fickus. Als Beispiele, die dies eindrucksvoll vor Augen führen, nennt er Konzerne wie LVMH und L’Oreal. Der Fonds Comgest Monde setze diese Erkenntnis konsequent um. Der Fonds erzielte seit seiner Auflegung vor 22 Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von 9,4 Prozent. Das sind 2,6 Prozentpunkte mehr als sein Vergleichsindex.
Die Teilnehmer des TiAM Fund Forum 2022 gehen nach Fickus´ Vortrag mit viel Stoff zum Nachdenken in die Veranstaltungspause. Um 14 Uhr geht es weiter mit einer Podiumsdiskussion. Dr. Frank-B. Werner und Robert Halver unterhalten sich dann über die Transformation der Wirtschaft, Energiepreise und was Europa von den USA noch lernen kann.
Die Präsentationen der Referenten sind ab sofort auf der TiAM Event-Seite verfügbar. Auf dem Youtube-Kanal von FundResearch TV finden Sie in Kürze Interviews mit allen Experten und eine detaillierte Aufarbeitung der Themen durch die TiAM FundResearch Redaktion.
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