RBC BlueBay AM: „Ein erstaunliches politisches Comeback“

Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management
Kommentar

Der nächste US-Präsident heißt Donald Trump. Für Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management, fiel das Ergebnis unerwartet deutlich aus. Er analysiert, was es für Konjunktur, Geldpolitik und Kapitalmärkte bedeuten könnte.

08.11.2024 | 11:14 Uhr

Hier sein aktueller Marktkommentar:

„Am Ende war es kein besonders knappes Rennen: Durch den deutlichen Sieg in allen umkämpften Bundesstaaten hat Donald Trump die US-Wahl gewonnen. Und – das ist wichtig – die Republikaner haben nun auch die Kontrolle über den Senat und (wie es scheint) das Repräsentantenhaus.

Trump hat in Summe einen überwältigenden Sieg errungen und verfügt über ein stärkeres Mandat als 2016. Es ist ein erstaunliches politisches Comeback, das viele Anhänger der Demokraten buchstäblich sprachlos gemacht hat. Letztlich haben die Wirtschaft und andere den Alltag der US-Amerikaner betreffende Themen zu diesem Ergebnis beigetragen.

Nach der Wahl in den USA haben sich Risikoanlagen erholt und die Renditen für festverzinsliche Wertpapiere sind erwartungsgemäß gestiegen. Dennoch waren die Bewegungen bei Renditen und US-Dollar geringer als erwartet. Das deutet darauf hin, dass die Trump-Trades zu einem gewissen Grad bereits vor der Wahl eingepreist waren.

Dennoch ist das Wahlergebnis eher eine Überraschung. Wir sind daher der Meinung, dass die Trump-Trades in den kommenden Tagen weiter zulegen könnten. Es wird erwartet, dass fiskalpolitische Stimuli die Renditen längerfristiger Anleihen beeinflussen. Darüber hinaus werden auch die Pläne für die Handels- und Einwanderungspolitik als potenziell inflationär angesehen. Dies könnte den Spielraum der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) für Zinssenkungen im kommenden Jahr einschränken. Außerdem rechnen wir weiterhin mit einer steileren Renditekurve.

In dieser Woche hat die Fed die Zinsen um 25 Basispunkte gesenkt. Wir halten eine weitere Zinssenkung im Dezember für möglich. Danach rechnen wir damit, dass die Fed zunächst abwartet. Sollte sich die Wirtschaft irgendwann abschwächen, haben die Währungshüter natürlich immer noch Spielraum für weitere Schritte. Der Wachstumsausblick aber bleibt vorerst optimistisch.

Sollten derweil Maßnahmen in den Bereichen Handel, Einwanderung oder Fiskalpolitik die Inflation anheizen, könnte die Fed trotz der Beteuerungen des neuen Präsidenten im nächsten Jahr die Zinsen erhöhen. Schließlich hat das Wahlergebnis gezeigt, dass die US-Amerikaner keine steigenden Preise wollen. Daher sind wir geneigt, die Befürchtungen eines Angriffs auf die Unabhängigkeit der Fed durch Trump nicht überzubewerten. Es ist klar, dass er niedrigere kurzfristige Zinsen und Hypothekenzinsen will. Übergeordnete Priorität aber wird haben, dass sich die Inflationserfahrung der vergangenen Jahre nicht wiederholt.

Wir denken, dass die Einwanderungspolitik der erste Schwerpunkt des neuen Präsidenten sein könnte. Mit Blick auf die Zölle erwarten wir baldige Maßnahmen gegen China. Weitreichendere globale Schritte könnten jedoch eher als Verhandlungsmasse mit anderen Handelspartnern genutzt werden. Sicherlich wird es Zölle auf einige Waren in einigen Sektoren geben. Die USA sind jedoch bestrebt, Europa gegenüber China auf ihrer Seite zu halten. Außerdem werden sie einen Handelskrieg vermeiden wollen, der die Verbraucher belasten könnte. Dennoch sind wir der Meinung, dass der US-Dollar angesichts des handelspolitischen Kurses der USA tendenziell stärker werden sollte.

In der Europäischen Union war die wichtigste Nachricht in dieser Woche das Scheitern der deutschen Regierungskoalition. Das Wachstum und die politische Landschaft stehen weiterhin vor Herausforderungen. Es wird diskutiert, ob ein politischer Wechsel oder die Ausrufung eines ‚Krisenzustands‘ der Katalysator für größere fiskalpolitische Unterstützung sein könnte. Trumps Einzug ins Weiße Haus dürfte einen zusätzlichen Schub verleihen.

Abgesehen davon werden die Wirtschaftsaussichten durch die US-Zolldiskussion nicht besser. In diesem Zusammenhang könnte die Europäische Zentralbank auf ihrer Sitzung im Dezember oder Januar 2025 die Zinsen um 50 Basispunkte senken.

In der vergangenen Woche war insgesamt viel los und es wird in den kommenden Tagen zweifellos noch mehr geben, über das wir nachdenken müssen. Nächste Woche wird zum Beispiel der US-Verbraucherpreisindex veröffentlicht. Kurzfristig ist jedoch davon auszugehen, dass die Auswirkungen der US-Wahl das Marktgeschehen prägen werden.“

Den vollständigen Kommentar in englischer Sprache  entnehmen Sie bitte dem Anhang.

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